«Wir werden niemanden rausschmeißen»

VW-Chef Müller zum Zukunftspakt

«Wir werden niemanden rausschmeißen»
VW-Chef Matthias Müller schloss direkte Kündigungen aus. © dpa

In den Verhandlungen zu einem Zukunftspakt bei Volkswagen erwartet Konzernchef Matthias Müller ein Ergebnis in zwei bis drei Monaten. Direkte Arbeitsplatzverluste schloss er aber aus.

Die schwierigen Verhandlungen über einen «Zukunftspakt» bei Volkswagen mit Einsparungen und möglichem Jobabbau kommen aus Sicht von Konzernchef Matthias Müller bald auf die Zielgerade. «Das Ergebnis wird in zwei bis drei Monaten vorliegen», kündigte der Vorstandsvorsitzende am Montagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten an.

Zu direkten Arbeitsplatz-Verlusten werde es dabei nicht kommen, bekräftigte Müller: «Wir werden niemanden rausschmeißen oder betriebsbedingt kündigen.» Die Zusammensetzung der VW-Belegschaft müsse sich jedoch wandeln - mit einem deutlich stärkeren Schwerpunkt auf Zukunftsthemen wie dem autonomen Fahren, der Digitalisierung und der Elektromobilität. Dafür brauche man vor allem Bewerber aus dem IT-Sektor, aber auch Leute mit generell frischen Ideen, betonte Müller.

Mitarbeiter mit frischen Ideen gefragt

«Absatzkrise hin oder her: Dieser Konzern muss sich reformieren und für die Zukunft ausrichten.» Er habe klare Vorstellungen vom Veränderungsprozess: «Das ziehe ich jetzt durch.» Den Erfolg werde er aber erst in zwei bis drei Jahren unter Beweis stellen können. Vor dem Hintergrund des Streits mit zwei Zulieferern und Produktionsausfällen will VW seine Lieferantenverträge durchleuchten. Zwar gebe es keinen Anlass, nun für alle möglichen Teile eine Mehr-Quellen-Strategie zu prüfen. "Aber wir werden uns genau unsere Einkaufsverträge anschauen und sehen, wie wir das optimieren", so Müller.

Der Chef des Betriebsrats, Bernd Osterloh, hatte kürzlich miz Blick auf den Zukunfstpakt eine ähnliche Ausrichtung erläutert: VW müsse mehr für die Talentsuche auch in den eigenen Reihen tun. Beim «Zukunftspakt», den die Mitarbeitervertretung im Frühjahr eingefordert hatte, geht es um die Folgen des Umbaus von Europas größtem Autobauer. Der Spardruck ist nicht zuletzt wegen der Finanzlast der Abgaskrise hoch. «Zur Größenordnung kann ich noch nichts sagen», sagte Müller mit Blick auf mögliche Kürzungen.

Unterdessen hat VW-Markenchef Herbert Diess die Dringlichkeit für grundlegende Reformen bei der gewinnschwachen Pkw-Kernmarke unterstrichen. «Volkswagen steht für sehr hochwertige Produkte und bei Kunden beliebte Fahrzeuge - jedoch verdient das Unternehmen mit ihnen derzeit kaum Geld. Das wiederum wird dringend benötigt, um Investitionen in die Zukunftsthemen zu stemmen», schrieb der Manager in einer gemeinsamen Information von Unternehmen und Betriebsrat, die VW am Dienstag an die Belegschaft verteilte. Es nennt erstmals auch Details zu den Arbeitsgruppen, in denen die Arbeitgeberseite und der Betriebsrat den Zukunftspakt festzurren wollen, der den Wandel der Marke regelt.

Sicherheit der Arbeitsplätze im Vordergrund

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh betonte in dem zweiseitigen Papier: «Klar ist: Es geht beim Zukunftspakt nicht um Tarifverträge, sondern um die Zukunft unserer Arbeit.» Im Fazit des Schreibens heißt es zum Ende: «Neben einer nachhaltigen Rendite steht auch die Sicherheit der Arbeitsplätze im Mittelpunkt.» Im Frühling war bekannt geworden, dass es im Management Pläne für einen Abbau von mehr als 3000 VW-Verwaltungsstellen gibt. Diese Streichungen wären etwa über Altersteilzeit trotz einer laufenden Beschäftigungssicherung möglich.

Erstmals sind nun auch Details der sechs Arbeitsgruppen bekannt, die den Zukunftspakt bis Ende des Jahres ausarbeiten sollen: Jeder Arbeitsgruppe sitzt ein Vorstand oder Topmanager vor. Die Themen der Gruppen und ihre Leiter heißen im Einzelnen: Fahrzeugbau (Thomas Ulbrich), Komponente (gemeint sind zentrale VW-eigene Bauteilgruppen wie Fahrwerke, Thomas Schmall), Entwicklung (Frank Welsch), Verwaltung (Arno Antlitz), Value Engineering (Profitabilität über den gesamten Lebenszyklus eines Autos, Jörg Teichmann), personelle Transformation (nötige Veränderungsprozesse auf der Personalseite, Martin Rosik). (AG/dpa)

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