Autobauer für Diesel und Elektromobilität

Schneller Wandel in der Automobilindustrie

Autobauer für Diesel und Elektromobilität
Die deutschen Autohersteller halten am Dieselmotor fest © dpa

Die Automobilindustrie erlebt einen schnellen Wandel. Trotz neuer Themen wollen die Autohersteller am derzeit umstrittenen Dieselmotor noch lange festhalten.

Die deutschen Autobauer wollen noch lange am Diesel festhalten - mindestens als Brückentechnologie. Zum einen seien die neuesten Motoren umweltfreundlich, zum anderen gebe es noch viel Potenzial, sie weiter zu entwickeln. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter Autobauern, die am Freitag veröffentlicht wurde. Die Hersteller wollen außerdem die Elektromobilität massiv ausbauen. Auch die Brennstoffzelle ist im Spiel. Die beiden wichtigsten Zukunftsthemen sind daneben autonomes Fahren und Mobilitätsdienstleistungen.

Über die Zukunft des Dieselantriebs läuft seit Monaten eine Debatte. Grund sind der Abgasskandal sowie drohende Fahrverbote in Innenstädten. Der Diesel-Marktanteil bei den Neuzulassungen sinkt. Die Grünen fordern einen Ausstieg aus dem Benzin- und Dieselmotor im Jahr 2030. Volvo hat angekündigt, sich Schritt für Schritt von reinen Verbrennungsmotoren zu verabschieden.

VW-Entwicklungschef glaubt an Antriebsmix

VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn sagte mit Blick auf das Jahr 2030: "Wir werden einen Antriebsmix aus Verbrennungsmotoren, Hybridantrieb und E-Antrieb haben." Auch die VW-Tochter Porsche erwartet für die Zukunft einen "Mix aus Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und rein elektrischen Fahrzeugen". Bei der Premiere des Cayenne gab sich Porsche-Chef Oliver Blume aber noch zurückhaltend, ob ein neuer Selbstzünder den Weg in die neue Generation des SUV finden werde.

Ein Opel-Sprecher erläuterte, auf dem Weg in die elektrische Zukunft würden herkömmliche Antriebssysteme weiter benötigt. "Die Automobilindustrie braucht die moderne Technik von heute, um die notwendigen Investitionen für die Weiterentwicklungen der Zukunft zu erwirtschaften." Auch Daimler setzt "auf dem Weg zum emissionsfreien Fahren" auf einen Mix aus modernsten Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und Elektrofahrzeugen mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb.

Diesel für CO2-Grenzwerte nötig

Die Autoindustrie braucht den Diesel auch, um die europäischen Grenzwerte beim "Klimakiller" CO2 zu erreichen. Denn Diesel stoßen, so argumentiert die Branche, bei gleicher Motorleistung weniger Kohlendioxid (CO2) aus als Benziner. Und die Nachfrage nach Elektroautos kommt nicht in Fahrt.

Dennoch zeigen sich viele überzeugt, dass sich die Elektromobilität durchsetzt. Daimler will bis 2025 zwischen 15 und 25 Prozent des weltweiten Absatzes über batterieelektrische Fahrzeuge erwirtschaften. VW hat sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2025 rund ein Viertel des weltweiten Volumens mit batterieelektrischen Fahrzeugen zu erzielen, ebenso wie die Sportwagen-Tochter Porsche.

Brennstoffzelle noch nicht salonfähig

Neben E-Autos forscht die Autoindustrie seit Jahrzehnten an der Brennstoffzelle. Bisher haben nur Hyundai und Toyota aus Asien Elektroautos mit Wasserstoff und Brennstoffzelle im Angebot. Daimler zeigt auf der Messe IAA in Frankfurt (14.-24.9.- ab 12.9. Pressetage) den Mercedes GLC F-Cell. Das sogenannte Vorserienfahrzeug kombiniert die Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem Plug-in-Hybrid und soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen.

VW-Entwicklungschef Eichhorn sagt, sein Konzern arbeite an einer Serienlösung. "Aber das wird zunächst eine Kleinserie." Die Brennstoffzelle habe über Jahre darunter gelitten, dass sie nicht alltagstauglich und durch enormen Einsatz von Edelmetallen sehr teuer gewesen sei. "Beides haben wir optimiert. Es stellt sich aber die Frage, woher der Wasserstoff kommt. Bislang muss man ihn regenerativ erzeugen, mit vielen Energieverlusten, bis er im Auto ist." Auch der VCD hat auf seiner am Donnerstag veröffentlichten Umweltliste auf die beiden Serienfahrzeuge mit Brennstoffzelle verzichtet, da sich Wasserstoff heute ökologisch nicht rechne und es fast keine Tankmöglichkeiten gebe.

Viele Hürden beim selbstfahrenden Auto

Eines der Megathemen ist das vollautomatische Fahren - das selbstfahrende Auto ohne menschlichen Fahrer. Dabei sehen die Hersteller noch viele Hürden, sowohl technische als auch rechtliche, wie die Umfrage ergab. Die ständige Überwachung des Autos durch den Fahrer falle weg. Jede Situation müsse vom System selbstständig beherrscht werden, sagte etwa ein BMW-Sprecher.

Weiteres Mega-Thema: Mobilitätsdienstleistungen rund ums Auto. Dabei geht es zum Beispiel um Carsharing, Transportdienste, Mobilitäts-Apps und vernetzte Verkehre. Die Autobauer wollen sich zu Mobilitätsanbietern wandeln. Daimler spricht mit Blick auf das Jahr 2030 von Mobilität als Service - "Mobility-as-a-Service". Bei VW heißt das englisch "Transportation as a Service."

Generell sieht sich die Branche vor einem grundlegenden Umbruch. "Die Automobilindustrie wandelt sich aktuell in bislang nicht für möglich gehaltener Geschwindigkeit", sagte ein Opel-Sprecher. "Die Veränderungen in den nächsten Jahren werden größer sein als in ganzen Jahrzehnten zuvor. (AG/dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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