Xpeng XPilot: Hüter, Helfer, Lehrer, Wächter

Xpeng XPilot: Hüter, Helfer, Lehrer, Wächter
Nach dem neuesten Software-Update kann sich auch der G9 vor unberechtigtem Zugriff schützen. © XPeng

Jeweils fünf Plätze für Insassen haben die Fahrzeuge der chinesischen Marke XPeng, die derzeit in Deutschland erhältlich sind. Ein sechster ist aber stets mit an Bord: Der „XPilot“.

Der unsichtbare Mitfahrer bündelt als virtueller Assistent eine Reihe von Sicherheits- und Komfort-Systemen, die laut Hersteller vorausschauendes Fahren, rechtzeitige Warnungen vor möglichen Gefahren und erleichtertes Einparken gewährleisten sollen. Die jüngste Entwicklungsstufe der Bord-Software bietet obendrein einen „Wächter-Modus“ an, in dem sich das Fahrzeug bei Abwesenheit der Besitzer selbst vor unberechtigtem Zugriff schützt und mit Hilfe der Bordkameras eine eventuell notwendige Beweissicherung unterstützt.

Mit rund 400 neu zugelassenen Fahrzeugen 2024 spielt die Marke XPeng hierzulande auch unter den chinesischen Anbietern eine eher untergeordnete Rolle. Wettbewerber wie Great Wall Motor oder BYD, die schon deutlich länger in Deutschland präsent sind, brachten es vergangenes Jahr auf jeweils rund 3000 amtliche Registrierungen. Da Xpeng jedoch auf ein Vertriebskonzept mittels niedergelassener Händler setzt und in Mehrmarken-Häusern die direkte Konkurrenz mit etablierten Herstellern nicht scheut, vertrauen die Newcomer auf hohe technische Kompetenz und den Anreiz von All-Inklusive-Ausstattungen.

Virtueller Blick unter den Stoßfänger

Ein neues Betriebssystem von Xpeng sorgt für Verbesserungen bei den Assistenzsystemen. Foto: XPeng

Eine 360-Grad-Kamera, die aus den Bildern von seitlichen Spähern eine Draufsicht aus der Vogelperspektive errechnet, haben inzwischen viele Pkw an Bord. XPeng ergänzt diese Funktion durch ein so genanntes transparentes Chassis. Vom Fahrersitz aus nicht einsehbare Bereiche, wie etwa der tote Winkel unmittelbar vor dem Fahrzeug, können mittels eines Nvidia-Hochleistungsprozessors auf dem zentralen Bildschirm sichtbar gemacht werden. Die automatische Ein- und Ausparkhilfe wird beim neuesten Modell, dem SUV-Coupé G6, durch den Park-Assistenten ergänzt, der durch eine Smartphone-App gesteuert werden kann.

Kollisionsschutz und Hinderniserkennung wirken sowohl nach vorn, als auch bei rückwärts gerichteter Fahrzeugbewegung. Der Abstandstempomat regelt bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h, beim Gespann-Fahren mit zum Beispiel einem Wohnwagen-Anhänger wird dieses Maximaltempo automatisch auf 100 km/h begrenzt, um Spurtreue zu sichern und Aufschaukeln zu verhindern. Die Modelle G6 und G9 haben außer den üblichen Querverkehrs- und Spurhaltewarnern auch ein Fahrer-Monitoring, das auf Ablenkung oder Müdigkeit hinweist. All dies und die vorgeschriebene akustische Tempo-Warnung, darauf legen viele Nutzer Wert, ist über das Bedienmenü abschaltbar.

Täter bei der „Arbeit“ gefilmt

Als lernfähige Ergänzung ist das so genannte „X-Combo“ konzipiert. Routine-Handhabungen, wie etwa das Anbringen eines Kindersitzes, kann das System selbstständig erkennen und aktiviert im Wiederholungsfalle automatisch die Kindersicherung der Türen. Durch die Arbeit von fünf Radar-, zwölf Ultraschallsensoren und einem Dutzend Kameras kann sich das XPeng-Fahrzeug nach dem neuesten Software-Update auch vor Diebstahl und unberechtigtem Zugriff schützen: Dazu dient der Wächter-Modus des „AI Bodyguard“. Sobald verdächtige Bewegungen oder Vibrationen in unmittelbarer Nähe des abgestellten Fahrzeugs registriert werden, informiert das Bordsystem Besitzer oder Besitzerin. Voraussetzung: Die Xpeng-App muss auf dem Smartphone installiert sein. Gleichzeitig beginnen die Bordkameras mit der Aufzeichnung der Geschehnisse in direkter Umgebung, der Alarm schaltet außerdem die Warnblinkanlage ein.

Wer sich von den zahlreichen neuen Funktionen und ihrem Auffinden in den Tiefen der Menüführung überfordert fühlt, kann auch dafür Hilfe von seinem Auto bekommen. Auf dem Hauptmonitor über der Mittelkonsole sind nach Stichwortsuche so genannte Tutorials abrufbar. Das sind Lern-Videos unterschiedlicher Länge, die wie ein TV-Yogakurs bestimmte Handhabungen in Wort und Bild schrittweise erklären. Das Ansehen geschieht zweckmäßigerweise vor Antritt der Fahrt.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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