Smudo auf Nürburgring im «Bio-Rocco»

24-Stunden-Rennen

Smudo wird am Wochenende beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring teilnehmen. Der Sänger der Fantastischen Vier wird dann hinter dem Steuer des «Bio-Rocco» Platz nehmen, einem mit Biodiesel angetriebenen VW Scirocco.

Wenn am Wochenende beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring die Langstrecken-Boliden ihre automobilen Muskeln spielen lassen, ist auch ein echter "Naturbursche" aus dem Schwabenländle am Start. Das Besondere am bis zu 240 km/h schnellen Rennfahrzeug auf Basis des VW Scirocco, das von der Reutlinger Motorsportfirma "Four Motors" in der AT ("Alternative Treibstoffe")-Klasse ins legendäre Langstreckenrennen geschickt wird: Befeuert wird sein 177 kW/240 PS starker 2,0-Liter-TDI-Motor von einem neuartigen, schadstoffarmen Bio-Diesel auf Rapsbasis. "Bio-Rocco" lautet der klangvolle Name des Autos. Am Steuer wird unter anderem Smudo, rennsporterfahrener Rapper und Sänger bei den Fantastischen Vier, auf der Nordschleife auf die Jagd nach schnellen Runden gehen.

VW Scirocco nur 1100 Kilo leicht

Doch der Bio-Sprit im Tank soll erst der Anfang sein. Im Rahmen des Forschungsprojekts "Bioconcept Car", bei dem die Fachhochschule Hannover dem schwäbischen Rennstall unter die Arme greift, soll die Verwendung von Anbau- und Innenraumteilen aus Naturfasern und Bio-Verbundwerkstoffen dazu beitragen, das derzeit 1 100 Kilo leichte Auto noch weiter abzuspecken. Im Laufe der Saison sollen sogar viele Karosserieteile des Renn-Sciroccos durch Teile aus biobasierten Kunst- und Verbundwerkstoffen ersetzt und unter Rennbedingungen erprobt werden. "Wir sind sehr gespannt, welche Performance mit dem Bio-Rocco unter den extremen Dauerbelastungen möglich ist", so Thomas von Löwis of Menar, Teamchef von Four Motors.

Die Idee, Autobauteile aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen ist zwar nicht neu, aber gut. Denn Biobauteile aus naturfaserverstärkten Bio-Verbundmaterialien weisen laut den Ingenieuren eine geringere Dichte und somit weniger Gewicht als herkömmliche Kunststoffe auf. In Sachen Steifigkeit, Kratzfestigkeit und Hitzebeständigkeit sind sie herkömmlichen Kunststoffen teilweise sogar überlegen. Zudem neigen sie bei Unfällen nicht zum Splittern. Bei Kofferraumverkleidungen und Innenraummaterialien greift Autobauer Lexus schon heute auf biologischen Kunststoff auf Zuckerrohrbasis zurück. In die Serienfertigung von Volumenmodellen haben es bisher allerdings nur nichttragende Teile wie Türverkleidungen, Armaturenbretter, Hutablagen oder Autohimmel geschafft.

Karosserieteile auf Bio-Basis

Das wollen die Macher der dritten Generation des "Bio Concept Car" jetzt ändern. Durch den Einsatz von Karosserieteilen auf Bio-Basis unter den Extrembelastungen eines Langstreckenrennens, wollen die beteiligten Forscher mit Vorurteilen gegenüber "Öko-Autos" aufräumen und den Weg für eine spätere Serienfertigung ebnen. Zunächst werden diese Bauteile im Labor auf ihre mechanischen Eigenschaften getestet, dann sollen sie im realen Rennbetrieb auf ihre Funktionstüchtigkeit erprobt werden. Zum Abschluss werden sie wieder im Labor untersucht. Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Optimierung und Weiterentwicklung der Bauteile einfließen.

Am Ende der Entwicklungsarbeit soll ein frei zugänglicher Bauteilkatalog stehen, in dem die eingesetzten Werkstoffe und deren Verarbeitung ausführlich beschrieben werden. Tieferer Sinn des Projekts ist es, die Weichen für den Einsatz von neuartigen biobasierten Werkstoffen in der Massenproduktion zu stellen. Ob der Bio-Bolide hält, was seine Entwickler von ihm versprechen, können Rennsportbegeisterte am Nürburgring live verfolgen. (mid)

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