Klimabilanz: Elektro-Golf besser als ein Verbrenner

Klimabilanz: Elektro-Golf besser als ein Verbrenner
Der Elektro-Golf von VW. © VW

Die Klimabilanz eines Elektroautos ist bereits heute besser als die eines konventionell angetriebenen Modells. VW hat dies am Beispiel des Kompaktmodells Golf berechnet.

Im Rahmen eines internationalen Normierungsverfahren hat Volkswagen am Beispiel des VW Golf berechnet, wie die Ökobilanzen der verschiedenen Antriebsarten im Detail aussehen. Demnach liegt ein E-Golf mit einem Wert von 119 Gramm CO2 pro Kilometer deutlich vor einem Golf TDI, der auf 140 Gramm CO2/km kommt.

Die Produktion des aktuellen batterieelektrischen Golf verursacht 57 Gramm CO2/km, die eines TDI nur 29 Gramm. Ein Benziner ist mit 26 Gramm noch etwas klimafreundlicher herzustellen. Für die Erzeugung des Kraftstoffs bilanziert VW beim Diesel weitere 11 Gramm CO2 je Kilometer, beim Benziner sind es 27 Gramm, beim strombetriebenen Golf hingegen 62 Gramm im europäischen Strommix. Dafür fallen keine direkten Fahremissionen mehr an. Im Falle des Dieselmotors belasten diese die Bilanz mit 100 Gramm CO2, beim Benziner sind es 119 Gramm. Der ebenfalls untersuchte Erdgas-Golf kam bei ähnlichen Produktionswerten auf 100 Gramm im Fahrbetrieb. Unterstellt hat Volkswagen im Rahmen des LCA-Verfahrens eine Gesamtbetriebsleistung von 200.000 Kilometern.

VW legte Life Cycle Assessment zu Grunde

Anders als bei der aktuell kritisch diskutierten Studie des Ifo-Instituts, die unterschiedliche Modelle verschiedener Hersteller auf Basis allgemeiner Annahmen und Normverbrauchswerten verglich, hat Volkswagen im sogenannten Life Cycle Assessment (LCA) den CO2-Wert jedes Bauteils des Fahrzeugs inklusive des Recyclings und der Entsorgung am Lebensende berechnet. Beim LCA fließen die Daten der Produktion und Rohstoffgewinnung ebenso ein wie die Werte der Stromerzeugung oder der Ölförderung und des Transports. So entsteht eine lückenlose Datensammlung von der Rohstoffquelle bis zur finalen Restverwertung.

Allein beim Golf beinhaltet die Datensammlung eine Tabelle mit 11.000 Zeilen und rund 40.000 erfasste Prozesse. Das LCA-Verfahren läuft international und wird von unabhängigen Prüfern zertifiziert. Die Klimadaten der verschiedenen Rohstoffe kommen von einzelnen Fachverbänden aus aller Welt und wurden gemittelt.

Im Rahmen des Verfahrens hat Volkswagen auch eine Projektion der verschiedenen Antriebssysteme für das Jahr 2030 vorgenommen. In dieser Studie werden allen Antriebsarten noch deutliche Verbesserungen zugestanden. So verringern sich durch Hybridisierung die gesamten CO2- Emissionen bei Dieselmodellen auf 113 Gramm je Kilometer, bei den Benzinern auf 134 Gramm. Die Produktionsdaten für alle Varianten bleiben auf dem Niveau von heute. Beim E-Golf sieht Volkswagen aber eine deutliche bessere Reichweite durch Fortschritte in der Batterieentwicklung. Schon die Produktion der Batterie für den VW ID soll nur etwas mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen pro Kilowattstunde Speicherkapazität verursachen wie die aktuelle Golf-Batterie.

Grüner Strom entscheidend

Die größte Verbesserung in der Klimabilanz erfolgt aber durch eine deutliche Reduzierung der Emissionen bei der Stromerzeugung in Folge des weltweiten Ausbaus nachhaltiger Energieversorgung. Demnach würde der E-Golf des Jahres 2030 in seinem Gebrauchszyklus auf einen CO2-Ausstoß von 95 Gramm je Kilometer kommen.

Wie wichtig die Herstellung des Stroms für die Ökobilanz ist, zeigt ein Blick auf die aktuellen Strommixe in den wichtigsten Weltmärkten. Während der heutige E-Golf im europäischen Mix auf die genannten 119 Gramm CO2 kommt, wären es im deutschen und im amerikanischen Mix schon 145 Gramm, im chinesischen sogar 183 Gramm. Unter den aktuellen Bedingungen chinesischer Stromproduktion wäre also noch ein Golf-Diesel über 200.000 Kilometer klimafreundlicher als ein E-Golf. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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