Die blaue Stunde schlägt

Mercedes B-Klasse F-Cell

Ende des Jahres beginnt Mercedes mit dem Bau seiner Brennstoffzellen-Fahrzeuge. 200 Kunden in Europa und den USA werden die Autos testen. Im Gegensatz zur Studie «Blue Zero» sieht das Serienmodell wie eine normale B-Klasse aus.

Von Sebastian Viehmann

Vor ein paar Jahren noch waren Brennstoffzellen-Mobile nur Forschungsträger, jetzt rollen große Testflotten an. «2009 ist das Jahr, in dem wir weitere Meilensteine in Sachen nachhaltiger Mobilität setzen», sagt Daimler-Forschungschef Thomas Weber. Ende 2009 beginnt die Kleinserien-Produktion der B-Klasse F-Cell. Die ersten 200 Fahrzeuge sollen Anfang 2010 an Kunden in Europa und den USA verleast werden.

Dreiminütiger Tankvorgang

Während die Studie «Blue Zero» einen futuristischen Look als Ausblick auf die kommende Generation der B-Klasse bot, sieht das F-Cell Serienmodell auf den ersten Blick wie eine handelsübliche B-Klasse aus. Die Fahrzeuge sind in der Sonderfarbe «Bonamitsilber» lackiert und haben spezielle Leichtmetallfelgen im 10-Speichen-Design. Weil die Antriebskomponenten im Sandwichboden des Wagens unterkommen, bleibt ein alltagstauglicher Kofferraum von 416 Litern. Zur Serienausstattung des F-Cell gehören beheizte Ledersitze, Klimaautomatik und Navigationssystem.

Das Fahrzeug wird von einem 100 Kilowatt starken Elektromotor angetrieben, der ein Drehmoment von 290 Newtonmetern bereitstellt. Die Reichweite des Wagens gibt Mercedes mit 385 Kilometern an, die Höchstgeschwindigkeit mit 170 km/h. Die elektrische Energie wird von einer Brennstoffzelle erzeugt. Das mit 700 bar an Bord gespeicherte Wasserstoffgas reagiert mit Luftsauerstoff, dabei entsteht der Strom für den Elektromotor. Zur Energiespeicherung dient ein Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 1,4 Kilowattstunden. Beim Bremsen gewinnt die B-Klasse Energie für die Batterie zurück. Das Auto fährt lokal emissionsfrei, stößt also keine Schadstoffe aus. Die tatsächliche Umweltbilanz hängt auch davon ab, wie der zum Betrieb nötige Wasserstoff produziert wird. Das Betanken dauert etwa drei Minuten.

Zwei weitere Antriebsalternativen

Das Tanken dauert drei Minuten Foto: Daimler

Während sich Hersteller wie Renault und Nissan auf reine Elektroautos konzentrieren - 2010 kommt mit dem Nissan Leaf ein Serienmodell im Mittelklasse-Format auf den Markt - treibt Mercedes genau wie Honda zusätzlich die teure Brennstoffzellen-Technologie weiter voran. Honda baut die Limousine FCX Claritiy, die an Leasingkunden vergeben wird. Noch besitzt allerdings kein Land der Welt ein flächendeckendes Netz von Wasserstofftankstellen. Brennstoffzelle und Wasserstoff bekommen im Moment außerdem kaum politische Rückendeckung. Die US-Regierung etwa hat sich für die Förderung von Plug-In-Hybriden und rein elektrischen Fahrzeugen ausgesprochen.

Mercedes hat für seine B-Klasse neben dem Brennstoffzellenmobil zwei weitere Antriebsoptionen in petto: Ein rein elektrisches Fahrzeug mit einer leistungsfähigen Batterie sowie ein Auto mit kleinerer Batterie, das noch einen Verbrennungsmotor an Bord hat. Der kleine Dreizylinder hat dann aber keine Verbindung zur Antriebsachse - er dient nur als Generator und produziert Strom, bevor die Batterie erschöpft ist. Die Gesamtreichweite soll sich damit auf 600 Kilometer erhöhen. Nach diesem Prinzip arbeiten auch der Chevrolet Volt und sein Schwestermodell Opel Ampera.

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