VW Käfer feiert 80. Geburtstag

Startschuss am 28. Mai 1937

VW Käfer feiert 80. Geburtstag
Produktion des VW Käfer in Wolfsburg © VW

Der erste deutsche Millionseller aus deutscher Produktion feiert rundes Jubiläum. Der VW Käfer verkörpert dabei in allen Facetten ein Stück deutscher Geschichte.

Wolfsburg wird den 80. Geburtstag des Käfers wohl erst im nächsten Jahr feiern, aber der Startschuss für das Unternehmen Volkswagen erfolgte bereits am 28. Mai 1937. Passgenau zur ersten Produktionsserie des von Ferdinand Porsche entwickelten Heckmotor-Modells mit seinem markanten Boxer-Sound wurde damals in Berlin die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ gegründet, aus der dann die „Volkswagenwerk GmbH“ hervorging.

Seinen Kosenamen „Käfer“ verdankt der Wolfsburger übrigens der „New York Times“, die den ersten deutschen Millionseller schon bei seiner Premiere schlicht „Beetle“ nannte. Ein Auto mit dem Arbeiter zum Werkstor und Generaldirektoren zur Oper fuhren. Anfang Juni 1974 lief in Wolfsburg der letzte vom Band, 2003 kam es zum Finale für den Vocho in Mexiko. Knapp 22 Millionen Abnehmer fand der Botschafter aus Deutschland.

Kübelwagen statt Käfer

Leicht hatte es dieses Auto nie, auch weil seine Geschichte ein Stück Deutschland verkörpert. Volkswagen als Gattung hatte es schon viele gegeben, als Adolf Hitler auf der Berliner IAA 1934 den Bau eines Autos für breite Bevölkerungsmassen forderte. Der „Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie“ (RDA) beauftragte daraufhin den damals schon als genial gerühmten Konstrukteur Ferdinand Porsche mit der Entwicklung eines „Volkswagens", dessen Lastenheft folgende Pflichtpunkte umfasste: Vier Sitzplätze, vier bis fünf Liter Verbrauch auf 100 Kilometern und eine autobahngeeignete Vmax von mindestens 80 km/h.

Schlagzeilen machte auch der politisch motivierte und deshalb nicht kostendeckende Preis von 990 Reichsmark für den kleinen Familienwagen. Das sogenannte KdF-Wagen-Sparsystem sollte den 17 kW/24 PS starken und 105 km/h flotten 1,0-Liter-Vierzylinder finanzierbar machen. Schon 1938 ließen sich 270.000 Kaufinteressierte registrieren und beteiligten sich mit einer minimalen Sparrate von fünf Reichsmark pro Woche.

Es war ein Vertriebssystem, das sich zwölf Monate später als gigantische Täuschung aller Käfer-Kaufwilligen enttarnte. Denn von den insgesamt angesparten 268 Millionen Reichsmark finanzierten die Nationalsozialisten den Bau des Volkswagen-Werks in der eigens gegründeten Stadt Wolfsburg und ein nicht unerheblicher Teil floss in den Staatshaushalt - und schließlich wurden statt des Käfers Kübelwagen für den Kriegseinsatz gefertigt.

Käfer als Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs

1955 lief der einmillionste Käfer vom Band
1955 lief der einmillionste Käfer vom Band VW

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und dem darauf folgenden Wiederaufbau avancierte der Käfer nicht nur zum Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs, er gab den Menschen durch mechanische Zuverlässigkeit – kein kochendes Kühlwasser und keine Kolbenfresser – und seine Kontinuität im Design den Glauben an die Verlässlichkeit zurück.

Ein Nimbus, den sich die Marke Volkswagen bis zum gegenwärtigen Diesel-Skandal bewahren konnte. Mochte sich die Welt auch noch so rasant verändern, für Volkswagen galt der legendäre Werbeslogan: „Da weiß man, was man hat“. Genau das machte den Käfer zum meist gefürchteten deutscher Exportartikel.

VW Golf leitet Ende des Käfers ein

Der VW Käfer in der Film-Ausführung als Herbie
Der VW Käfer in der Film-Ausführung als Herbie VW

Gefürchtet von Konkurrenten, die das Krabbeltier mit „Käfer-Killern“, also eigenen Kompaktmodellen, meist vergeblich bekämpften. Waren dies in Deutschland vor allem die moderneren Ford Taunus 12M und Opel Kadett, bemühten sich in den USA eigens kreierte Compacts der Big Three GM, Ford und Chrysler um Eindämmung der vermeintlichen Käferplage. Nach „Diesel-Gate“ heute kaum mehr zu glauben, aber 1970 errang Volkswagen über sieben Prozent Marktanteil in den USA. 1972 folgte dann des Beetles ultimativer Triumph über die US-Konzerne: Mit dem 15.007.034sten Käfer knackte VW den bisherigen Bestwert des Ford Model T.

Mit dem Ur-Käfer hatten die VW 1302 und 1303 des Jahrgangs 1972 aber nur noch das Konzept und die Silhouette der Karosserie gemeinsam, gab es doch im Laufe der Jahre 78.000 Änderungen. Trotzdem, eine Evolution war jetzt nicht mehr möglich, also musste eine Revolution her. Die Stunde des Golfs war gekommen. Mit den Kennzeichen Frontantrieb und großer Heckklappe begründete dieser dann die Kompaktklasse als neuer klassenloser Megaseller. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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