Volkswagen zeigt weiter Stärke: Nach einem Rekordabsatz 2010 hat der Autokonzern auch zum Start ins neue Jahr deutlich mehr Fahrzeuge verkauft. Bei der angestrebten Lkw-Allianz dagegen gibt es Probleme.
Europas größter Autokonzern Volkswagen setzt seine Rekordjagd fort: Der weltweite Absatz stieg im Januar und Februar um mehr als 16 Prozent auf rund 1,2 Millionen Fahrzeuge. «Auch 2011 dürfte ein solides, ein gutes Jahr werden - für die Automobilindustrie und für Volkswagen», sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Montagabend in Genf vor dem Beginn des Autosalons.
Geduldiger Ferdinand Piëch
Probleme gibt es dagegen bei der von VW vorangetriebenen Zusammenarbeit zwischen den Lastwagenherstellern MAN und Scania. Diese hängt von einer Lösung im Streit um die Schmiergeldaffäre bei der früheren MAN-Tochter Ferrostaal ab. «Die wird nicht stattfinden, solange die Ferrostaal-Sache nicht entschieden ist», sagte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch in Genf in Bezug auf das geplante Zusammenrücken der beiden Firmen. Er fügte aber hinzu: «Ich habe Geduld».
Volkswagen hält die Mehrheit der Stimmrechte an Scania und ist mit knapp 30 Prozent an MAN beteiligt. Ferrostaal wird seit dem vergangenen Jahr von Korruptionsermittlungen erschüttert. MAN hatte den Essener Industriedienstleister an die arabische IPIC verkauft - bisher aber nur zu 70 Prozent. Seit Bekanntwerden der Affäre gestalten sich die Verhandlungen für die Übernahme der übrigen 30 Prozent schwierig. Im Ringen um eine Lkw-Allianz wird darüber spekuliert, dass der schwedische Lastwagenbauer Scania ein Übernahmeangebot für MAN vorlegen könnte.
Ambitionierte Ziele bei Skoda
Beim Absatz will der VW-Konzern in diesem Jahr weiter zulegen. 2010 hatte VW ein Rekordjahr verbucht und weltweit mehr als 7,2 Millionen Fahrzeuge verkauft, beinahe eine Million mehr als 2009. Dazu trug auch die tschechische Tochter Skoda bei. Skoda-Chef Winfried Vahland sagte in Genf, der Autobauer wolle bis 2018 die Verkäufe mindestens verdoppeln und vor allem in den Wachstumsmärkten stark zulegen.
Damit kommt der VW-Konzern auf dem angestrebten Weg an die Weltspitze weiter voran. Bis spätestens 2018 will Volkswagen weltweit zehn Millionen Autos verkaufen und damit größter und zugleich profitabelster Autobauer der Welt werden. Derzeit steht Volkswagen auf Platz drei hinter Toyota und General Motors.
Verschmelzung zieht sich hin
Auch der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche meldete ein Absatzplus. Im Rumpfgeschäftsjahr 2010 (1. August bis 31. Dezember) erhöhte sich der Absatz um 57 Prozent auf 40 446 Sport- und Geländewagen, wie Porsche mitteilte. Nach dem verlorenen Übernahmekampf mit VW war beschlossen worden, das Geschäftsjahr von Porsche von 2011 an wie bei VW an das Kalenderjahr anzupassen.
Porsche soll als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Wegen der anhaltenden und weit verzweigten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Ex-Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter ist der Zeitplan für das Zusammengehen noch in diesem Jahr jedoch in Gefahr. Den Managern wird im Zuge des gescheiterten VW-Übernahmeversuchs durch Porsche unter anderem Untreue vorgeworfen. «Ich gehe zwar davon aus, dass es lange dauern wird», sagte Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche in Genf. «Wir gehen aber von der Verschmelzung aus.»
8,18 Prozent der Aktion bei SGL Carbon SE
Noch in dieser Woche soll VW nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» die österreichische Porsche Holding für einen Milliardenbetrag übernehmen. Bisher gehört das Unternehmen aus Salzburg - der größte Autohändler Europas - ebenso wie der gleichnamige Stuttgarter Sportwagenbauer den Familien Piëch und Porsche.
Unterdessen wurde der Einstieg von VW beim Wiesbadener Kohlenstoffspezialisten SGL Carbon SE bekannt. VW erwarb einen Anteil von insgesamt 8,18 Prozent der Aktien, wie die SGL Group mitteilte. SGL ist unter anderem im automobilen Leichtbau aktiv - eines der wichtigsten Zukunftsthemen in der Automobilindustrie. (dpa)