VW-Chef Winterkorn tritt zurück

VW erstattet Strafanzeige

VW-Chef Winterkorn tritt zurück
Der Vertrag von Martin Winterkorn bei VW läuft weiter. © dpa

Martin Winterkorn ist als VW-Chef zurückgetreten. Er übernehme die Verantwortung für die Manipulationen an Dieselmotoren, obwohl er sich keines Fehlverhaltens bewusst ist, teilte der Manager mit.

Martin Winterkorn tritt als Vorstandschef von Europas größtem Autobauer Volkswagen zurück. Das gab der Konzern am Mittwoch nach einer Krisensitzung der obersten Aufseher in Wolfsburg bekannt. Der 68-Jährige war durch den Abgas-Skandal in den USA in Bedrängnis gekommen. "Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren", heißt es in einer Erklärung Winterkorns.

Winterkorn-Nachfolger nicht vor Freitag

Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren. Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin", erklärte Winterkorn.

Bereits nach dem Machtkampf mit dem VW-Patriarchen Ferdinand Piech in diesem Frühling hatte Winterkorn angekündigt, den Konzern anders aufzustellen. Dass er nun nicht mehr dabei zur Verfügung steht, hatte Winterkorn aber bis vor kurzem noch nicht in Erwägung gezogen. "Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell. Mit meinem Rücktritt mache ich den Weg dafür frei. Mein Antrieb war es immer, dem Unternehmen, vor allem unseren Kunden und Mitarbeitern zu dienen. Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben. Der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz muss weitergehen. Nur so kann wieder Vertrauen entstehen. Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden."

Wer Winterkorns Nachfolger wird, wird vor der Präsidiumssitzung des Aufsichtsrates am Freitag nicht entschieden. Zu den Kandidaten zählen der aktuelle Porsche-Chef Matthias Müller, VW-Markenchef Herbert Diess sowie Andreas Rentschler, Chef von VW Nutzfahrzeuge. Aber auch Skoda-Chef Winfried Vahland könnte sich Chancen ausrechnen.

Dank des Aufsichtsrats-Präsidiums

Das Aufsichtsratspräsidium habe mit großem Respekt das Angebot von Martin Winterkorn zur Kenntnis genommen, „von seinem Amt zurückzutreten und um eine Aufhebung des Vertrages zu bitten. Die Mitglieder des Präsidiums stellen fest, dass Herr Professor Dr. Winterkorn keine Kenntnis hatte von der Manipulation von Abgaswerten“, heißt es in einer Erklärung des Gremiums.

„Seine Bereitschaft, die Verantwortung zu übernehmen und damit ein deutliches Signal in das Unternehmen hinein und nach außen zu senden, wird von dem Präsidium mit größter Hochachtung zur Kenntnis genommen. Herr Professor Dr. Winterkorn hat sich um Volkswagen unschätzbare Verdienste erworben.“ Winterkorn hatte 2007 die VW-Spitze erklommen - fünf Jahre nachdem er die Chefposition bei Audi in Ingolstadt erklommen hatte.

VW stellt Strafanzeige

Volkswagen selbst wird wegen des Abgas-Skandals Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig stellen. Das Präsidium des Aufsichtsrates gab nach einer Krisensitzung am Mittwoch entsprechende Pläne bekannt. Wörtlich heißt es in einer Erklärung des Gremiums: «Es steht nach Ansicht des Präsidiums fest, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die auch strafrechtlich relevant sein können.» Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden vom Konzern in aller Form unterstützt. (AG/dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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