Neuer Golf: VW lüftet erste Geheimnisse

Weltpremiere in Berlin

Neuer Golf: VW lüftet erste Geheimnisse
Noch verhüllt: Der neue VW Golf. © VW

Europas größter Autobauer VW lüftet im September erstmals die Hüllen des neuen Golf. Jetzt haben die Wolfsburger die ersten Informationen preisgegeben. So legt das Kompaktmodell beispielsweise um sechs Zentimeter zu.

29 Millionen Autos sind ein stolzes Erbe – kein Wunder, dass VW bei der Premiere eines neuen Golfes nichts, aber auch wirklich gar nichts dem Zufall überlässt. Um das Volk auf den neuen Meister aller Klassen einzustimmen, gibt es deshalb jetzt die ersten Informationen zur siebten Auflage. Diese feiert ihre Weltpremiere Anfang September in Berlin, wird für das breite Publikum zum ersten Mal Ende nächsten Monats auf dem Pariser Salon zu sehen sein und kommt im November in den Handel.

Fotos behalten die Niedersachsen zwar noch für sich, und über den Startpreis von etwas mehr als 17.000 Euro kann man nur spekulieren, doch so stolz wie sie auf ihre technologischen Errungenschaften sind, verraten die Entwickler zumindest schon die ersten Details zu Antrieb, Abmessungen, Assistenzsystemen und dem Verbrauch.

VW Golf basiert auf Querbaukasten

Die Basis für den neuen Golf ist der viel zitierte modulare Querbaukasten, der den Ingenieuren mehr Freiheiten und Flexibilität bei fast allen Eckdaten erlaubt. So wächst der Golf in Radstand und Länge um jeweils knapp sechs Zentimeter und bietet deshalb innen mehr Platz für Knie und Koffer. Das Gepäckabteil zum Beispiel legt um 30 auf 380 Liter zu und ist dank der tieferen Ladekante auch noch einfacher zu benutzen.

Obwohl der Wagen also wieder einmal etwas größer wird, haben die Niedersachsen das Gewicht deutlich gedrückt: Weil jedes Bauteil auf die Waage kam und überall geknausert wurde, ist der Bestseller um bis zu 100 Kilogramm leichter als früher. Auch das ist neben den zwei neuen Motorengenerationen für Diesel und Benziner ein Grund dafür, weshalb der Verbrauch im Schnitt um 13,9 und im besten Fall um 23 Prozent zurückgeht.

Bei den gewaltigen Stückzahlen des Golfs summiert sich das allein in Europa auf eine CO2-Rediuktion von 119.000 Tonnen im Jahr, rechnet VW nicht ohne Stolz vor und nennt zumindest zwei konkrete Beispiele: Der 1,4 Liter-Benziner mit Zylinderanschaltung, der immerhin auf 103 kW/140 PS kommt, ist künftig mit 4,8 Litern zufrieden. Und bei den Diesel beginnt die Palette mit einem 77 kW/105 PS-Motor, der nur noch 3,8 Liter verbraucht – und da ist vom Blue Motion-Modell mit erweitertem Sparprogramm noch genau sowenig die Rede wie von der Erdgas- und der Elektrovariante, die für das kommende Jahr avisiert sind.

Erwartungen von Greenpeace

Dies wird jedoch die Umweltschutzorganisation Greenpeace nicht zufrieden stellen. Dort hatte man erwartet, dass der nächste Golf ein echtes Dreiliter-Auto sei. „Die Golf 7-Flotte wird während ihrer Nutzungsdauer voraussichtlich über 150 Millionen Tonnen klimaschädliches CO2 ausstoßen. Sollte der Verbrauch deutlich über 3 Liter liegen, bleibt VW wieder einmal hinter seinen technischen Möglichkeiten zurück und wird seiner Verantwortung für den Klimaschutz nicht gerecht“, sagte Wolfgang Lohbeck, Verkehrsexperte von Greenpeace. Mit Blick auf den Golf-Benziner hätte der Golf VII einen Kraftstoffverbrauch von nicht mehr als 3,4 Liter bei einem Ausstoß von 80 Gramm haben.

„Wir erwarten, dass VW in seinem wichtigsten Modell die jahrzehntelangen Ankündigungen endlich umsetzt und als Minimum seine vorhandene Spartechnik in alle Fahrzeuge einbaut. Schon damit würde die Golf 7-Flotte in ihrer Lebensdauer um die 50 Millionen Tonnen CO2 sparen“, so Lohbeck. „Spritspartechnik darf nicht länger Sonderausstattung sein, erst recht nicht bei einem so wichtigen Massenmodell.“

Neue Assistenzsysteme

Aber der Golf wird nicht nur sparsamer, sondern auch schlauer: Er bekommt jede Menge neuer Assistenzsysteme, die VW bislang nur in den höheren Fahrzeugklassen angeboten hat. Der Tempomat hält deshalb künftig automatisch den Abstand, die Sensoren lösen bei brenzligen Situationen im Stadtverkehr von alleine eine Notbremsung aus und spannen vorher zum Beispiel die Gurte, die Scheinwerfer passen den Lichtkegel der Verkehrssituation an und wer am Steuer Müde wird, bekommt eine freundliche Pausenempfehlung.

Selbst die Handbremse wird im neuen Golf von der Elektronik ersetzt und auf Knopfdruck bedient. Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt waren die Infotainmentsysteme. Auch da hat VW mittlerweile einen modularen Baukasten entwickelt, der dem Golf einen serienmäßigen Touchscreen mit Bedienungsgesten wie beim iPhone bringt und den Wagen in der höchsten Ausbaustufe zum Hotspot auf Rädern macht.

Wie immer bei VW startet der Golf natürlich nicht alleine, und mit dem modularen Querbaukasten ist die Familienplanung künftig sogar noch einfacher: Der erste Verwandte ist in Form des Audi A3 schon auf dem Markt. Der Seat Leon als zweiter Bruder feiert in Paris gleich mit dem Golf Premiere, und am Ende sollen es über 20 Modelle sein, die VW und die Konzernmarken aus dem MQB-Bausatz zusammen bauen. Dazu zählen dem Vernehmen nach auch ein paar neue Varianten für den Golf selbst. Denn erstmals wird es den Bestseller nicht nur als Golf Plus, als Kombi und als Cabrio geben. Sondern wenn die Gerüchteküche stimmt, ist diesmal auch ein viertüriges Coupé im Stil des CC in Planung. Schließlich wollen endlich auch mal die Designer beweisen, was alles im Golf steckt. (AG/SP-X)


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