Spediteure fordern besser geräumte Autobahnen

Vereinzeltes Wetterchaos

Die deutschen Spediteure lehnen eine Ausweitung der Winterreifenpflicht für Lkw ab. Stattdessen fordern sie eine Bessere Räumung der Autobahnen durch die Winterdienste.

Wenn Lastwagen verschneite Autobahnen blockieren, sind nach Ansicht des Branchenverbands meist nicht die Spediteure schuld, sondern die Räumdienste. «Wir zahlen fünf Millionen Euro an Maut, da könnte man eigentlich ein bisschen verstärkten Winterdienst erwarten», sagte Ingo Hodea, Sprecher des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV), am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Bonn. Vor einer Verschärfung der bisherigen gesetzlichen Regelungen müsse man zunächst eine Kosten-Nutzen-Abwägung treffen.

Keine Ausweitung der Winterreifenpflicht

Eine Ausweitung der Winterreifenpflicht für Lastwagen mache beispielsweise wenig Sinn, sagte der Sprecher. Zwar müssen derzeit nur die Antriebsachsen der Brummis mit spezieller Bereifung ausgestattet werden. Doch schon die «normalen» Reifen hätten bessere Eigenschaften als Auto-Sommerreifen, seien also mit Ganzjahresreifen zu vergleichen, erklärte Hodea. Eine komplette Umrüstung auf Winterreifen bringe außerdem nichts: «Bei Eis nutzt der beste Winterreifen nichts.»

Die Überlegung, für Lastwagen Schneeketten bei bestimmten Witterungsverhältnissen vorzuschreiben, lehnte Hodea nicht grundsätzlich ab: «Kosten sind nicht das Thema - Sicherheit hat oberste Priorität.» Fraglich sei jedoch, ob nicht die dadurch entstehenden Schäden an der Fahrbahnoberfläche den erhofften Nutzen überwögen. Nach Ansicht des Logistikverbands ist es nicht unverantwortlich, Lastwagen auch bei Schnee und Eis auf die Autobahn zu schicken. Bei Beginn der Fahrt könne man doch «noch davon ausgehen, dass die Straßen ordnungsgemäß geräumt sind», argumentierte Hodea. Man rede doch schließlich über «ganz normalen Schneefall».

Fahrverbote für Lkw, wie sie Nordrhein-Westfalen angesichts des Wetters verhängt wurden, müssten «verantwortungsbewusst angewandt werden», sagte Hodea. Der Staat dürfe sich nicht auf diese Weise vor konsequenten Räumarbeiten drücken.

Hodea betonte, im Endeffekt stehe jeder einzelne Verkehrsteilnehmer bei Schnee und Glätte vor der Entscheidung: Zur Sicherheit auf dem Standstreifen anhalten oder eine Weiterfahrt riskieren? Er sei überzeugt davon, dass die einzelnen Lkw-Fahrer die richtige Risikoabwägung träfen: «Die fahren nicht auf Teufel komm 'raus!» (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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