Probefahrt mit Brennstoffzelle

Chevrolet Equinox Fuel Cell

Hunderte von Kunden können in den USA ab sofort auf eine dreimonatige Probefahrt im Chevrolet Equinox gehen. Die ungewöhnliche Brennstoffzellentour kostet keinen Cent.

Von Stefan Grundhoff

Mit aller Macht will der schwankende Riese General Motors zeigen, dass er die Zeichen der Zukunft verstanden hat. Mehr als jeder andere Hersteller weltweit propagiert GM eine elektrische Automobil-Zukunft. Während mit dem Chevrolet Tahoe und dem GMC Yukon die ersten Hybridmodelle in den Handel gehen, zeichnet der erfolgreiche Mittelklasse-SUV Chevrolet Equinox als Brennstoffzellenfahrzeug eine saubere Zukunft in den blauen US-Himmel. Die USA und General Motors sind weit davon entfernt, nur noch auf alternative Antriebe zu setzen. Doch es tut sich etwas beim US-Riesen.

Mehr Fahrspaß, weniger Kraftstoffverbrauch

In den nächsten Jahren sollen bei Serienfahrzeugen eine Reihe von verschiedenen alternativen Antriebsmöglichkeiten auf den Markt kommen. Nach den mächtigen Sport-Utilitiy-Vehicle Tahoe und Yukon folgen im Sommer der exklusive Cadillac Escalade und der Volumen-Pick-Up Silverado. Alle sind auf Wunsch mit einem Two-Mode-Hybrid-Modul zu bekommen, das den Fahrspaß hebt und den Kraftstoffverbrauch im Citybetrieb in erträgliche Bahnen lenken soll.

Wem das noch nicht reicht, kann mit dem Chevrolet Equinox bereits jetzt in eine saubere Automobilzukunft eintauchen - zumindest für drei Monate. Während der Mittelklasse-SUV in den USA mit einem 3,4 Liter großen Sechszylinder im gewöhnlichen Benzinbetrieb unterwegs ist, sieht das bei der 110 Fahrzeuge starken Fuel-Cell-Testflotte von General Motors ganz anders aus. Nach den Schrittmachern Mercedes-Benz und Ford Motor Company zieht es nun auch General Motors in die breite Kundenerprobung von Brennstoffzellenfahrzeugen.

Über 100 Testfahrzeuge im Einsatz

Ab März für drei Monate kostenlos Foto: Chevrolet

Das Projekt «Driveway», das im März beginnen soll, gilt bisher weltweit als die größte Markterprobung für Brennstoffzellenautos. «Wir werden zeitnah über 100 Fahrzeuge des Chevrolet Equinox Fuel Cell an Testkunden ausliefern», so Mark Bann, Programm-Manager, «jeder der ausgewählten Kunden bekommt das Fahrzeug drei Monate ausgiebig lang zu testen.» Bereits seit Ende vergangenen Jahres können sich Interessierte über das Internet bewerben, eines der weiß-grauen Brennstoffzellen-Autos zu erfahren. «Die Nachfrage ist unbeschreiblich groß», erzählt Mark Bann, «nicht nur weil die Testphase mit keinerlei Kosten verbunden ist. Wir wollen mit dem Test Informationen über den Serieneinsatz bekommen. Das können wir am Besten mit einem solchen Praxistest.»

Von außen deutet kaum etwas auf den sauberen Brennstoffzellenantrieb des Equinox Fuel Cell hin. Allein die Front des 4,80 Meter langen und zwei Tonnen schweren SUV, der allein als Fronttriebler zu bekommen ist, wurde leicht modifiziert und mit zusätzlichen Kühleinlässen versehen. Hinter den beiden Einzelsitzen im Fond befinden sich unfallsicher die drei Wasserstofftanks. Versehen mit einem Druck von bis zu 700 bar fassen sie 4,2 Kilogramm Wasserstoff. Zwar verliert der Wagen durch zusätzliches Gewicht und Zusatztanks den fünften Sitzplatz und ein Drittel seines Kofferraums, doch die Alltagstauglichkeit ist bei einer Reichweite von 320 Kilometern in jedem Fall gegeben.

Tankstellen fehlen

Nahezu lautlos im Innenraum Foto: Chevrolet

Zumindest wenn man in erreichbarer Nähe einer Wasserstoffzapfsäule wohnt. Die sind in den USA ähnlich rar gesät wie in Deutschland. Ein paar Wasserstoff-Zapfsäulen gibt es in Detroit, New York, Washington, San Francisco und Los Angeles. Bis das Projekt zum Sommer oder Herbst voll läuft, müssen jedoch einige noch auf die nötige 700-bar-Technik ungestellt werden, weil sie derzeit nur 350 bar liefern. Im Vergleich zu den Modellen der ersten Generation wie dem Technologieträger Chevrolet Sequel kann der neue Equinox auch bei Temperaturen bis minus 25 Grad Celsius gestartet werden.

Im Fahrbetrieb unterscheidet sich der Equinox Fuel Cell deutlich von seinem benzingetriebenen Bruder und dem kanadisch-asiatischen Zwilling Suzuki XL-7. Nach ein paar Gedenksekunden am Steuer ist der Elektromotor hochgefahren und es kann losgehen. Die Ohren vernehmen nicht mehr als die Abrollgeräusche der Reifen. Nahezu lautlos beschleunigt der Fuel-Cell-SUV auf 60 Kilometer pro Stunde. Die Rückmeldung von Gaspedal und Lenkung erscheint dabei noch allzu künstlich. Man muss sich daran gewöhnen.

Tests auch in Europa geplant

Auch mit Brennstoffzelle als familiärer Cruiser geeignet Foto: Chevrolet

Wie sollte es anders sein, der Equinox macht auf familiären Cruiser. Die zwei Tonnen Leergewicht lassen den Wagen etwas träge erscheinen. Die Kombination aus Brennstoffzelle und Elektromotor stellt maximal 93 Kilowatt und 320 Nm Drehmoment zur Verfügung. Weitere 35 kW kommen vom Akku-Pack, der von einem regenerativen Bremssystem versorgt wird.

Im Dauerbetrieb ist der Wagen mit 74 kW, das sind umgerechnet rund 100 PS, unterwegs. So hält sich auch das Spurtpotenzial mit 0 auf 100 km/h in zwölf Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h im Rahmen. In der ersten Phase sind die 110 Erprobungs-Modelle nur in Nordamerika unterwegs. Mittelfristig sollen jedoch auch Fahrzeuge nach Europa und Asien kommen, um die Alltagstauglichkeit zu testen.

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