Yamaha hat die R3 gründlich überarbeitet. Optisch macht der Einstiegssportler der Japaner einiges her. Und wie schaut es fahrtechnisch aus?
Für viele hört sich Einstiegsmotorrad erst einmal nicht wirklich sexy an. Schließlich hängt diesem Prädikat immer der Ruf des Unvollständigen an. Deshalb versuchen Einstiegsmotorräder eben genau diesen Eindruck zu vermeiden – siehe Yamahas neu aufgelegte R3.
Beim ersten flüchtigen Blick würden wohl nur die wenigsten Betrachter das Motorrad in die untere Leistungsschublade stecken. Zu erwachsen und ambitioniert schaut der Nachwuchssportler aus seinem Projektionsscheinwerfer, der im zentralen Lufteinlass untergebracht ist, flankiert von zwei rassigen LED-Positionsleuchten. Angedeutete seitliche Winglets wie in der MotoGP besorgen den Anpressdruck – für 7300 Euro zumindest optisch.
Sitzhöhe von 78 Zentimeter
Supersportlichen Sehgewohnheiten entspricht die überarbeitete Vollverkleidung, die nebenbei noch einen praktischen Nutzen besitzt: Zusammen mit der schlankeren Sitzbank gewährt sie Kurzbeinigen besseren Bodenkontakt, mit der Sitzhöhe von 78 Zentimetern sollten nur ganz wenige Staturen Probleme bekommen. Aus dem Polster überrascht, wie hoch der Lenker liegt, die Beine finden guten Halt und Knieschluss, insgesamt fällt die Sitzposition zwar kompakt, doch überhaupt nicht unbequem aus.
Ähnlich beherrschbar liefert der 321-Kubik-Reihentwin seine Performance ab, die bei 42 PS und 29,5 Newtonmeter doch ziemlich deutlich unter dem möglichen 48-PS-Limit für A2-Führerscheinbesitzer bleibt. Einmal in Fahrt, fällt dieses Manko jedoch kaum auf. Mit einem überraschend erwachsenen Sound kaschiert der Vierventiler den kleinen Hubraum, die neue, sehr leichtgängige Assist-und-Slipperkupplung macht es dem Schaltfuß leicht, immer im vortriebsfördernden Drehzahlbereich unterwegs zu sein.
Hohe Drehzahl, ordentlich Vorschub
Wer die Drehzahl hoch hält, wird mit ordentlichem Vortrieb belohnt, gleichzeitig ist die R3 unten herum gefügig und einfach zu dosieren – genau richtig für Einsteiger oder jene, die nach Feierabend einfach eine relaxte Runde drehen wollen. Über das Sechsganggetriebe mit einer guten Abstimmung ist bis Tempo 120 km/h stets ein gewisser Schub vorhanden, erst darüber wirkt das Aggregat ausgelaugt.
Am meisten Spaß bereitet die Japanerin auf verwinkelten Landstraßen mit halbwegs akzeptablem Asphalt. Hier generiert das simple, aber gut austarierte und sauber abgestimmte Chassis einen Fahrspaß allererster Güte – wer die R3 fliegen lässt, wird mit veritablen Kurvenräuberqualitäten belohnt. Leicht und locker umkurvt die R3 sämtliche Radien, geradezu spielerisch turnt sie durch Wechselkurven – gerade mal 169 Kilo Gewicht und schmale Reifen vom Typ Dunlop Sportmax GPR-300 befeuern das Fahrvergnügen, mit dem auch erfahrene Piloten ihre Freude im Winkelwerk haben.
LCD-Cockpit bietet schnelle Übersicht
Solide und berechenbar sorgen die wenig spektakulären Verzögerer für den Geschwindigkeitsüberschussabbau, das passt zum Konzept des Für-jeden-Sportlers. Selbst wenn der eigentliche Bremspunkt mal überfahren wurde und der Anker spät und hart geworfen wird, bleibt die R3 hinreichend stabil.
Wie es sich für ein junges Motorrad gehört, zeigt das vom Rennsport inspirierte neue LCD-Cockpit nicht nur alle wichtigen Informationen zur Fahrt an, sondern lässt sich über Bluetooth mit dem Smartphone verbinden. Per kostenloser MyRide App eröffnet sich eine neue Welt der spezifischen Informationen: Beim Laden der App werden die letzte Parkposition des Motorrads, der Kraftstoffverbrauch, die Motordrehzahl und der Drosselklappenöffnungswinkel, die Beschleunigungsrate und eine Anzeige für umweltfreundliches Fahren angezeigt.
Wer mag, erstellt ein persönliches Fahrtenbuch mit Kartenrouten, Durchschnittsgeschwindigkeit, Wetter und Temperatur, Höhenangaben und mehr. Passenderweise übernimmt ein neuer USB-Anschluss in der Frontverkleidung die Versorgung des digitalen Kommunikators. Obendrauf sattelt die Yamaha einen wertigen Eindruck, von daher geht der Preis von 7.300 Euro in Ordnung. (SP-X)