Die Anschaffung eines Youngtimers kann mehre Gründe haben. Manche Modelle haben dabei das Potenzial zum Klassiker.
Für einige Kunden ist die Anschaffung eine Möglichkeit, sich ein Auto zu kaufen, das für sich als Neuwagen unerschwinglich war. Der andere wünscht sich vielleicht das Auto seiner Kindheit zurück. Oder der Youngtimer ist Mittel zum Zweck, um günstig von A nach B zu kommen. Manche Modelle haben zudem das Potenzial zum Klassiker. Doch worauf sollte man beim Kauf achten?
«Zunächst einmal gilt für den Youngtimer dasselbe wie für den Oldtimer» sagt Carsten Kürten. «Das bessere Auto ist immer auch der bessere Kauf.» Ein Audi TT der ersten Baureihe habe beispielsweise Potenzial.
Die Region entscheidet über Zustand
Ein Auto aus rheinländischem Erstbesitz sei einem sogar besser ausgestatten Exemplar aus Oberbayern vorzuziehen. Warum? Weil das Fahrzeug aus Bayern vermutlich in jedem Winter mit viel Salz in Berührung gekommen ist. Im Zweifel lieber etwas mehr Geld investieren, rät Kürten, der sich mit seinem Kölner Unternehmen auf die Restaurierung britischer Luxus-Oldtimer spezialisiert hat.
Marcel Mühlich pflichtet ihm bei. «Wer glaubt, er könne mal eben im Vorbeigehen ein Schnäppchen machen und brauche später an der einen oder anderen Stelle bloß ein wenig Rost entfernen, dem droht häufig ein böses Erwachen», warnt der der Experte für Verkehrssicherheit und Technik beim Auto Club Europa (ACE).
Arbeiten an der Karosserie kosten Geld
Sobald es um Karosseriearbeiten geht, stiegen die Kosten schnell ins Unbezahlbare. «Ein wirklich gutes Auto, möglichst rostfrei, ohne Undichtigkeiten und ohne Wartungsstau sei deshalb immer die bessere Wahl», sagt Mühlich.
Eine weitere Youngtimer-Grundregel: «Natürlich ist erst einmal das Auto das richtige, das mich jedes Mal lächeln lässt, wenn ich es sehe. Und wenn das einem Golf II mit vier Türen und 60 PS, aber ohne Sonderausstattung gelingt, dann ist das eben meine Definition von automobiler Glückseligkeit», sagt Kürten.
Ausstattung kann Unterschied machen
Beide Experten betonen, dass verschiedene Karosserie- und Ausstattungsvarianten sowie Motorisierungen derselben Baureihe unterschiedliches Potenzial haben können. «Kauft man heute ein Coupé oder ein Cabrio sowie eine Limousine der Mercedes Baureihe W124, dann gebe ich Brief und Siegel, dass die Chancen, Gewinn abzuwerfen, für das Coupé/Cabrio deutlich höher sind», so Kürten. «Die Ausführung mit dem größeren Motor oder der vielleicht bei dem entsprechenden Modell noch selten verbauten Klimaanlage, ist immer der bessere Kauf» ergänzt Mühlich.
Echte Klassiker-Chancen traut Kürten zum Beispiel dem Mercedes 500 E der W124-Baureihe zu. «Beim 500 E handelt es sich nur auf den ersten Blick um eine weitere durchschnittliche Limousine dieser Baureihe. Tatsächlich verfügt das Auto über einen V8-Leichtmetallmotor, der 326 PS leistet und wurde nicht bei Mercedes, sondern nahezu komplett bei Porsche montiert», erklärt er.
Teileversorgung ist ein Knackpunkt
Und wie sieht es mit Exoten aus, etwa dem zwischen 2001 und 2003 gebauten Renault Avantime? Während Kürten bei dem französischem Kombicoupé «technische und konstruktionsbedingte Mängel» und eine «mehr als schwierige Ersatzteilversorgung» moniert, mag ACE-Mann Mühlich auch solchen Außenseitern zumindest eine Chance geben. «Wer sich für ein solches Auto interessiert, dem rate ich dringend, sich an einen Fanklub zu wenden, wie er für sehr viele Auto existiert, und vielleicht sogar dort Mitglied zu werden.»
Unterm Strich taugt ein Youngtimer weniger als ernsthafte Geldanlage. Käufer tun sich einen größeren Gefallen, wenn bei ihnen der Spaß im Vordergrund steht. «Dass ein Youngtimer im Laufe der Jahre im Wert steigt, ist zwar nicht ausgeschlossen; viele vergessen aber, dass auch regelmäßige Kosten anfallen», so Kürten – etwa für einen schützenden Garagenstellplatz. (dpa)