Der Ford Explorer ist seit 1990 unangefochten die Nummer eins im Segment. Nun bringt der Autobauer seinen Bestseller als Plug-in-Hybrid nach Europa.
Mittlerweile gibt es den Ford Explorer seit sechs Generationen. Seither wurden über acht Millionen Exemplare von ihm verkauft. Der Hunger der Amerikaner ist offenbar noch nicht gestillt: Nach einem ersten, wenig erfolgreichen Versuch vor der Jahrtausendwende bringt Ford den Besteller jetzt nach einem großen Update mit frischem Design, erweiterter Ausstattung und vor allem zukunftsfester Antriebstechnik auch wieder nach Europa.
Wer den sanften Riesen im Urlaub in Kalifornien oder Florida zu schätzen gelernt hat, kann damit ab dem Jahreswechsel auch durch Köln oder Frankfurt cruisen.
Harte Konkurrenz für VW
Als Ersatz für angezählte Raumfahrzeuge wie den Galaxy und den S-Max hat der Explorer dabei als einer der wenigen Fords das Zeug, dem ewigen Konkurrenten VW mal wieder die Schau zu stehlen. Denn er ist in so vielen Dingen so viel besser als der Tiguan und in manchen Disziplinen auch dem Touareg überlegen. Und selbst wenn Ford noch keinen Preis nennt und man die lächerlichen 36.700 Dollar für das amerikanische Basis-Modell ganz sicher nicht einfach umrechnen kann, wird er auf jeden Fall deutlich billiger sein als der Wolfsburger SUV-Flaggschiff.
Zu allererst führt der Explorer natürlich beim Platz. Mit etwas über fünf Metern noch einmal 20 Zentimeter länger als der ohnehin schon stattliche Touareg, ist das innen ein Unterschied wie zwischen Economy und Business-Klasse. Zwar ist der Touareg einen Hauch feiner ausgeschlagen und liebevoller verarbeitet. Aber die Thronsessel in der ersten Reihe des Explorer und die Beinfreiheit im Fond sind unerreicht.
Elektrische Klappsessel in Reihe drei
Selbst die elektrischen Klappsessel in der dritten Reihe sind mehr als Notsitze und taugen nach ein bisschen Kletterei auch für Erwachsene. Und wenn man sie nicht braucht, machen sie Platz für einen Kofferraum, in dem man wahrscheinlich auch einen Kleinwagen parken könnte. Wer mit dem Explorer in den Urlaub fährt, muss jedenfalls nie wieder zwischen Sommer- und Winterjacke entscheiden, sondern kann bei bereits 590 Litern in der siebensitzigen Konfiguration gleich den ganzen Inhalt seines Kleiderschranks einpacken.
Und wenn er alle Sitze flach macht, passt bei 2300 Litern Ladevolumen auch das Möbelstück selbst noch ins Auto. Dazu gibt es zahlreiche Ablagen mit nochmal über 100 Litern Volumen, sage und schreibe ein Dutzend Cupholder viele pfiffige Extras wie die speziell verkabelten USB-Buchsen für besonders schnelles Laden und überraschend viel Lack und Leder. Die Zeiten jedenfalls, in denen der Explorer tatsächlich noch aussah wie ein rustikales Expeditionsfahrzeug für ungewaschene Entdecker sind offensichtlich endgültig vorbei.
Gemütliches Fahren im Explorer
Das Fahren in Explorer ist typisch amerikanisch – und das ist durch und durch positiv gemeint. Denn der Ford ist genau so gemütlich, wie man es bin so einem Giganten erwartet und bei einem Familienauto braucht. Er versucht gar nicht erst, einem eine falsche Dynamik vorzugaukeln oder gar den Sportler zu geben, sondern rollt betont gelassen dahin, bügelt tapfer über die Querfugen auf schartigen Highways und lässt sich auch von den wenigen engen Kurven im Land der endlosen Geraden kaum aus der Ruhe bringen.
Wer es trotzdem ein bisschen engagierter mag, der kann ja in den Sportmodus wechseln. Dann dreht die Automatik ihre konkurrenzlosen zehn Gänge weiter aus und das ganze Auto fühlt sich ein wenig verbindlicher an. Und falls statt Alltag mal Abenteuer auf dem Programm steht, gibt es zum serienmäßigen Allrad auch Fahrprofile für Schnee, Sand oder Schlamm, mit denen sich der Explorer auch da wieder raus wühlt, wo sich ohnehin kein Zivilist hinein traut.
Das Format ist amerikanisch, aber die Motoren haben mittlerweile durchaus europäischen Zuschnitt. Schließlich gibt es den Explorer in der sechsten Generation jetzt sogar mit einem für amerikanische SUV-Verhältnisse geradezu lachhaften 2,3-Liter-Vierzylinder, der dank EcoBoost-Technik trotzdem über 300 PS leistet. Und weil sie es ernst meinen mit dem Spritsparen, bauen sie sogar zum ersten Mal einen Hybrid-Antrieb ein.
In Europa nur als PHEV
Bis der Explorer nach Europa kommt, drehen sie ihm den Benzinhahn sogar noch weiter zu. Denn bei uns wird es ihn ausschließlich als Plug-In-Hybriden geben, für den Ford einen 3,0 Liter großen V6-Benziner von 350 PS mit einer 100 PS starken E-Maschine und einem 13,1 kWh großen Akku für immerhin 40 Kilometer elektrische Reichweite kombiniert. Zusammen 450 PS und 850 Nm stark, soll dieses Tandem rein rechnerisch dann nur noch 3,4 Liter verbrauchen und die Mär vom versoffenen Ami-SUV gar vollends Lügen strafen.
Dieses Paket kann dem Explorer nicht schaden. Denn zumindest mit dem konventionellen Hybriden hält sich die Fahrfreude in engen Grenzen. Zu träge reagiert der 3,3 Liter große und 318 PS starke V6 aufs Fahrpedal und klingt dabei zu kratzig, als dass man ihn wirklich gerne fahren würde. Und wenn überhaupt, dann rollt er allenfalls ein paar hundert Meter ohne den Verbrenner. Das wird bei der EU-Version und ihrem Steckdosenstromer in jeder Hinsicht anders, versprechen die Ingenieure.
Gute Ausstattung
Aber nicht nur beim Motor setzt Ford auf High-Tech, sondern auch bei der Ausstattung. Denn die Amerikaner spendieren dem Bestseller von den LED-Scheinwerfern über die Assistenzsysteme bis hin zum weitgehend automatisierten Parken fast alles, was ihr Vorrat an Innovationen hergibt.
Das Ergebnis ist ein Auto, das bei den direkten Konkurrenten seines gleichen sucht. Denn weder VW noch Opel haben bei uns ein solches Auto im Programm und BMW X5, Audi Q7 oder Mercedes GLE mögen zwar beim Platz vergleichbar sein, spielen aber bei Preis und Prestige in einer anderen Liga. Mit ein bisschen Glück könnte der Explorer so zu einer erfolgreichen Neuentdeckung aufbrechen und aus der Neue die alte Welt erobern. (SP-X)