Schweres Erbe für VW T6 und Caddy

Nach Bestwerten im letzten Verkaufsjahr

Schweres Erbe für VW T6 und Caddy
Nutzfahrzeugchef Eckhard Scholz vor dem VW T6 Generation Six. © VW

Mit dem neuen T6 und dem Caddy hat die Nutzfahrzeugsparte von VW seine beiden Bestseller aufgefrischt. Doch sowohl der Nachfahre des legendären Bullis als auch das kleine Nutzfahrzeug müssen hohe Hürden meistern.

Von Thomas Flehmer

Neue Modelle sorgen häufig für einen neuen Verkaufsschwung bei den Herstellern. Nach zwölf Jahren Produktionszeit des VW T5 möchte man meinen, bei der Nutzfahrzeugsparte des Konzerns würde nach dem Rekordjahr 2014 der nächste Bestwert in diesem Jahr automatisch fallen. Doch in Hannover ist man zurückhaltend. „Dass, was uns auszeichnet, ist die nötige Bodenständigkeit“, sagte Nutzfahrzeug-Chef Eckhard Scholz der Autogazette am Rande der statischen Präsentation des T6 in Amsterdam.

VW T5 und Caddy im letzten Verkaufsjahr top

Denn gerade Transporter, Multivan und Caravelle sorgten – ganz ungewöhnlich im letzten vollen Verkaufsjahr - für einen neuen Bestwert. 168.600 verkaufte Einheiten weltweit bedeuteten ein Absatzplus von 7,9 Prozent – und das nach zwölf Jahren. Kein Wunder, dass die Verantwortlichen den Ball bewusst flach halten. „Wir wollen das Jahr 2015 ohne Volumenverlust stabil und sauber halten“, sagt Entwicklungsvorstand Hans-Joachim Rothenpieler im Gespräch mit der Autogazette.

Denn nicht immer läuft ein Generationswechsel ohne Misstöne ab. So benötigte im vergangenen Jahr die neue Generation des Mini-Kernmodells rund ein halbes Jahr, ehe die Verkäufe wieder anzogen. Dabei geht man beim T6 von anderen Voraussetzungen aus. „Der T5 ist ausverkauft. Und da hatten wir noch einmal richtig nachgelegt“, sagt Rothenpieler. Bei manchem Händler jedoch stehen noch Exemplare auf dem Hof, die derzeit mit saftigen Rabatten feilgeboten werden.

Scholz sieht "Rückenwind"

Die derzeit trendige Rabattschiene will man dagegen mit den neuen Modellen umgehen. So wurden von Beginn an die Preise bei manchen Modellen gesenkt. Doch durch die Aufwertung des Innenraumes samt Infotainment-Systemen, Internetzugang oder auch Fahrassistenten werden die neuen Modelle nicht gerade günstiger ausfallen.

So spricht Rothenpieler dann auch von einem „schweren Erbe“ sowohl für den T6 als auch für den Caddy, der 2014 immerhin 148.900 neue Abnehmer fand und dabei um 1,6 Prozent zulegte. Durch das gute Jahr 2014 aber fühlt Eckhard Scholz „Rückenwind“ für die Neuen, die in diesem Jahr die erarbeitete Position verteidigen sollen. „Dann wären wir zufrieden.“

Amarok mit schwerem Stand

Die Vorsicht ist angebracht – wenn auch nicht auf dem europäischen Markt, aber in Südamerika, besonders in Brasilien. Dort sind 2014 die Zahlen um 20 Prozent zurückgegangen – und das nicht nur bei VW. „Eine ganz schwierige Situation“, so Rothenpieler zur Lage rund um den Zuckerhut, „und eine Erholung des Marktes sehen wir noch nicht.“

Allerdings können Caddy und T6 die Schwäche in Südamerika und Brasilien noch gut überstehen. Dagegen leidet der Amarok ganz kräftig an der Baisse. Der Pickup ist auf einen guten Markt auf der südlichen Halbkugel angewiesen. So ist es auch kein Wunder, dass der Amarok im vergangenen Jahr als einziges Modell der Nutzfahrzeugsparte bei 78.100 verkauften Einheiten mit 12,2 unterm Strich notiert wurde. Somit tritt der geliftete Pickup, der im kommenden Jahr in den Markt eingeführt wird, eigentlich aus einer günstigen Position an: Es kann nur besser werden. Froher sind die Verantwortlichen aber darüber, dass T6 und Caddy zwar „ein schweres Erbe“ antreten, aber aus einer vergleichsweise sehr viel günstigeren Position.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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