Sehen und gesehen werden heißt das Motto auf den Straßen. Die Entwicklung des Lichtes für Autos spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.
Von Thomas Flehmer
Mit Laternen, die an der Seite oder auf der Motorhaube platziert waren, beginnt die Geschichte der Frontscheinwerfer zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Damals waren nicht so viele und nicht so schnelle Fahrzeuge unterwegs wie knapp 120 Jahre später. Doch erst in den letzten knapp 25 Jahren hat die Entwicklung Fahrt aufgenommen und macht den Verkehr sehr viel sicherer.
Xenon drei Mal so hell wie Halogen-Scheinwerfer
Denn „sehen und gesehen werden“ lautet das oberste Prinzip, um vor Unfällen gewappnet zu sein. Noch weit verbreitet sind die seit Mitte der 60er Jahren auf dem Markt erschienen Halogen-Scheinwerfer, die aber immer mehr dem Xenon-Licht Platz machen. „Xenon bringt drei Mal so viel Licht auf die Straße und verfügt über eine höhere Reichweite als andere Lichtquellen“, sagt Michael Kleinkes im Gespräch mit der Autogazette.
Der Leiter der Lichtentwicklung beim ostwestfälischen Hersteller Hella sieht dabei allerdings nicht nur den Aspekt des Gesehen-Werdens als Gewinn an, sondern das Xenon-Licht trägt auch zur Entlastung des Fahrers bei. „Für den Fahrer wird die Nacht deutlich heller und das weißblaue Licht ist vergleichbar mit dem Tageslicht. Dadurch bleibt der Fahrer ermüdungsfreier.“
Xenon-Licht um 50 Prozent sparsamer als Halogen
Philipp Schreiber vom TÜV Süd sieht auch noch den Verbrauchsaspekt als Vorteil für Xenon-Licht an. „Während Halogen-Licht auf 1800 Lumen kommt, strahlen Xenon-Scheinwerfer mit 2000 Lumen und der Verbrauch sinkt dabei um bis zu 50 Prozent.“
Allerdings ist die Verbrauchseinsparung pekunär dann doch nicht so gravierend, damit sich alle Autofahrer für das Xenon-Licht entscheiden. „So lange Xenon-Licht sehr viel teurer bleibt, wird es um so länger Halogen-Scheinwerfer geben“, so Schreiber weiter.
Zusammenspiel der Systeme
Dabei ist das Xenon-Licht in höheren Segmenten schon sehr viel beliebter und kommen in Verbindung mit LED-Tagfahrlicht wie beim neu auf den Markt gekommenen Skoda Superb zum Einsatz. Doch der Einsatz besserer Leuchten zieht nicht folgerichtig den Sicherheitsgewinn nach sich. „Sicher verhindert gutes Licht Unfälle auf nächtlichen Straßen, aber ebenso wichtig ist das Zusammenspiel mit den anderen Funktionen“, sagt Kleinkes und meint den Einsatz von Frontkameras, Kurven- und Abbiegelicht und das so genannte maskierte Dauerfernlicht, das Straßen und Umgebung je nach Fahr- und Wetterbedingungen optimal ausleuchtet.
Mit dem optionalen Fernlichtassistenten wird dabei verhindert, dass der Gegenverkehr geblendet wird. Dabei wird das Fernlicht nicht gänzlich ausgeschaltet, sondern nur in Teilbereichen, in denen sich die Fahrzeuge des Gegenverkehrs oder Personen am Rand der Landstraße befinden. Auch diese Funktion kommt immer mehr in den höheren Segmenten zum Einsatz und wird demnächst auch in die unteren Segmente einziehen.
Endkunden sensibilisieren
„Gerade diese Funktion wird eines der großen Themen der nächsten Zeit sein“, sagt Kleinkes. Dann aber auch bereits in einer Erweiterung der Lichtquelle mit LED-Scheinwerfern, die „das Xenon-Licht verschwinden lassen werden.“ Doch in Zeiten, in denen noch Halogen-Scheinwerfer zumeist gebräuchlich sind, wird die Entwicklung sich noch hinziehen. Kleinkes rechnet mit dem Einzug der LED-Scheinwerfer bis in die unteren Klassen nicht vor dem Jahr 2030.
Dass auf dem Weg dahin die Entwicklung nicht stehen bleibt, verdeutlichen die ersten Einsätze von Laserlicht in diversen Exoten wie dem BMW i8, die eine Reichweite von bis zu 600 Meter aufweisen. Doch für Kleinkes bestimmen die Matrixsysteme die kommenden Jahre. „Bisher sind auf diesem Feld zwischen 20 bis 90 Bereiche ausgefüllt, in der Entwicklung sind derzeit aber mehr als 1000 Bereiche.“ Das Licht wird sich also weiter ändern und verbessern.
Der Lichtexperte sieht dabei den Aspekt des teuren Aufpreises nicht als höchste Hürde an, sondern den Verbraucher an sich. „Man muss dem Endkunden immer wieder klar machen, wie hoch der Sicherheitsgewinn mit den Lichtquellen ist. Laut einer Studie greifen 85 Prozent der Kunden, die einmal mit Xenon-Licht unterwegs waren, immer wieder zu. Die Leute müssen es halt erst im wahrsten Sinne des Wortes erfahren und diese Sensibilität müssen wir zum Endkunden transportieren.“