Mit dem neuen Golf und dem neuen Polo hielten bereits Elemente der oberen Segmente Einzug in die Kompakt- und Kleinwagenklasse. Der neue Passat soll nun weitere Ansprüche erfüllen.
Von Thomas Flehmer
Bescheidenheit bei Neuvorstellungen kann man Machern von Volkswagen selten vorwerfen. Auch die achte Generation des Passat wird ab Oktober nicht mit wenig Selbstbewusstsein ins Rennen geschickt. "Mit diesem Passat beginnt eine neue Ära in der Mittelklasse", kündigte VW-Chef Martin Winterkorn bei der statischen Weltpremiere im VW-Design Center in Potsdam im Beisein von Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs vollmundig an.
VW Passat setzt zum Klassensprung an
Dabei ist die äußere Hülle nicht unbedingt das entscheidende Teil bei der Premiumisierung des erfolgreichsten Geschäftswagens in Europa, der jährlich 1,1 Millionen Abnehmer findet. Die Front ist zwar sehr viel markanter gezeichnet, die Scheinwerfer vermitteln einen aggressiven Auftritt, auch wenn Chef-Designer Walter da Silva dem neuen Vertreter genau diese Aggressivität abspricht.
Auch die neue Motorhaubenoptik und verkürzte Überhänge wirken eher dynamisch als bieder. Ein flacheres Dach sowie größere Radhäuser vermitteln eine höhere Atmosphäre als die Mittelklasse. "Ziel war es, einen Klassensprung zu generieren", sagt Chef-Designer Klaus Bischoff, "der neue Passat sieht wesentlich eleganter und muskulöser aus."
Neuer VW Passat mit mehr Platz
Das kommt auch beim Heck zum Vorschein, das erstmals zwei Auspuffrohre ziert und eine Mischung aus Jetta und Phaeton darstellt. Und besonders das im Heimatmarkt nur eine Außenseiterrolle spielende Flaggschiff des Konzerns dient als Vorbild der achten Mittelklasse-Auflage – halt der Klassensprung.
Dieser tritt bei den inneren Werten noch deutlicher hervor als bei der Karosserie. Obwohl das Dach flacher ausfiel, konnte die Kopffreiheit um 26 Millimeter erhöht werden. Auch der Radstand gewann mit einem Plus von 7,9 Zentimetern bei einer quasi unveränderten Länge von 4,77 Metern bei der Limousine und des zehn Zentimeter kürzeren Variant hinzu. Der Kofferraum des Kombis kann 47 Liter mehr aufnehmen als der Vorgänger und schluckt nun zwischen 650 und 1780 Liter. Bei der Limousine kamen 21 Liter hinzu, gesamt sind es nun 586 Liter.
Neue Assistenten für den VW Passat
Die Anmutung des Innenraumes des in Emden und Zwickau gefertigten Passat wurde ebenso aufgewertet. Neben den Materialien sind es aber die nützlichen Dinge, die den Aufenthalt im Passat verschönern sollen. Ein so genanntes Active Info Display ist zwischen Tacho und Drehzahlmesser platziert, sodass die Navigationsinformationen direkt im Gesichtsfeld des Fahrers liegen.
Zudem erhält der Passat als erster Volkswagen überhaupt ein Headup-Display. Natürlich dürfen Konnektivitätssysteme nicht fehlen. Das Smartphone kann mit dem Touchscreen gekoppelt werden, sodass die Funktionen über den größeren Monitor gesteuert werden. Weitere Assistenten für die Sicherheit wie ein 360 Grad Rundumblick und ein Stauassistent können optional – wie im Segment der Oberklasse – ebenso geordert werden wie ein erstmals eingesetzter Trailer-Assistent, mit dem der mit einem Anhänger ausgestattete Passat automatisch den Weg in die Parklücke findet.
VW Passat ab 2015 auch als Plugin-Hybrid
Und der Side Assist warnt zum einen auf der Autobahn vor einem ungewollten Spurwechsel und greift zur Not selbst aktiv ein. Zudem erkennt das System beim Ausparken den Querverkehr, sei es als Auto oder Fußgänger. Auch hier greift der Assistent zur Not selbstständig ein. Elektronische Helfer, die bisher nur in den obersten Segmenten zum Einsatz kamen.
Auch bei den Motoren bedient sich VW in höheren Klassen. So kann der Passat als Plugin-Hybrid rund 50 Kilometer rein elektrisch zurücklegen und kommt so auf einen Verbrauch von 1,5 Litern auf den ersten 100 Kilometern – allerdings erst ab 2015. Zuvor steht nach der öffentlichen Premiere auf dem Pariser Autosalon ab Oktober ein Leistungsspektrum zwischen 88 kW/122 PS und 204 kW/280 PS zur Verfügung. Dank eines Gewichtsverlustes von 85 Kilogramm soll sich der neue Passat mit bis zu 20 Prozent weniger Kraftstoff begnügen.
VW Passat ab 25.875 Euro
Das Sparpotenzial wird aber bereits beim Kauf beschnitten. Mit einem Einstiegspreis von 25.875 Euro ist der Neue rund 600 Euro teurer als das aktuelle Modell. Der Kombi kostet weitere 1000 Euro. Dafür ist Generation Nummer acht von vornherein besser ausgestattet. Denn schließlich sei der neue Passat laut Winterkorn „ein Auto mit Premiumanspruch, aber ohne Premiumkosten.“ Doch der VW-Chef wird dabei die lange Aufpreisliste nicht bedacht haben, die dank der zahlreichen elektrischen Helfer auch schon Premiumatmosphäre versprüht.