Tuner entdecken Bioethanol-Fahrzeuge

Auch wenn sich noch alles im kleine Rahmen bewegt – Bioethanol-Fahrzeuge sind auch hierzulande gefragt. Das hat nun auch einige Tuner auf den Plan gerufen.

Der Klimawandel und die steigenden Spritpreise zwingen die Industrie und die Verbraucher zum Umdenken. Um die CO2-Emissionen zu verringern und die Kosten halbwegs im Griff zu behalten, sind umweltfreundliche Neuentwicklungen und bedachtes ressourcenschonendes Fahrverhalten nötig. Ein weiterer Ansatz ist, die Umwelt- und Kostenbilanz schon zugelassener Autos zu verbessern: Hier gewinnt neben Autogas das Umrüsten auf Bioethanol an Bedeutung.

Südamerika als Vorbild

Bioethanol wird durch Destillation nach alkoholischer Gärung aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen - etwa aus Getreide oder Stroh. Ethanol kann in Reinform oder als Mischkraftstoff mit einem Anteil an Ottokraftstoff - etwa als E85 mit 85-prozentigem Ethanolgehalt - in Ottomotoren verwendet werden.

Zu den Vorteilen zählt laut dem Verein «Mobil ohne Fossil» in Weilheim (Bayern) die Klimaneutralität: Das entstehende CO2 wurde von Pflanzen zuvor aus der Luft gebunden. Ethanol lässt sich günstig herstellen und ist von der Mineralölsteuer befreit. «Insgesamt errechnet sich ein Preisvorteil von 20 Prozent gegenüber Benzin.»

In Südamerika und Skandinavien sind viele ab Werk auf Ethanol ausgelegte Autos unterwegs. Dagegen fristet der Sprit in Deutschland noch ein Nischendasein - nur Saab und Ford bieten Ethanol-Wagen an. Vermutlich vrsuchen sich deshalb manche Firmen an der Nachrüstung. Im Internet werden Standard-Zusatzsteuergeräte angeboten - zu Preisen ab etwa 500 Euro. Nun springen die Tuner auf: Elia aus Langenzenn (Bayern) wird ab Mitte 2008 für mehrere Autos ein Nachrüstkit anbieten.

Tuner ziehen nach

Die Lösung soll auf den Fahrzeugtyp abgestimmt sein. Sie enthält einen Sensor, der den Ethanolgehalt ermittelt und ans Steuergerät meldet. Je nach Mischungsverhältnis werden die Einspritzzeiten verändert. Dazu modifiziert unter anderem Elia die Motorsteuerung - und hebt die Leistung. Der Satz soll 1200 bis 1500 Euro kosten.

Auch Abt aus Kempten hat mit Ethanol-Umrüstungen experimentiert. Laut Technikchef Andreas Zeilbeck wurde ein Audi A3 mit 2,0-Liter-TFSI-Motor auf E85 getrimmt und getestet - ohne Probleme. Dennoch hat der Tuner das Projekt wieder auf Eis gelegt. «Ich als Techniker hätte das zwar gerne.» Doch die Nachfrage sei derzeit noch zu gering.

Kritiker sind zur Stelle

Kfz-Experte Magnus Geisler vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg sieht Umrüstungen vom Tuner kritisch: «Ethanol ist ein Feigenblatt.» Besser für die Umwelt wäre ein Ansatz, der den Verbrauch verringert. Geisler warnt zudem vor möglichen Gefahren: «Nachrüstung bedeutet häufig das nachträgliche Einbauen von universellen Sätzen. Das birgt ein gewisses Pannenrisiko.»

Auf Risiken weist auch Volker Schittenhelm vom Verband der Motorinstandsetzungsbetriebe (VMI) in Ratingen hin. Je nachdem, wie die Umrüstung gemacht ist, seien Motorschäden nicht auszuschließen. Und im Schadensfall sei es schwierig, die Ursache nachzuweisen - schlimmstenfalls bleibe der Halter auf den Reparaturkosten sitzen.

Wer eine Umrüstung wünscht, sollte sich an einen Spezialisten wenden, der eine genaue Abstimmung vornimmt. «Eine individuelle Anpassung kann immer nur besser sein als eine Lösung, die für alle Modelle geeignet sein soll», sagt Schittenhelm. Geisler nennt ein weiteres Problem: In Deuschland gibt es noch zu wenige Tankstellen. (dpa/tmn)

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