Ford: Teilautonom auf Level 2 in Blue Zones unterwegs

Erlaubnis vom Kraftfahrt-Bundesamt

Ford: Teilautonom auf Level 2 in Blue Zones unterwegs
Ford bietet automatisiertes Fahren auf Level 2 an. © Ford

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat Ford die Erlaubnis für seine Blue-Cruise-Technologie erteilt. Nun darf man in bestimmten Blue Zones auf der Autobahn auch teilautonom unterwegs sein.

Damit ist es der Fahrerin oder dem Fahrer möglich, die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Allerdings muss er weiterhin dem Verkehrsgeschehen folgen. Voraussetzung für die Genehmigung durch das KBA ist das Vorhandensein der hinter dem Lenkrad angebrachten Infrarotkamera.

Die Infrarotkamera erkennt, ob Fahrerinnen und Fahrer den Verkehr weiter im Blick haben: Schlafen sie ein oder surfen sie auf dem Smartphone im Internet, erkennt das eine Infrarotkamera und es erklingt ein Warnton. Der wird lauter. Reagiert der Fahrer immer noch nichts, bremst das Auto etwas ab. Zunächst ist die Blue-Cruise-Funktion nur im Elektro-Sportwagen Mustang Mach-E zu haben, in einigen Wochen können Kunden entsprechende Bestellungen aufgeben.

In USA und Kanada bereits im Einsatz

In den USA und in Kanada hätten bereits 194 000 Fahrzeuge der Marken Ford und Lincoln insgesamt 175 Millionen Kilometer im Blue-Cruise-Modus zurückgelegt, hieß es. Nach Darstellung von Ford kommen die Nutzer dadurch entspannter ans Ziel. „Wir freuen uns sehr, dass wir unseren Kunden diese innovative Technologie nun auch in Deutschland anbieten können, nachdem wir im April bereits in Großbritannien der erste Hersteller in Europa mit einem System dieser Art waren“, erklärt Martin Sander, Geschäftsführer von Ford Model e Europa.

Branchenexperten reagierten verhalten auf die Ankündigung. «Für Ford ist das ein kleiner Schritt nach vorne, aber die Konkurrenz ist schon weiter», sagte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center Automotive Research (CAR). Während man bei der Ford-Funktion den Verkehr noch aufmerksam verfolgen müsse, sei das zum Beispiel bei einer Mercedes-Funktion nicht mehr nötig, sagte der Branchenkenner. Die zentrale Frage sei, was das Feature bei Ford kosten werde. „Wenn der Preis zu hoch ist, wird das kaum Resonanz finden, weil es nur wenig Erleichterung für den Fahrer bringt.“ Der Drive Pilot von Mercedes ermöglicht das Fahren auf Level 3 .

Ford-System arbeitet auf Level 2

Bei Ford bietet man indes derzeit nur Level 2. Es ermöglicht grundsätzlich das bereits bei anderen Volumenmarken weit verbreitete teilautomatisierte Fahren nach Stufe 2. Typischerweise können solche Fahrzeuge auf Schnellstraßen selbständig die Spur halten und den Abstand zum vorausfahrenden Verkehr regeln. Doch das Ford-System kann noch mehr: Auf bestimmten Autobahnabschnitten darf der Fahrer jetzt seine Hände dauerhaft vom Lenkrad nehmen und sich chauffieren lassen. Ein Feature, dass bisher nur bei Premiummarken zu finden ist.

Das System Blue Cruise von Ford kann auf 95 Prozent aller Autobahnen in Deutschland genutzt werden. Foto: Ford

Es funktioniert so, wie Ford es verspricht. Im Kartenmaterial des Navis hinterlegt sind mit virtuellen Zäunen abgesteckte Bereiche, sogenannte Blue Zones, in denen das System die Funktion grundsätzlich freigibt. Rund 95 Prozent aller Autobahnkilometer in Deutschland zählen dazu. Ausgeschlossen sind Strecken mit unzureichenden Fahrbahnmarkierungen, Tunnelabschnitte oder Autobahnkreuze. Aktiviert der Fahrer das System über die adaptive Geschwindigkeitsregelung, übernimmt das Auto das Steuer, sobald es das unmittelbare Umfeld samt Fahrbahnbegrenzung und Verkehr sicher erfasst hat. Die Maschine signalisiert dann über das digitale Kombiinstrument unmissverständlich: „Jetzt übernehme ich!“

Aufmerksamkeit des Fahrers nötig

Blue Cruise verlangt nach wie vor die Aufmerksamkeit des Fahrers. Zeitunglesen oder Mails checken, wie bei leistungsfähigeren Level-3-Fahrzeugen von Mercedes oder BMW, bleiben tabu. Um die Kundenakzeptanz zu steigern, hat sich Ford für eine konservative Auslegung entschieden. Und das ist gut so. Das System funktioniert nur bis 130 km/h, passt das Tempo automatisch an die geltenden Limits oder sich nähernden Kurven an und hält einen größeren Abstand ein, sobald man an einem etwas breiteren Lkw vorbeifährt. Ganz so, wie es üblicherweise dem Verhalten von Autofahrern entspricht.

Blue Cruise wird als monatliches Zusatzabonnement für alle neuen Mustang Mach-E angeboten. Aber auch ältere Mustang Mach-E-Modelle lassen sich mit Hilfe eines Over-the-Air-Updates mit Blue Cruise aufrüsten. Voraussetzung ist das optionale Tech Pack. Über die genaue Kostenstruktur für Deutschland schweigt man sich noch aus. Britische Kunden müssen nach einer kostenfreien Probephase von 90 Tagen umgerechnet 21 Euro monatlich für dieses Komfortfeature abdrücken. (SP-X/dpa)

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