Streit spitzt sich zu: Suzuki will VW loswerden

Japaner setzen auf Schiedsgericht

Streit spitzt sich zu: Suzuki  will VW loswerden
Die Allianz zwischen VW und Suzuki ist beendet. © dpa

Der Streit von Suzuki und VW spitzt sich weiter zu. Nun wollen die Japaner durch einen Schiedsgerichtsspruch erreichen, dass die Wolfsburger ihren Anteil zurückgeben. Doch Europas größter Autobauer denkt nicht daran.

Drohungen, Schuldzuweisungen und tiefes Misstrauen: Der japanische Kleinwagenbauer Suzuki will seinen Großaktionär Volkswagen um jeden Preis loswerden. Der Krach spitzt sich immer mehr zu. Nach neuesten Berichten wollen die Japaner VW jetzt angeblich durch einen Schiedsgerichtsspruch zwingen, seinen Anteil zu verkaufen. Laut Kooperationsvertrag sei das möglich. VW sieht das nicht so. Was genau in dem Vertrag steht, wissen aber nur die Beteiligten. Und ob dieser Weg die Fehde beenden kann, ist mehr als fraglich.

Volkswagen strotzt derzeit vor Kraft und dürfte nach Einschätzung von Beobachtern schon in diesem Jahr hinter General Motors und vor dem langjährigen Branchenprimus Toyota zur Nummer zwei in der Autowelt aufsteigen. Am Freitag konnte Europas größter Autobauer glänzende Absatzzahlen vorlegen - Experten gehen davon aus, dass VW in diesem Jahr mehr als acht Millionen Autos verkaufen und einen Milliardengewinn einfahren wird. Und doch: Die glänzende Fassade bekommt erste Risse.

VW kämpft an vielen Baustellen

Der mächtige VW-Patriarch Ferdinand Piech dürfte nicht zufrieden sein. Der 74-Jährige gilt als ungeduldig und durchsetzungsstark, er ist es gewohnt, die Fäden in der Hand zu halten. Aber derzeit muss er mit ansehen, wie seine Projekte zwar keineswegs den Bach runtergehen, aber auch nicht reibungslos laufen. Die VW-Führung um Piech und VW-Chef Martin Winterkorn muss sich um ihre Beteiligungen kümmern - das kostet Kraft und Zeit, die im operativen Geschäft um Golf, Passat, Audi oder Skoda fehlt.

Es ist nicht nur der Streit mit Suzuki. Auch die Eingliederung des Sportwagenbauers Porsche in den Konzern verzögert sich. Und möglicherweise bahnt sich ein neuer Konflikt mit BMW an - im Ringen um Einfluss beim Kohlefaser-Hersteller SGL Carbon, denn der besonders leichte und robuste Rohstoff ist für die Autos der Zukunft überaus wichtig. Immerhin eine Baustelle ist kurz vor dem Richtfest: Die Mehrheitsübernahme bei MAN scheint kurz vor den letzten Genehmigungen zu stehen - auch wenn immer noch nicht klar ist, wie die danach angestrebte Lkw-Allianz mit MAN und Scania am Ende aussehen wird.

An dem Bündnis mit Suzuki will VW jedenfalls ungeachtet aller Querelen festhalten. Das stellte der Autobauer am Montag noch einmal klipp und klar fest. Damit sei VW gut beraten, meint der Autoexperte der NordLB Frank Schwope. «Man sollte der Geschichte Zeit geben, damit die Wunden vernarben können, und in fünf bis sechs Jahren einen Neustart für die Partnerschaft versuchen», sagt Schwope. Der Suzuki-Chef Osamu Suzuki sei ja immerhin auch schon weit über 80 Jahre alt.

VW kann Sache aussitzen

Wenn VW seine Anteile jetzt aufgebe, würde der Konkurrenz in die Hände gespielt, sagt Schwope. Auch wenn das Projekt derzeit in der Sackgasse stecke - Volkswagen habe genug Mittel und Zeit, um die Sache auszusitzen. Und er halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass VW zum Verkauf der Suzuki-Anteile gezwungen werden könnte. «Normalerweise kann sich ein Unternehmen ja nicht gegen seine Aktionäre wehren.» Schon ein Schiedsverfahren wäre doch sehr ungewöhnlich.

Volkswagen und Suzuki liegen schon seit Wochen im Clinch - sie werfen sich gegenseitig vor, Verträge gebrochen und die ausgemachten Regeln verletzt zu haben. Dabei waren die Autobauer Ende 2009 mit großen Hoffnungen in eine gemeinsame Zukunft gestartet. Die Japaner erhofften sich von VW Zugang zu neuen technologischen Entwicklungen und VW wollte von Suzukis Kompetenz für Kleinstwagen profitieren - vor allem in Indien, wo die Tochter Suzuki-Maruti mit großem Abstand Marktführer ist. Volkswagen kaufte für 1,7 Milliarden Euro rund 20 Prozent an Suzuki und dieser wiederum beteiligte sich mit 1,5 Prozent an Volkswagen. Nun aber stehen die Partner erst einmal vor einem Scherbenhaufen. (dpa)

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