Mit Verzögerung in die Zukunft

Wasserstoff-Autos im Alltagstest

Opel schickt in Berlin zehn Brennstoffzellenfahrzeuge zum Schaulaufen auf die Straße. Mit diesem Test will der Autobauer die Alltagstauglichkeit dieser Zukunftstechnologie testen.

Von Frank Mertens

Der Start in die Zukunft beginnt mit kleiner Verzögerung. «Sie müssen warten, bis im Display ein kleines grünes Auto erscheint. Dann können Sie den Motor anlassen», sagte der Instruktor auf der Rückbank. Knapp 30 Sekunden braucht der Hydrogen4, um sein Betriebssystem hochzuladen. Dann kann es losgehen zu einer ersten Ausfahrt in diesem wasserstoffbasierten Brennstoffzellenfahrzeug.

Nur ein leises Summen

Nach einem kurzen Dreh des Zündschlüssel erweckt der Motor zum Leben. Er tut dies so ruhig, dass man genau hinhören muss, um überhaupt das leise Summen des 100 PS starken Synchron-Elektromotors wahrzunehmen. Angetrieben wird der Hydrogen4 von einem so genannten Brennstoffzellen-Stapel, der aus 440 in Reihe geschalteten Zellen besteht. Diese Zellen wandeln die gespeicherte chemische Energie aus Wasserstoff in elektrische Energie um. All´ dies geschieht ohne Ausstoß des klimaschädlichen C02.

Beim Anfahren im Hydrogen4 ist indes Vorsicht geboten, denn der Elektromotor stellt sein maximales Drehmoment von satten 320 Nm bereits ab dem Stillstand zur Verfügung. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dann lässt sich der Hydrogen4 wie jedes andere Auto fahren. In knapp zwölf Sekunden lässt sich der Hydrogen4 von null auf 100 km/h beschleunigen, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 160 km/h erreicht.

Reichweite 320 Kilometer

Unterwegs ist der Hydrogen4, der auf dem Chevrolet Equinox basiert, mit drei Druckwasserstofftanks. Sie können 4,2 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen, mit dem eine Reichweite von 320 Kilometer möglich sein soll. Unterstützt wird der Brennstoffzellen-Stapel durch eine Nickel-Metallhydrid-Batterie mit 1,8 Kilowattstunden (kw/h). Diese Batterie sorgt für eine Optimierung des Antriebsstranges, in dem regeneratives Bremsen ermöglicht wird. Beim Bremsen wird also die entstehende Energie genutzt, um die Batterie zu laden.

Ein Blick in den Hydrogen4 Foto: GM

Zehn solcher Hydrogen4-Fahrzeuge von GM/Opel bewegen sich seit dieser Woche auf den Straßen Berlins. Getestet werden sie von neun Partnerfirmen. Mit dieser Testflotte und rund 100 weiteren in den USA, Japan, Korea und China im Einsatz befindlicher Fahrzeuge will der Autobauer herausfinden, wie sich das Auto im Alltag verhält. Bis zur Serienreife wird es indes noch dauern - wahrscheinlich noch rund zehn Jahre.

Doch das hängt nicht allein von der Technik des Hydrogen4 ab, in die GM bereits eine Milliarde US-Dollar investiert hat. Es geht auch um die Schaffung einer Wasserstoffwirtschaft, wie GM Europachef Carl-Peter Forster bei der Vorstellung des Projektes sagte. «Wir müssen dafür sorgen, dass mehr Wasserstoff für dieses zukunftsweisende Projekt zur Verfügung steht», sagte Forster. Für die kurzfristige Gewinnung von Wasserstoff müsse man laut Forster vor allem auf Erdgas setzen, daneben sei es jedoch wichtig, auf erneuerbare Energien wie Wind oder Sonne zu setzen.

Die Hydrogen4-Testflotte vor dem Brandenburger Tor Foto: Opel

Mit Blick auf die Schonung des Klimas komme Wasserstoff eine entscheidende Bedeutung zu, wie Forster betonte. Laut einem von der EU gefördertem Forschungsprojekt («HyWays») lassen sich die C02-Emissionen durch den Straßenverkehr durch den Einsatz von Wasserstoff bis zum Jahr 2050 um bis zu 50 Prozent senken.

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