Volkswagen hat den Golf überarbeitet. An diesem Donnerstag präsentierte der Autobauer in Wolfsburg das Facelift der siebten Generation seines Bestsellers. Optisch muss man, wie man es nicht anders erwarten konnte, zweimal hinschauen, um die Neuerungen zu erkennen.
Von Frank Mertens
Wer Überraschungen beim Design erwartet hat, der wird enttäuscht. Der VW Golf bleibt sich treu. So haben die Designer beim Facelift der siebten Generation des Wolfsburger Bestsellers auf große optische Modifikationen verzichtet.
Kein Wunder, denn die Kunden mögen den Golf so, wie sie ihn kennen. Er polarisiert mit seinem Aussehen nicht, er ist das Auto für den Mainstream. Das ist keineswegs negativ zu verstehen – denn damit avancierte der Golf seit seinem Marktstart im Jahr 1974 zum Bestseller und dem Lieblingsauto der Deutschen. Die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache: So liefen seit seinem Marktstart 33 Millionen von den Bändern in Deutschland, Mexiko und China. Allein im Vorjahr entschieden sich eine Million Kunden für das Kompaktklassemodell der Niedersachsen. Damit entscheidet sich rein rechnerisch seit 42 Jahren alle 40 Sekunden ein Kunde weltweit für einen Golf.
Kunden nicht verschrecken
Bei solchen Zahlen wäre es fahrlässig, die Kunden mit einem zu expressiven Design zu verprellen. Deshalb muss der Kunde bei dieser Modellüberarbeitung – die vier Jahre nach dem Start der siebten Generation erfolgt – auch zweimal hinschauen, um die Änderungen zu erkennen. So gab es optische Modifikationen an Front und Heck und den Scheinwerfern. Es sind Neuerungen, die ohne großen Aufwand in die Produktion einfließen können. „Wir haben das Design geschärft. Mit seinen LED-Leuchten sieht dieses Auto toll aus“, sagte VW-Markenchef Herbert Diess. Wie Chefdesigner Klaus Bischoff im Gespräch mit der Autogazette sagte (ein ausführliches Interview mit ihm lesen Sie am Freitag), sei die Aufgabe, „eine Ikone wie den Golf zu pflegen und sie zeitgemäß zu definieren, ungleich schwerer, als ein neues Auto zu entwerfen, weil man schnell an seine Grenzen stößt.“
Wenn es schon nicht beim Design zu großen Neuerungen kam, wo dann? Sie spielen sich unter dem Blechkleid ab, beispielsweise bei den Motoren. Erstmals wird im neuen Golf auch der 1.5 Liter Turbo-Benziner als Vierzylinder mit 150 PS und Zylinderabschaltung zum Einsatz kommen, der den 1.4 TSI ersetzt. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es auch ein Aggregat mit 130 PS als BlueMotion-Variante geben. "Der neue 1.5-Liter Motor verfügt serienmäßig über eine Zylinderabschaltung und sorgt damit für einen Effizienzgewinn von bis zu einem Liter“, sagte VW-Entwicklungschef Frank Welsch. Bei dem Benziner bildet der Dreizylinder nach wie vor den Einstieg in die Golf-Welt. Bei den Dieselmotoren bleibt es bei den altbekannten 1.6 und 2.0 Liter TDI. Der Golf GTI wird mit 230 PS und in der Performance-Variante mit 245 PS angeboten. Dabei wird im Golf nach und nach ein neues 7-Gang-DSG alle 6-Gang-Getriebe ablösen.
Nächster Schritt zur Unfallfreiheit
Bei den alternativen Antrieben wird der Elektro-Golf - er feiert in der kommenden Woche seine Premiere auf der Los Angeles Motorshow - über eine Reichweite von 300 Kilometer nach NEFZ verfügen, also im Realverbrauch auf mindestens über 200 Kilometer kommen. Mit der Plug-in-Variante ist eine emissionsfreie Reichweite von bis zu 50 Kilometer zu erzielen.
Wie man es bereits vom VW Passat und dem Tiguan kennt, wird es auch im neuen Golf ein virtuelles Cockpit geben – natürlich gegen Aufpreis. Es ermöglicht dem Fahrer, sich das Display so einzustellen, wie er es mag: Sei es nun mit den klassischen Instrumenten oder der Navigation. Während das digitalisierte Cockpit über eine Displaygröße von 12,2 Zoll verfügt, sind es beim Infotainment-Display "Discover Pro" 9,2 Zoll - und dabei lassen sich die Funktionen über Gesten steuern.
Daneben verfügt der neue Golf auch über eine Vielzahl von Fahrassistenzsystemen. Dazu gehört neben einem Trailer-Assist auch ein Stauassistent und Front-Assist. Er ist in der Lage, in Gefahrensituationen automatisch abzubremsen. Mit ihm würde die Unfallgefahr deutlich reduziert, „um bis zu 45 Prozent“, sagte Diess. Zugleich wartet der Golf auch mit einer Fußgängererkennung auf, die auch auf Bewegungen reagieren kann. „Das ist der nächste Schritt zur Unfallfreiheit.“
Sicherer wird das Auto fahren im neuen Golf auch durch den neuen Emergency Assist. Das System ist in der Lage zu erkennen, wann der Fahrer ausfällt. Das geschieht über Sensoren, die Lenk-, Brems- noch Beschleunigungsaktivitäten des Fahrers überwachen. Weicht es von der Norm ab, werden verschiedene Eskalationsstufen eingeleitet: Sie reichen vom Wachrütteln des Fahrers und reichen bis zum Nothalt. Dabei führt der Golf Lenkmanöver aus, die den nachfolgenden oder einem entgegen kommenden Verkehr warnen sollen. Mit dem neuen Stauassistent geht der neue Golf den Weg zum teilautonomen Fahren. Bis Tempo 60 km/h leitet das Fahrzeug den Fahrer teilautonom durch den Stop-and-Go-Verkehr und trägt damit zur Entlastung bei. Voraussetzung ist jedoch, dass der Fahrer weiterhin die Hände am Lenkrad behält, betonte Welsch. Damit gehe man den nächsten Schritt zum autonomen Fahren.