Mehrgleisig zur Null-Emission

Daimler

Daimler schickt noch bis Ende des Jahres einen Elektro-Smart auf die Straßen. Eine mit Brennstoffzelle angetriebene B-Klasse folgt im Frühjahr.

Von Helmut Weinand

Mit zwei unterschiedlichen Konzepten macht Daimler jetzt einen weiteren Schritt in Richtung abgasfreie Mobilität. Die beiden Null-Emissions-Fahrzeuge E-Smart und B-Klasse F-Cell werden schon bald an ausgewählte Kunden ausgeliefert. Der Smart mit einer Lithium-Ionen-Batterie als Energiespeicher startet noch Ende dieses Jahres, die B-Klasse mit einem Brennstoffzellen-Herz folgt im kommenden Frühjahr. Auch Privat-Personen können sich bewerben. Der Zweisitzer ist für eine Reichweite von rund 135 Kilometer gut. Der viersitzige Van bringt es auf 400 Kilometer.

Notwendigkeit zur Mehrgleisigkeit

Das Nebeneinander beider Varianten begründet Elektro-Chefentwickler Jürgen Schenk mit der Notwendigkeit, mehrgleisig fahren zu müssen. Niemand wisse genau, wohin sich die emissionsfreie Mobilität bei Fahrzeugen entwickelt. Da sei es besser, zwei Eisen im Feuer zu haben.

Die Serienproduktion für den E-Smart ist nun im französischen Hambach angelaufen. Noch vor Weihnachten werden in Deutschland die ersten Autos an ausgewählte Kunden im Leasing-Verfahren übergeben. Weitere europäische Länder sowie die USA und Kanada werden folgen. Die erste Produktionsetappe umfasst 1000 Autos. Ab 2012 soll der Verkauf im größeren Maßstab beginnen.

Finanzielle Starthilfe oder Mauterlass

Über einen Kauf-Preis wird noch nicht geredet. Aber bei den gegenwärtigen Stückzahlen bewegen sich allein die Kosten für die Lithium-Ionen-Akkus bei rund 10.000 Euro pro Fahrzeug. Für die Leasing-Kunden werden monatlich 833 Euro mit Mehrwertsteuer bei einer Laufzeit von vier Jahren berechnet; Wartung, Versicherung und Winterreifen inklusive. Das macht für vier Jahre unter dem Strich knapp 40.000 Euro. Nun kommt noch der «Sprit» aus der Steckdose dazu. Nach Ablauf der Leasingzeit muss das Auto zurückgegeben werden. Die B-Klasse F-Cell wird ab Frühjahr 2010 für monatlich 1.190 Euro an 200 Kunden in Europa und den USA ausgeliefert. Bei einer Laufzeit von vier Jahren und ähnlichen Konditionen belaufen sich die Kosten für den Mieter auf mehr als 57.000 Euro.

Wie bei allen anderen Anbietern alternativer Antriebsmöglichkeiten steht und fällt auch für die Vertriebsabteilung von Mercedes die langfristige Akzeptanz beim Kunden mit dem Preis. Aber die Chancen stehen laut Jürgen Schenk gut. Er hofft bei beiden Fahrzeugen auf steigende Stückzahlen, die die Kosten drücken. Und der Staat muss ran. Vorbild dabei ist Monaco, wo der Fürst jedem Käufer eines Elektroautos bis zu 9000 Euro Starthilfe gewährt. Frankreich bietet eine «Superumweltprämie» von 5000 Euro je Fahrzeug, das weniger als 60 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt. Auch London hat hier Leitfunktion. E-Autos müssen in der City keine Mautgebühren entrichten.

Drei Euro für 100 Kilometer

Der Smart kann mit Stromkosten von zwei bis drei Euro 100 Kilometer weit bewegt werden. Bei Wasserstoff muss mit acht Euro pro 100 Kilometer gerechnet werden. Weitere technische Fortschritte vorausgesetzt, können auch hier drei Euro für die 100-Kilometer-Distanz erreicht werden.

Mit der Alltagstauglichkeit ist das so eine Sache. Beim Smart hat ein Mieter einer Etagenwohnung schlechte Karten. Wo soll er nachts «auftanken»?
Besitzer einer Garage mit Steckdose sind da besser dran. Nach zwei bis sechs Stunden sind die Akkus wieder voll. Bei der B-Klasse liegen die Probleme anders. Bislang gibt es gerade mal acht öffentliche Wasserstofftankstellen in Deutschland. Hier ist die Betankungsdauer mit drei Minuten jedoch nicht der Rede wert.

Frappierende Spurtstärke

Beide Autos überzeugen durch ihre frappierende Spurtstärke, durch die an jeder Ampel der Sieg gegenüber den konventionellen Antrieben davongetragen wird. Dass der Motor nach dem Start auch tatsächlich angesprungen ist und läuft, erfährt man durch den Blick auf das Armaturenbrett. Zu hören ist nichts. Auch das geräuschlose Dahingleiten ist gewöhnungsbedürftig. Übrigens auch für Fußgänger und Fahrradfahrer, die sich im Straßenverkehr zu sehr auf ihre Ohren verlassen. Ansonsten hängt die Akzeptanz vom Preis und der ausreichenden Zahl der Strom- und Wasserstofftankstellen ab. Bis diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann es allerdings noch dauern. (mid)

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