VW-Chef Müller steht zur Gläsernen Manufaktur

Keine Gutscheine nach US-Vorbild

VW-Chef Müller steht zur Gläsernen Manufaktur
Die Gläserne Manufaktur in Dresden © dpa

Trotz angekündigter Sparmaßnahmen wird die Gläserne Manufaktur in Dresden Bestandteil von VW bleiben. Vom Abgas-Skandal betroffene VW-Kunden werden in Deutschland nicht mit Gutscheinen abgefunden.

VW-Chef Matthias Müller will auch im Zuge einer Neuausrichtung an der Gläsernen Manufaktur in Dresden festhalten. «Wir haben alternative Ideen für die Fertigung in Dresden. Wir stehen zur Gläsernen Manufaktur und den Beschäftigten», teilte Müller am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte, Dresden sei und bleibe ein fester Bestandteil von VW. «Und auch wenn das neue Phaeton-Konzept später kommt, heißt das nicht, dass wir Anlass haben, Dresden infrage zu stellen.» In Dresden wird die Luxuslimousine Phaeton montiert.

Phaeton wird vollelektrisch

Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» berichtet, Müller wolle das Werk 2016 schließen. Dies solle auf der Sitzung des VW-Aufsichtsrats an diesem Freitag entschieden werden. Der Betriebsrat aber habe bereits vor der Sitzung Widerstand gegen solche Pläne angekündigt.

Dazu hatte bereits ein VW-Sprecher gesagt, im Zuge der Neuausrichtung des Phaeton zu einem vollelektrischen Fahrzeug würden derzeit verschiedene Szenarien für den Standort entwickelt. «Die Gläserne Manufaktur ist fester Bestandteil dieser geplanten Neuausrichtung.»

Schwächelnder Absatz des VW Phaeton

Der Phaeton-Absatz schwächelt seit längerer Zeit. Derzeit werden gerade einmal acht der Luxuslimousinen am Tag in Dresden montiert. 4000 Phaetons liefen 2014 vom Band, 2011 waren es noch 11.166. Weil die Produktion nicht ausgelastet ist, wird seit 2013 auch die Bentley-Luxuslimousine Flying Spur in Dresden gefertigt.

VW hatte als Reaktion auf den Abgasskandal angekündigt, die Elektromobilität vorantreiben zu wollen. Dazu zählt, dass das Nachfolgemodell des Phaeton als elektrische Version auf den Markt kommen soll. Aus Kreisen des Konzerns hatte es allerdings geheißen, dies werde frühestens 2019 geschehen. Zur Automesse IAA Mitte September - kurz vor dem Ausbruch der Abgasaffäre - war aus VW-Kreisen noch verlautet, dass der Phaeton-Nachfolger 2016 komme. Die Gläserne Manufaktur war 2002 in Betrieb genommen worden.

Individuelles Paket für betroffene Kunden

Zugleich hat VW bekräftigt, dass vom Abgas-Skandal betroffene Kunden in Deutschland keine Gutscheine nach US-Vorbild erhalten. Es solle stattdessen ein individuelles Maßnahmenpaket geben, sagte ein VW-Sprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Dazu zählten etwa ein Leihwagen oder Abhol- und Bringdienste während des Werkstattaufenthalts. Es gebe aber noch keine Entscheidung darüber.

VW-Markenchef Herbert Diess hatte der dpa vor einer Woche gesagt: «Wir werden allen Kunden speziell zugeschnittene Lösungen anbieten, in die wir unseren Handel intensiv einbeziehen.»

In den USA bisher 120.000 Kunden mit Gutscheinen versorgt

VW muss in Deutschland im Abgas-Skandal 2,4 Millionen Wagen in die Werkstätten rufen. Der Rückruf soll Anfang 2016 beginnen. Es geht um verschiedene Motoren- und Fahrzeugmodelle. Das KBA muss den vorgeschlagenen technischen Lösungen zustimmen.

In den USA haben bisher 120.000 VW-Kunden, deren Dieselfahrzeuge von der Affäre um gefälschte Abgaswerte betroffen sind, Gutscheine im Wert von bis zu 1000 US-Dollar erhalten. Darunter sind eine Kreditkarte im Wert von 500 Dollar und ein 500-Dollar-Gutschein für Reparaturen in einer VW-Werkstatt sowie drei Jahre gratis Pannenhilfe. Die Annahme des Gutscheins bedeutet laut VW keinen Verzicht auf Klagerecht. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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