VW Touran: Er hält sich auch als Gebrauchter wacker

VW Touran: Er hält sich auch als Gebrauchter wacker
Der VW Touran des Modelljahres 2010. © VW

Der VW Touran ist das perfekte Auto für Familien. Doch kann man sich den Van auch ohne Sorgen als Gebrauchtwagen kaufen? Ja, wenn es sich um Modelle ab 2006 handelt.

Mehr als anderthalb Jahrzehnte ist VWs Familienfreund Touran bereits im Markt. Die erste Generation war ein richtiger Verkaufsschlager, der in großer Zahl den Weg zum Kunden fand. Entsprechend umfangreich ist auch das Angebot an Gebrauchten, die sich in mittlerweile allen Preiskategorien finden.

Wer ein nur kleines Budget zur Verfügung hat, muss nicht zurückschrecken, denn im Alter hält sich der geräumige Kompakt-Van durchaus wacker, wie die Ergebnisse des TÜV-Reports zeigen.

VW Touran lange Bestseller im Segment

Der 2003 gestartete VW Touran erfreute sich lange Zeit großer Beliebtheit. Zwischen 2004 und 2011 war der Fünftürer sogar meistverkauftes Auto seiner Klasse. Dank der soliden Ausstrahlung und dem geräumigen wie variabel nutzbaren Innenraum eroberte er quasi im Sturm die Herzen deutscher Familien.

Obwohl nur knapp 4,40 Meter kurz, kann der erweiterte Kofferraum fast 2.000 Liter Gepäck aufnehmen. Zumindest in der fünfsitzigen Variante, denn die optionale Siebensitzer-Version verschenkt aufgrund einer im Ladeboden versenkbaren dritten Sitzreihe etliche Liter. Der Nutzwert der dritten Reihe ist ohnehin fragwürdig, da man ganz hinten äußerst beengt sitzt und deshalb dort nur Kinder und nur auf kürzeren Strecken mitreisen können.

Facelift im Jahr 2006

VW hat den Touran zweimal überarbeitet. Geändert wurden 2006 unter anderem Frontpartie, Rückleuchten, die Heckschürze sowie die Farbe der Armaturenkonsole. Außerdem gibt es seit 2007 den in Offroad-Optik gehaltenen CrossTouran. Bei der zweiten großen Überarbeitung 2010 wurden alle Karosserieteile mit Ausnahme der Türen geändert, was den Touran optisch näher an den Sharan II rückte.

Dem langen Produktzyklus entsprechend gibt es eine große Bandbreite recht unterschiedlicher, durchweg vierzylindriger Motoren. Bei den Benzinern reicht das Hubraumspektrum von 1,2 bis 2,0 Liter, die Leistung variiert von 102 bis 170 PS. Bei den Dieseln gab es entweder 1,9- oder 2,0-Liter-Aggregate mit einem Leistungsband von 90 PS bis 177 PS. Sämtliche Selbstzünder wurden ab 2007 gegen Aufpreis und ab 2011 serienmäßig mit einem Rußpartikelfilter geliefert. Für die meisten Motoren wurde auch das Selbstschaltgetriebe DSG angeboten.

Empfehlenswert sind unter anderem die ab 2006 angebotenen 1,2- und 1,4-Liter-Benziner, die mittels Kompressor (nur 1,4) und Turboaufladung für einen guten Kompromiss aus Performance und Verbrauch stehen. Bei älteren Exemplaren als recht unkompliziert gilt der mit 102 PS allerdings nicht sonderlich flotte 1,6-Liter-Benziner ausschließlich in Kombination mit manuellem Fünfgang-Getriebe. Das stärkere Direkteinspritzer-Pendant 1.6 FSI (115 PS) ist hingegen aufgrund von Steuerketteproblematik und erhöhtem Durst oft in die Kritik geraten. TDIs ab dem Baujahr 2010 waren mit Schummelsoftware belastet, doch mittlerweile sollten alle ihr Update erhalten haben.

Selten zu finden: Erdgasfahrzeuge

Vergleichsweise klimafreundlich, besonders günstig bei den Spritkosten, allerdings auch selten sind die EcoFuel genannten Erdgasantrieb-Varianten des Touran. Neben einer etwas müden Zweiliter-Version mit 109 PS gibt es noch eine 150 PS starke 1,4-Liter-Turbovariante. Beide CNGs sind übrigens bivalent und verfügen zusätzlich über einen kleinen Benzintank.

Der Touran wurde in den Ausstattungsvarianten Conceptline, Trendline und Highline angeboten. Stets an Bord waren neun Airbags, ESP sowie ein CD-Radio. Vor allem Familien mit Kindern werden Wert auf eine Klimaanlage legen, die allerdings erst ab der mittleren Ausstattungslinie Trendline zur Serienausstattung gehört. Den Crashtest von Euro-NCAP absolvierte der VW Touran 2003 mit der höchsten Punktzahl von fünf Sternen.

Beim TÜV solide

Bei den TÜV-Prüfern gilt der Touran unterm Strich als durchaus solides Auto, allerdings gibt es auch einige kritische Punkte. 2006 gilt als ein Wendejahr für den Van, denn ab diesem Zeitpunkt taucht der Wolfsburger in der Pannenstatistik deutlich seltener auf als zuvor.
Auffällig sind unter anderem die frühen Diesel, die zu Motorschäden und Defekten an den Einspritzanlagen neigen. Ganz mängelfrei war der Touran auch später nicht.

Für Ärger sorgten etwa bei Exemplaren bis 2007 poröse Gummilager der Querlenker und die Antriebwellen. Die neueren Touran weisen gehäufter Probleme mit Bremsscheiben auf. Über alle Baujahre hinweg werden zudem relativ häufig Federung und Dämpfung beanstandet.

Rost hat kaum eine Chance

Als hingegen sehr solide gilt die Lenkung, zudem hat Rost kaum Chancen. Grundsätzlich aber gilt: Mit dem Alter mutiert der Touran keineswegs zum Problemauto. Zumindest bewegen sich ältere Exemplare in puncto Mängelhäufigkeit bei den Hauptuntersuchungen auf durchschnittlichem Segmentniveau, bei gleichzeitig allerdings überdurchschnittlich hoher Laufleistung.

Der VW Touran ist ein vernünftiges und solides Familienauto mit gutem Platzangebot. Frei von Macken ist er indes nicht. Angesichts des großen Angebots auf dem Gebrauchtwagenmarkt können Käufer es sich leisten, einen Bogen um betagtere Exemplare mit hoher Laufleistung zu machen. Wem der Kilometerstand egal ist, findet Fahrzeuge bereits für kleine vierstellige Summen. Wer Exemplare ab Baujahr 2007 mit weniger als 100.000 Kilometer sucht, sollte mit mindestens 6000 Euro rechnen. (SP-X)

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