Hardtops: Klappen ohne zu klappern

Immer mehr Hersteller statten ihre Cabrios mit einem Stahldach aus. Für die Kunden stellt sich dabei jedoch angesichts der aufwendigen Bauweise die Frage nach der Haltbarkeit.

Von Thomas Geiger

Als vor zehn Jahren der Mercedes SLK mit dem ersten vollautomatisch versenkbaren Stahldach auf den Markt kam, war die Verwandlung vom Coupé zum Cabrio noch eine kleine Sensation. Mittlerweile verfügt beinahe jedes zweite Cabrio über ein so genanntes Retractable Hardtop. Allerdings werden die Systeme, wie zuletzt das aus fünf Teilen inklusive Schiebedach bestehende Dach des VW Eos, immer aufwendiger. Das wirft Fragen nach der Haltbarkeit auf: «Klappt es auch in zehn Jahren noch ohne Klappern?», wollen Interessenten vor der Kaufentscheidung wissen.

Kein Anlass zur Sorge

Zumindest die Erfahrungen mit den inzwischen durchaus betagten Klapp-Cabrios der ersten Generation geben nach Einschätzung von Sachverständigen bei Prüforganisationen und Automobilclubs wenig Anlass zur Sorge. So gibt zum Beispiel Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum im bayerischen Landsberg nach einem Blick in die Mängelstatistik Entwarnung: «Besondere Auffälligkeiten für Cabrios mit klappbarem Stahldach sind dort bis jetzt nicht festzustellen», sagt der Experte. «Die richtige Bedienung ist aber wichtig, damit zum Beispiel durch falsche Beladung keine Schäden entstehen.» Paulus warnt vor Koffern oder Einkaufstaschen, die trotz Schutzrollos ins Gestänge der Dachkonstruktion geraten oder am Lack kratzen können.

Der Opel Astra TwinTop Foto: Werk

Allerdings schränkt der ADAC-Experte ein, dass die Mechanik komplizierter sei als bei einem konventionellen Stoffdach. Oft müssten mehr Teile bewegt werden, und die Lasten seien mitunter deutlich größer. «Die Wartung dieser Dächer spielt deshalb eine wichtige Rolle», sagt Paulus. Wenn sie allerdings ordnungsgemäß erfolgt, sind Kunden seiner Ansicht nach mit einem Retractable Hardtop auf Dauer möglicherweise besser bedient: «Ein textiles Cabriodach bleicht irgendwann einmal aus oder wird spröde.» Wird ein festes Faltdach ordentlich gepflegt, glänze es nach zehn Jahren noch genauso wie die Kotflügel oder die Motorhaube.

Dichtungen pflegen

Entsprechend sind die Ratschläge der Hersteller in den Bedienungsanleitungen: So warnt etwa VW nach Angaben von Sprecher Andreas Brüsch in Wolfsburg davor, das Dach mit dem Hochdruckreiniger zu säubern und mahnt die regelmäßige Pflege der Dichtungen außerdem sollten Reparaturen nicht selbst versucht werden. «Bei Problemen am Fahrzeug gilt es, den Fachhändler aufzusuchen», sagt Brüsch. Auch Nässe ist dem Mechanismus nicht zuträglich. Jedenfalls rät Peugeot in Saarbrücken seinen Kunden im Handbuch des 307 CC, das Dach nach einem Regenguss oder nach einer Fahrt durch die Waschanlage erst trocknen zu lassen, bevor man es wieder öffnet.

Der Peugeot 206 cc Foto: Werk

Wie VW-Sprecher Brüsch bestätigt, haben die Hersteller bei der Entwicklung bereits den Alterungsprozess berücksichtigt und die Verdecke entsprechend erprobt: «Der Eos wurde bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen - heiß, kalt, feucht oder trocken - getestet. Diese Tests lagen weit über den normalen Alltagsbetrieb.» Insgesamt hat das neue Eos-Cabrio nach seinen Angaben vor Produktionsbeginn über eine Million Testkilometer in Afrika, Mitteleuropa, den USA und in Skandinavien zurückgelegt, bei denen auch das Dachsystem stets kontrolliert wurde. Selbst bei tiefen Minusgraden habe sich das Verdeck noch einwandfrei schließen lassen.

Lange Haltbarkeit

Dass so ein System wirklich lange halten kann, beweist Peugeot laut Sprecher Bernhard Voss nicht nur mit den zusammen rund 120.000 Exemplaren des 206 CC und 307 CC, die bislang ohne Auffälligkeiten durch Deutschland rollen. Gleiches gilt auch für den Eclipse aus den dreißiger Jahren, der als weltweit erstes Fahrzeug mit einem solchen Verdeck ausgerüstet wurde. «Zwar ist dort ein wenig Handarbeit erforderlich, doch funktioniert die automobile Verwandlung noch immer tadellos», sagt Voss. «Und das, obwohl der Wagen mittlerweile 70 Jahre auf dem Buckel hat.» (dpa)

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