Düstere Aussichten für europäischen Automarkt

Fortgesetzte Rezession laut Studie

Düstere Aussichten für europäischen Automarkt
Rabatte gehören beim Neuwagenkauf dazu © dpa

Die europäische Schuldenkrise wird sich laut einer Studie nachhaltig auf den Automarkt auswirken. Das Car Center der Universität Duisburg-Essen prognostiziert für das kommende Jahr die schlechtesten Verkäufe seit 1993.

Der europäischen Autoindustrie stehen schwere Zeiten bevor. Die schlechten Wirtschaftsaussichten südeuropäischer Länder werden sich nachhaltig auf den Automarkt auswirken. "Für den Automarkt in West-Europa muss daher mit fortgesetzter Rezession gerechnet werden. Das Jahr 2013 wird nach unserer Prognose die schlechtesten Autoverkäufe seit 1993 bringen. Die Krise in Europa ist also nicht vorbei, sondern sie ist am Beginn", schrieb Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Car Center der Universität Duisburg-Essen.

Schlechtestes Jahr seit 1993

Der Autoexperte rechnet damit, dass im kommenden Jahr lediglich 11,9 Millionen Pkw in Europa verkauft werden. Das ist der schlechteste Wert seit 20 Jahren, der zuletzt 1993 mit 11,3 Millionen verkauften Einheiten unterboten wurde. "Die Auswirkungen der Schuldenkrise sind mindestens bis 2015 zu spüren.

Im Jahr 2015 werden nach unserer Prognose immer noch weniger Pkw in West-Europa als im Jahr 2011 verkauft werden", so Dudenhöffer weiter. Den Berechnungen zufolge sollen 2015 12,594 Millionen Pkw verkauft werden. Zehn Jahre zuvor waren es noch 14,786 Millionen.

Schwere Zeiten für mittelständische Zulieferer

Auch die Zulieferer sind von der Krise betroffen Leoni

Besonders Südeuropa ist von dem Rückgang betroffen. Von den 2,7 Millionen weniger verkauften Fahrzeugen im Vergleich von 2005 und 2013 entfallen allein 2,12 Millionen Verkäufe auf die Südländer. Da in diesen Ländern die lokalen Autobauer wie Fiat, PSA Peugeot Citroen, Renault und Seat hohe Marktanteile besitzen, wird sich die Krise besonders bei diesen auswirken.

Zugleich rechnet der Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen mit einem Aussterben der mittelständischen Zulieferer-Betriebe. "Gerade die Mittelständler werden es kaum schaffen, über fünf schwierige Jahre zu gehen", so Dudenhöffer, "nach unserer Einschätzung können bei langer Krise bis zu 25 Prozent der Zulieferunternehmen ausscheiden."

VW als Gewinner der Krise

Fiat-Chef Sergio Marchionne wirft VW "Blutbad" vor.
Fiat-Chef Sergio Marchionne attackierte VW verbal dpa

Als großer Gewinner der Krise wird laut Dudenhöffer der VW-Konzern aus der Krise herausgehen. Gemeinsam mit Porsche steuern die Wolfsburger auf einen europäischen Marktanteil von 25 Prozent zu, der bis zum Ende der Krise auf 30 Prozent ausbaubar sei. Der zweitgrößte Autobauer PSA Peugeot Citroen kommt mit zwölf Prozent gerade mal auf die Hälfte. Um so unverständlicher hält Dudenhöffer die Forderung von VW, dass Fiat-Chef Sergio Marchionne nach seinen Äußerungen über die Wolfsburger den ACEA-Vorsitz niederlegen solle. "In der sensiblen Situation könnte es gefährlich werden, Stimmungen aufzuheizen."

Der Erfolg bei VW liegt in den außereuropäischen Märkten begründet, die noch ein großes Wachstum aufweisen und das Minus in Europa ausgleichen. Unternehmen, die in China, Japan, Indien oder Russland nicht vertreten sind, werden weiter in der Krise schlingern. Doch sollte die Schuldenkrise eskalieren, sieht Dudenhöffer auch auf diesen Märkten einen Rückgang der Nachfrage nach Automobilen. (AG)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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