VW-Markenchef Diess fordert 40-Stunden-Woche

Betriebsversammlung in Wolfsburg

VW-Markenchef Diess fordert 40-Stunden-Woche
VW-Markenchef Herbert Diess © dpa

Auf der VW-Betriebsversammlung soll es hoch her gegangen sein. So soll Markenchef Herbert Diess von den Mitarbeitern ausgebuht worden sein. So habe der Manager längere Arbeitszeiten für die Mitarbeiter aus der Technischen Entwicklung gefordert.

Turbulente Zeiten für die VW -Belegschaft: Der Autobauer will die kriselnde Pkw-Kernmarke mit milliardenschweren Sparprogrammen, Jobabbau und womöglich auch mit Einschnitten im Tarif auf Zukunftsfähigkeit trimmen. So hat VW-Markenchef Herbert Diess für Tausende VW-Fachkräfte fünf Stunden mehr Arbeitszeit pro Woche ins Spiel gebracht.

Diess sprach am Donnerstag im Wolfsburger Stammwerk bei der Betriebsversammlung von einer 40-Stunden-Woche für die Mitarbeiter in der Technischen Entwicklung (TE). Bisher gilt für sie laut VW-Haustarif in aller Regel eine 35-Stunden-Woche. Generell will Volkswagen mit einem "Zukunftspakt" bis Ende 2020 bei der Pkw-Kernmarke rund 3,7 Milliarden Euro Sparvolumen freischaufeln. Teile dieser Zielsumme resultierten bereits aus Ansätzen aus dem 2014 gestarteten Effizienzprogramm, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur.

Nichtöffentliche Sitzung

Details zu der Diess-Aussage zu den 40 Stunden waren zunächst nicht zu erfahren - das Treffen in Wolfsburg mit rund 20.000 Mitarbeitern war nicht öffentlich. Ob Diess die 40 Stunden als Forderung oder als Option ins Spiel brachte, ob er damit Lohnausgleich verknüpft sehen will und an welchen Zeithorizont er denkt, blieb zunächst offen.

Nach dpa-Informationen geht es Diess um Lösungen für ein Nadelöhr. Die TE leidet seit Monaten unter den Arbeitsspitzen des Diesel-Rückrufes. Dafür müssen technische Lösungen für Hunderte Software-Updates gefunden werden. Das erschwert die alltägliche Arbeit an neuen Modellen und Antrieben. Laut Unternehmensdarstellung arbeiteten allein in der Wolfsburger TE zuletzt über 9300 Menschen - ein Spitzenwert der Branche weltweit.

Ein seinerzeit noch unter dem damaligen Konzern- und Markenchef Martin Winterkorn aufgelegtes Effizienzprogramm hatte als Sparziel fünf Milliarden Euro. Dabei ging es um ein jährliches Volumen, das im Vergleich zum Status quo 2014 bis 2017 erreicht werden sollte. Damals ging es vor allem um die Struktur des Autobauers, um verbesserten Einkauf und weniger Doppelarbeit in der Entwicklung.

Zukunftspakt soll in fünf Wochen stehen

Das neue Ziel von 3,7 Milliarden Euro aus dem Zukunftspakt, den Betriebsrat und Unternehmen derzeit verhandeln, könne nicht auf die fünf Milliarden aus dem Effizienzprogramm addiert werden, hieß es aus Konzernkreisen. Teils überschnitten die Programme. Der Zukunftspakt soll in den nächsten Wochen stehen. Mit ihm wollen Betriebsrat und Unternehmen Reformen in der gewinnschwachen Kernmarke VW-Pkw mit Sicherheiten für die Belegschaft vereinen. Dabei geht es um die Aufgaben der Standorte, etwa im VW-Motorenwerk Salzgitter, das wegen der Elektromobilität absehbar Arbeit verliert.

Der VW-Betriebsrat hat in den Gesprächen für den Zukunftspakt laut dpa-Informationen einige Punkte als nicht verhandelbar erklärt. Betriebsbedingte Kündigungen dürfe es nicht geben und an bestehenden Verträgen wie demVW-Haustarif - mit Regeln etwa für Einkommen und Arbeitszeit - sei nicht zu rütteln. Der VW-Haustarif läuft noch gut ein Jahr.

Eine Forderung, mit der sich Betriebsratsboss Bernd Osterloh wohl durchsetzen konnte. In einer gemeinsamen Erklärung von VW und Betriebsrat hieß es am Donnerstag, betriebsbedingte Kündigungen seien vom Tisch. "Wir müssen die Mannschaft verkleinern, aber es wird keine Kündigungen geben", sagte Diess. Personalvorstand Karl-Heinz Blessing sagte: "Wo Aufgaben entfallen, werden wir Stellen nicht wieder besetzen." Außerdem zog der Betriebsrat eine weitere rote Linie ein: Die schwierige Situation sei nur zu meistern, "wenn wir für alle Standorte eine klare Zukunftsperspektive, neue Produkte und damit langfristig sichere Arbeitsplätze erhalten", sagte Osterloh. In einem Schreiben an die Belegschaften der deutschen VW-Standorte forderten die Betriebsräte eine Garantie für Beschäftigtenzahlen an den Standorten. Laut "Bild.de" ging es bei der Betriebsversammlung hoch her. Markenchef Diess sei teils minutenlang ausgebuht worden. Auch das Online-Portal berichtete von Diess' Aussage zur 40-Stunden-Woche, nannte jedoch zunächst ebenfalls keine Details. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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