Mit dem VW Race Touareg 3 über Stock und Stein

Generalprobe für die Dakar

Für rasante Fahrten am Limit abseits befestigter Straßen ist der VW Race Touareg 3 ausgelegt. Mit dem Rallye-SUV peilen die Wolfsburger den nächsten Sieg bei der kommenden Rallye Dakar an.

Von Michael Specht

Eine Achterbahnfahrt wirkt dagegen wie ein Kindergeburtstag: Unterwegs im VW Race Touareg 3 geht es mit Volldampf über Stock und Stein. Es ist unmöglich, den Kopf ruhig zu halten. Der Helm schlägt gegen den Türrahmen, die Wirbelsäule wird brutal gestaucht. Löcher so groß wie Badewannen sollten für ein Auto im Gelände eigentlich ein gewisses Hindernis bedeuten - eigentlich.

16 Tage Vollgas

Rallyefahrer Giniel de Villiers aber lupft nicht mal das Gaspedal, reißt den langen Schalthebel kurz nach hinten und beschleunigt weiter. Sein Wolfsburger Renn-SUV scheint über dem Boden zu tanzen, leichtfüßig wie ein Insekt. Schnee, Steine und Staub fliegen meterhoch durch die Luft. Wie lange halten Mensch und Maschine eine solche Tortur aus? "Bis zum Ziel", sagt de Villiers.

Der 38-jährige sympathische Südafrikaner gehört zum Werksteam von Volkswagen und spult gerade seine letzten Testkilometer im winterlichen Deutschland ab. Ernst wird es im neuen Jahr, wenn im argentinischen Buenos Aires die "Dakar" startet, von der immer noch behauptet wird, sie sei die härteste Rallye der Welt. Wer den zehnminütigen "Taxi-Ritt" im Touareg von de Villiers erlebt hat, wird nie wieder anderer Meinung sein. 16 Tage Vollgas bei Hitze, Staub und Kälte, 9400 Kilometer Pampa und Pässe, endlose Sand- und Schotterpisten zehren an den Kräften. Die Strecke führt durch Argentinien über die Anden nach Chile und durch die Atacama-Wüste über die Anden wieder zurück nach Buenos Aires.

Hattrick im Visier

Der VW Race Touareg 3 kennt keine Hindernisse VW

Volkswagen hat sich für die Dakar 2011 nichts Geringeres vorgenommen als mit den Race Touareg zum dritten Mal hintereinander auf das Siegerpodest zu fahren. "Wir wollen den Hattrick schaffen", sagt de Villiers und ist äußerst zuversichtlich, dass dies auch gelingen wird. Nicht weil er von VW bezahlt wird, sondern weil der RT3 genannte Touareg nach den vergangenen beiden Siegen in vielen Details verbessert und noch exakter dem Streckenprofil der Dakar angepasst wurde.

Einer der wichtigsten Punkte war dabei die Kühlung. Besonders in den Dünen litt der Diesel häufig an Hitzewallungen und die Elektronik musste, um keinen Motorschaden zu riskieren, die Leistung zurücknehmen. Weniger PS aber heißt, nicht mehr Vollgas fahren zu können und so kostbare Zeit zu verlieren. "Ein paar Minuten täglich summieren sich nach zwei Wochen schnell zu einer Stunde und begraben sämtliche Chancen auf den Sieg", rechnet de Villiers vor.

Kaum Gemeinsamkeiten mit Serien-Touareg

Über 310 PS verfügt der VW Race Touareg 3 VW

Mit dem Serien-Touareg hat der RT3 kaum was gemein. Lediglich Blinker- und Wischerhebel sowie der Zigarettenanzünder und die Kennzeichenbeleuchtung stammen vom braven Straßenbruder. Der Rest ist pure Renntechnik, ausgelegt auf höchste Belastungen. Unter der nur 50 Kilogramm leichten Kohlefaser-Karosserie steckt ein extrem stabiler Stahlrohrrahmen, der selbst mehrfache Überschläge schadlos wegsteckt. Damit dies möglichst nicht passiert, übernehmen doppelte Dreiecksquerlenker die Arbeit am Rad, unterstützt von jeweils zwei Feder-/Dämpfer-Einheiten. Mit ihnen kann der Touareg maximal 25 Zentimeter einfedern.

Leicht überarbeitet wurde auch der Reihenfünfzylinder-Diesel. Aus 2,5 Liter Hubraum holt er nun 228 kW/310 PS (zuvor 210 kW/285 PS) und 600 Newtonmeter Drehmoment. Geschaltet wird fünfmal sequentiell, die Kupplung dient nur zum Anfahren und für den Wechsel in den zweiten Gang.

Computer fährt mit

Im Ruhezustand sieht der VW Race Touareg 3 ganz harmlos aus VW

Wie extrem das Material im Rennen beansprucht wird, zeichnen insgesamt 132 Sensoren auf. Sie ermitteln nicht nur Temperaturen und Drücke, sondern auch einige mechanische Bewegungen. So zählte Kollege Computer beim Vorjahressieger Carlos Sainz auf einer 472 Kilometer langen Wertungsprüfung 2066 Mal den Griff zum Schaltknüppel.

Etwas "gemütlicher" ging es dagegen auf der längsten Vollgasstrecke der vorigen Dakar-Rallye zu. Volkswagen-Werkspilot Nasser Al-Attiyah konnte hier mit einem Tempo von 190 km/h exakt 30.013 Meter zurücklegen, ohne den rechten Fuß auch nur ein einziges Mal anzuheben. (mid)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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