Aufbruchstimmung trotz Verlusten

Chrysler

Die Lage bei Chrysler entspanne sich, sagt Konzernchef Sergio Marchionne. Bis 2014 sollen die Schulden an den Staat vollständig abgebaut werden.

Die Kunden sind skeptisch, die Verluste weiter hoch. Dennoch herrscht Aufbruchstimmung beim gestrauchelten Autohersteller Chrysler. Die finanzielle Lage entspanne sich zusehends und Chrysler sei auf dem Weg, seine Ziele für das laufende Jahr zu erreichen, sagte Konzernchef Sergio Marchionne am Mittwoch in Auburn Hills im US-Bundesstaat Michigan. Im laufenden Jahr will er zumindest operativ in die schwarzen Zahlen zurückkehren.

Weiterhin Rückgänge

Im ersten Quartal ist dem Hersteller das schon geglückt - mit 143 Millionen Dollar. Unterm Strich fiel aber immer noch ein Minus von 197 Millionen Dollar an. Der Umsatz lag mit 9,7 Milliarden Dollar leicht über dem des Schlussquartals 2009. «Wir sind zuversichtlich, dass die Verkäufe von Chrysler weiter zunehmen werden, wenn wir im zweiten Quartal neue Modelle auf den Markt bringen», sagte Marchionne.

Darunter sind eine Neuauflage des Flaggschiffs Chrysler 300, ein neuer Jeep Grand Cherokee und der Kleinwagen Fiat 500. Chrysler ist seit seiner Insolvenz im vergangenen Jahr mit den Italienern verbandelt. Marchionne führt beide Unternehmen in Personalunion. Eine seiner dringlichsten Aufgaben ist es, die veraltete Modellpalette bei Chrysler auf Vordermann zu bringen. Komplett neue Autos mit technischer Hilfe von Fiat kommen aber nicht vor der Jahreswende 2011/2012 auf den Markt.

Im vergangenen Jahr musste Chrysler noch heftig einstecken. Auch nach Verlassen der Insolvenz im Sommer schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen. Unterm Strich summierte sich der Verlust von Juni bis Dezember auf 3,8 Milliarden Dollar, das meiste davon fiel im Schlussquartal an. Vor allem ein Gesundheitsfonds für Pensionäre belastete das Ergebnis. Der Umsatz kam bei 17,7 Milliarden Dollar heraus.

Schuldenfrei bis 2014

Der 300C soll neu aufgelegt werden Foto: AG/Flehmer

Marchionne hatte nach der überstandenen Insolvenz von Chrysler das Steuer übernommen. Fiat hält 20 Prozent an dem US-Hersteller, die Mehrheit liegt nach milliardenschweren Staatshilfen bei der Regierung. In den kommenden zwei Jahren will Marchionne den Anteil in mehreren Schritten auf 35 Prozent aufstocken - aber nur, sofern er Chrysler wieder in die Spur bringen kann.

Auf dem Papier sieht die Zukunft von Chrysler rosig aus: 2010 soll der Umsatz wieder bei 40 bis 45 Milliarden Dollar liegen. Nach einem geplanten Modellfeuerwerk sollen die Erlöse bis 2014 schließlich auf 68 Milliarden Dollar steigen und operativ fünf Milliarden Dollar Gewinn herauskommen. Auch seine Schulden beim Staat will der Autobauer bis dahin voll zurückgezahlt haben.

Italienische Technik in amerikanischen Fahrzeugen

Der größere Rivale General Motors teilt das Chrysler-Schicksal. Er rutschte ebenfalls in die Insolvenz, musste vom Staat gerettet werden und baut nun kräftig um. Dabei ist GM aber wesentlich erfolgreicher: Konzernchef Edward Whitacre kündigte an, die Schulden beim Staat komplett beglichen zu haben.

Zu Chrysler gehören die Marken Dodge und Jeep. Durch die Zusammenarbeit mit Fiat sollen bis 2014 rund 60 Prozent aller Autos auf italienischer Technik beruhen. Fiat wiederum will durch die Verbandelung auch selbst auf dem US-Markt Fuß fassen. So soll eine Elektroversion des Retro-Kleinwagens Fiat 500 nach Nordamerika rollen. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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