Ersatzteile für ältere Autos: Nachschub ist gesichert

Auch wer einen alten Wagen fährt, muss sich in der Regel keine Sorgen um Ersatzteile machen. Nach dem Serienauslauf halten die meisten Hersteller mindestens zehn Jahre lang Nachschub bereit.

Von Thomas Geiger

Einige Mausklicks genügen, und schon schauen auch Besitzer älterer Autos an der Reparaturannahme wieder zuversichtlich in die Zukunft. Selbst wenn ihr Wagen lange nicht mehr gebaut wird, bedeutet eine Panne nicht unbedingt das Ende. Denn um den Nachschub zu sichern, bewahren die Hersteller die Ersatzteile für frühere Modelle viele Jahre über den Serienauslauf hinaus auf.

VW zum Beispiel macht dabei aber Unterschiede: «Grundsätzlich werden Teile, die den Fahrbetrieb gewährleisten, etwa Motor oder Getriebe, 15 Jahre nach Serienauslauf des Fahrzeuges bevorratet», sagt Malte Harbusch aus dem Ersatzteilevertrieb von VW in Wolfsburg. Andere Teile würden zehn Jahre lang vorgehalten. Ähnliche Fristen nennen auch andere Hersteller: So hält Porsche die Ausstattungsteile für 10 und die «Fahrbereitschaftsteile» für 15 Jahre auf Lager. Bei BMW verspricht Pressesprecher Andreas Sauer Nachschub für mindestens 12 Jahre.

Bedarf wird statistisch ermittelt

Welche Dimensionen die Teileversorgung annehmen kann, zeigt etwa DaimlerChryslers «Global Logistic Center» in Germersheim. Das Lager versorgt laut dem Hersteller mehr als 400 Großhändler weltweit, die die Servicebetriebe beliefern. Insgesamt lagern in Germersheim und den dazugehörigen Außenstandorten rund 400.000 Teile. Weitere 90.000 Teile können bestellt werden. Zum Vorrat zählen den Angaben zufolge allein 16.000 verschiedene Schrauben.

Wie viele Teile die Hersteller nach dem Ende der Serienproduktion ins Lager nehmen, ermitteln sie über komplizierte Formeln: «Die Stückzahlen lassen sich über statistische Auswertungen der Ersatz- und Austauschteilverbräuche der davor liegenden Perioden ermitteln», sagt ein Porsche-Sprecher in Stuttgart. VW-Experte Harbusch ergänzt: «Je nach Wirtschaftlichkeit werden in der Nachserienzeit Langzeitmengen und bei Bestsellern wie dem Golf sogar Allzeitmengen festgelegt und eingelagert.»

Werden die Ersatzteile knapp, klingeln im Lager die Alarmglocken. Dann werden laut BMW-Sprecher Wieland Bruch einzelne Chargen neu aufgelegt oder die Teile von Hand gefertigt. Allerdings suchen die Unternehmen dabei oft alternative Lösungen: Statt einen Sitzbezug neu weben zu lassen, bieten sie dem Kunden zum Beispiel vier andere an, die noch auf Lager sind, erläutert ein Mitarbeiter.

Auch Zulieferer werden in die Pflicht genommen

Für beliebte Modelle werden Ersatzteile in großen Mengen eingelagert. Foto: dpa

Für diese Lieferverpflichtung nehmen die Hersteller oft auch ihre Zulieferer ins Boot: Bei Siemens VDO zum Beispiel ist Michael Lutz für die Organisation des Materialflusses verantwortlich. Für Zehntausende von Teilen haben der Zulieferer und der Hersteller gemeinsam Restmengen festgelegt. «Dabei wandern wir auf einem schmalen Grat», sagt Lutz: «Eine zu große Reserve treibt die Kosten in die Höhe, und Versorgungslücken können kostspielig werden.»

Verknappungen sind nach Angaben der Hersteller die Ausnahme. Meist bleiben viele Teile auch nach der zugesicherten Frist verfügbar. Sie werden dann an die Oldtimer-Sparte weitergereicht. Wie gut dort die Versorgung mit Ersatzteilen ist, hat 2005 die «Mobile Tradition» von BMW mit einem 2002 tii bewiesen: Sein Baujahr ist 1973, und seine Teile wurden tatsächlich vor 30 Jahren gefertigt. Das Auto selbst aber hat die Klassikerwerkstatt laut BMW-Sprecher Bruch erst 2005 gebaut - aus Teilen, die fast vollständig aus dem Lager kamen. (dpa)

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