Volkswagen will mit einer groß angelegten Erweiterung des Händlernetzes den eigenen Marktanteil in China kräftig erhöhen. VW-Chef Martin Winterkorn hat zudem Indien im Visier, das «ein zweites China werden kann.»
Mit einer neuen Vertriebsoffensive will Europas größter Autobauer Volkswagen stärker vom boomenden chinesischen Markt profitieren. Um ihre Anteile auf dem inzwischen wichtigsten Auslandsmarkt auszubauen, planen die Wolfsburger eine großangelegte Erweiterung des Händlernetzes. Vertriebschef Christian Klingler kündigte im «Handelsblatt» an, die Zahl der Händler in China auf rund 2600 zu verdoppeln. Zudem sollen 80.000 weitere Vertriebsmitarbeiter hinzu kommen - ebenfalls eine Verdoppelung der Personalstärke. China gilt als Wachstumstreiber im Pkw- und Lkw-Geschäft.
Service verbesserungswürdig
Klingler räumte ein, dass der Kundenservice noch verbessert werden könne. VW-Chefaufseher Ferdinand Piëch hatte der Zeitung zufolge beim Pariser Autosalon Kritik am Autovertrieb in China geäußert. Die Ausweitung des Händlernetzes soll für eine engere Betreuung sorgen.
Beim Autoabsatz in China gibt es nach Überzeugung der VW-Spitze noch viel Luft nach oben. Die Konzerntochter Audi hatte dort allein im August 22.400 Fahrzeuge verkauft - ein Plus von mehr als zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Nutzfahrzeug-Geschäft sieht Volkswagen weiteres Potenzial. Das bisher in Argentinien gefertigte Pick-up-Modell Amarok soll künftig auch für chinesische Kunden interessanter werden. Im Segment zwischen 2,8 und 7 Tonnen prüft der Konzern außerdem die Marktchancen für einen Kleinlaster.
Auch der Konkurrent BMW sieht auf dem chinesischen Markt große Chancen. «Es ist gut möglich, dass China bis 2020 zum größten Absatzmarkt für die BMW-Gruppe wird», sagte Konzernchef Norbert Reithofer der französischen Tageszeitung «Le Figaro». In den ersten acht Monaten dieses Jahres habe das Unternehmen mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce dort rund 90 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Das Wachstumspotenzial sei enorm.
Hohe Ziele in Indien
In Indien will VW ähnlich stark wachsen. Bis zum Jahr 2018, in dem die Wolfsburger Toyota an der weltweiten Spitze der Autoproduzenten ablösen wollen, hat Vorstandschef Martin Winterkorn eine Zielmarke von einer Million verkaufter Autos pro Jahr ausgegeben. Dies entspräche laut aktueller Prognose einem Marktanteil der VW-Marken von 20 Prozent. Er fügte hinzu: «Indien kann für uns ein zweites China werden», so Winterkorn.
Bisher ist der Konzern in Indien von solch hoch gesteckten Zielen allerdings noch weit entfernt. Zwar haben die Wolfsburger mit ihren Marken Volkswagen, Audi und Skoda laut dem Bericht in den ersten acht Monaten dieses Jahres insgesamt 26.000 Autos in Indien verkauft. Dies entspricht einem Absatzplus von 125 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings liegt der Marktanteil von VW dort bisher bei überschaubaren zwei Prozent. (dpa/mid)