Autosalon Genf: Grüne Elektro-Welle ist vorbei

Elektroautos wieder in der Nische

Autosalon Genf: Grüne Elektro-Welle ist vorbei
Auf dem Autosalon in Genf werden 700.000 Besucher erwartet © dpa

Auf den letzten Messen sind alternative Antriebe bewusst in den Vordergrund geschoben worden. Auf dem Automobilsalon in Genf drängen die konventionellen Antriebe trotz des Pavillon Vert wieder nach vorn.

Die Grüne Welle scheint auf dem Autosalon in Genf vorbeizurauschen. Zwar gibt es noch den grünen Pavillon, doch ist dieser etwas ausgelagert von der Messe - nicht jeder wird ihn erreichen. In den Hallen des Palexpo haben nun wieder die Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotoren die Vorherrschaft auf Messen zurückerobert und die Elektrofahrzeuge in die Nische zurückgedrängt. Denn auch bei den Verbrennungsmotoren sehen die Unternehmen noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, Verbrauch und CO2-Ausstoß zu senken.

VW-Chef Winterkorn: «Hohes Sparpotenzial für Verbrennungsmotoren»

«Das Potenzial, das der Verbrennungsmotor bietet, ist noch riesengroß», sagt VW-Chef Martin Winterkorn und kündigt an, Milliarden in die Fortentwicklung der Technik zu stecken. Während Fiat schon vor Jahren einen Zweizylinder im Fiat 500 verbaut hatte, stellte Ford in den Hallen des Palexpo den neuen ein Liter großen Dreizylinder vor, der auch den neuen B-Max befeuern wird und äußerst sparsam sein soll. Im Gegensatz zu anderen Herstellern hat Ford das Aggregat mit einer Turbounterstützung entwickelt. Somit muss der Wagen nicht getreten werden, um auf Touren zu kommen.

Neben der Motorenentwicklung spielt auch das Gewicht eine große Rolle, den Verbrauch zu senken. Je leichter, umso weniger Energie wird benötigt, lautet die Faustformel. So sind Carbonfaser in Genf so zahlreich wie noch nie auf einer Messe vertreten.

Plugin-Hybride mit großen Zukunftschancen

Sicher wird der Kunststoff, der – fertig verarbeitet – sehr viel widerstandsfähiger als Blech ist, aufgrund der hohen Kosten noch nicht überall verbaut, aber er dringt immer mehr in den Fahrzeugbau ein.

Besonders lohnt sich der Einsatz bei Elektrofahrzeugen, die noch eine limitierte Reichweite aufweisen. «Reine Elektrofahrzeuge sind etwas für den innerstädtischen Verkehr», sagt Winterkorn. Er glaubt erst an einen Durchbruch, wenn die Reichweite signifikant verbessert werde. In der Zwischenzeit würden Plugin-Hybride, denen auch Toyota-Deutschland-Chef Toshiaki Yasuda im Interview mit der Autogazette die größten Chancen für die nächsten Jahre bescheinigte, oder Fahrzeuge mit einem Range Extender das Rennen machen.

«Grüner Erfolg» für Opel und Chevrolet

Einen ersten Erfolg konnten dabei Opel und Chevrolet verbuchen. Die beiden technisch baugleichen Autos mit dem so genannten Reichweitenverlängerer heimsten vor Beginn des Genfer Salons den renommierten Titel «Auto des Jahres» ein. Da scheint die Grüne Welle doch noch nicht vorbei zu sein, die Art ist nur eine andere, wie noch vor einiger Zeit gedacht.

Denn die eine Million Elektrofahrzeuge, die Bundeskanzlerin Angela Merkel für 2020 ausgegeben hat, wird schon seit einigen Monaten kritisch beäugt und bezweifelt. Um den Plan zu erfüllen, müssten alle Verantwortlichen rund um die Elektromobilität an einem Strang ziehen und das Thema fördern - in Produkten wie in der Öffentlichkeitsarbeit. Der Autosalon Genf als Schaufenster der Autobauer setzte da ein Stoppzeichen. (AG/TF)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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