Yamaha MT-10: Kraftprotz für die Kurvenhatz

Yamaha MT-10: Kraftprotz für die Kurvenhatz
Die Yamaha MT-10 wurde für 2022 kräftig aufgefrischt © Yamaha

Mehr Leistung, besserer Sound, schärferes Display: Yamaha hat sein Top-Naked-Bike MT-10 umfassend überarbeitet.

Für Yamaha spielt die MT-Baureihe der unverkleideten Landstraßenroadster, im Firmenjargon Hyper Naked genannt, eine wesentliche Rolle: Fast die Hälfte aller verkauften Maschinen zählen zu dieser Gattung. Oberhaupt der vielköpfigen Familie, die mit der MT-125 bei den Leichtkrafträdern beginnt, ist die MT-10, die sich vom Supersport-Flaggschiff YZF-R1 ableitet und für 2022 kräftig überarbeitet wurde.

Das beginnt schon bei der insektenartigen Front, seit jeher polarisierendes Erkennungsmerkmal der MT-10. Ganz sicher kein Fall für Mainstream – selbst wenn die Front mit dem schmalen LED-Licht und den weit abstehenden Ansaugnüstern nicht mehr ganz so alienhaft daherkommt.

Auch die akustische Außenwirkung hat abgenommen, obwohl der Vierzylinder nochmals stärker geraten ist. Der in seinen Grundzügen vom Supersportler R1 abstammende Triebsatz wurde über neue Titan-Schalldämpferanlage und einen renovierten Ansaugtrakt domestiziert, dennoch hört und spürt der Fahrer den Sound noch stärker. Zwei Öffnungen auf dem Tank sorgen dafür, dass er das Konzert fast für sich allein hat.

Leistung in jedem Drehzahlbereich

Fahr- und Einstellungs-Infos gibt’s bestens ablesbar im 4,2 Zoll-Farb-Display. Foto: Yamaha

Verglichen mit dem Hochleistungsmotor der R1 zeigt sich das Triebwerk mit mehr Schwungmasse und weiteren Modifikationen einsatzgemäß aufbereitet und punktet in nahezu jedem Drehzahlbereich mit linearer Leistungsentfaltung. Das Leben auf der Landstraße leichter macht zudem der nun serienmäßige Blipper durch kupplungsloses Rauf- und Runterschalten im nicht ganz geschmeidigen Sechsganggetriebe und lässt ein wenig darüber hinwegsehen, dass der Kupplungshebel nicht einstellbar ist. Gegenüber dem Vorjahresmodell legt der MT-Treibsatz nochmal um 6 PS zu: 166 PS liegen bei 11.500 U/min an, der Drehmomentgipfel von 112 Newtonmeter ist bei 9.000 Touren erreicht.

Wie diese Kraft zum Einsatz kommt, entscheidet der Fahrer über vier vom linken Lenker anwählbare Fahrmodi, die dank der Integration eines Schräglagensensors einen wesentlich größeren Funktionsumfang erhalten haben. Dass die Modi nur im Stand umschaltbar sind, irritiert, wird aber von den Feintuning-Möglichkeiten während der Fahrt ausgeglichen: Über eine schnelle Tastenkombination lassen sich das Ansprechverhalten des Motors vierfach, die Schräglagen-Traktionskontrolle fünffach und die Slidekontrolle beim Herausbeschleunigen aus der Kurve dreifach variieren.

Apropos Menü: Der Pilot bekommt die Fahr- und Einstellungsinformationen neuerdings bestens ablesbar durch ein 4,2 Zoll großes Farb-TFT-Display präsentiert. Das wirkt zwar nicht sonderlich groß, bietet seine Anzeigen aber scharf und klar. Zudem gibt es neben dem Landstraßenlayout noch einen reduzierten Track-Modus. Gemeinsam mit dem neuen Instrument halten ein Tempomat sowie ein Speed Limiter Einzug.

Das Einlenken verlangt nach Körpereinsatz

Auf kurvigen Landstraßen fühlen sich die MT-10 und ihr Fahrer gut aufgehoben. Foto: Yamaha

Beim Fahrwerk sind die Ähnlichkeiten zum Supersportler R1 fast noch enger als beim Antrieb. Vom Leichtmetall-Brückenrahmen über die voll einstellbaren KYB-Federelemente – hinten sogar in High und Low für die Druckstufendämpfung – reicht das Arsenal. Auf kurvigen Landstraßen fühlen sich die MT-10 und ihr Fahrer gut aufgehoben. Auch wenn der Kraftprotz beim Einlenken nach etwas Körpereinsatz verlangt.

Ein weiterer Fortschritt betrifft die Bremsen, die nun von einer Radialpumpe für die beiden vorderen Scheibenbremsen profitieren. Mit klarem Druckpunkt und hoher Effizienz gebieten sie dem Treiben notfalls Einhalt. Nur das ABS könnte an der Hinterhand etwas zurückhaltender zu Werke gehen. Zur sportlichen Fahrweise passt die leicht überarbeitete Ergonomie bestens. Erwartungsgemäß hält sich der Schutz vor Wind und Wetter in engen Grenzen.

Auf der elektronischen Seite hat die MT-10 einen gewaltigen Schritt in Richtung Konkurrenz getan. Ausstattungsmäßig wirkt die 12-Volt-Bordsteckdose etwas in die Jahre gekommen, auch fehlt dem TFT-Display eine Möglichkeit, sich mit dem Smartphone zu verbinden. Insofern geht der gegenüber dem Vormodell um 1.500 Euro auf wettbewerbsfähige 15.449 Euro gestiegene Preis durchaus in Ordnung. (SP-X)

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