VW-Konzern spürt Folgen des neuen Abgastests

VW-Konzern spürt Folgen des neuen Abgastests
Die VW-Zentrale in Wolfsburg. © dpa

Die Einführung des neuen Abgastests WLTP und die Dieselaffäre hat den VW-Konzern belastet. Im angelaufenen Quartal ging das Ergebnis deutlich zurück.

Vor allem weil der Konzern bei der Neu-Zertifizierung seiner Fahrzeugmodelle nach dem neuen Abgas- und Verbrauchsstandard WLTP in Europa nicht hinterherkam, lief es im Tagesgeschäft deutlich schlechter als ein Jahr zuvor.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern rutschte um 18,6 Prozent auf 3,51 Milliarden Euro ab, wie der Dax-Konzern am Dienstag in Wolfsburg mitteilte. Das war allerdings ein geringerer Rückgang als von Analysten zuvor befürchtet.

Umsatz wurde leicht gesteigert

Den Umsatz konnten die Wolfsburger insgesamt um 0,9 Prozent auf 55,2 Milliarden Euro steigern. Die Jahresprognosen für Umsatzentwicklung und die bereinigte operative Marge bestätigte der Konzern. Nach wie vor strebt VW ein Umsatzplus von bis zu 5 Prozent an, die um Sondereinflüsse bereinigte operative Marge soll zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Nach neun Monaten liegt sie bei 7,6 Prozent – Finanzchef Frank Witter hatte bereits angedeutet, dass die in Europa gültige neue Abgas- und Verbrauchsnorm im zweiten Halbjahr deutlich belasten werde.

„Vor uns liegen weiterhin große Herausforderungen, die wir und auch die gesamte Automobilbranche bewältigen müssen. Wir befinden uns in einer wegweisenden Transformation und müssen weiter aufs Tempo drücken“, sagte Vorstandschef Herbert Diess.

Herausforderndes Quartal

Es sei ein herausforderndes Quartal gewesen, schrieb JPMorgan-Analyst Jose Asumendi in einer ersten Einschätzung. Beim operativen Ergebnis und beim freien Geldzufluss habe VW besser abgeschnitten als gedacht. Nun sei die Hauptfrage, wie VW im vierten Quartal die Nachwehen der WLTP-Umstellung bewältige. Auf der Handelsplattform Tradegate lag die Aktie vorbörslich 1,6 Prozent über dem Xetra-Vortagesschluss. Schon am Vortag hatte sie zulegt, weil die chinesische Regierung laut Kreisen über eine Steuererleichterung beim Autokauf nachdenkt.

Unter dem Strich kam den Konzern die Diesel-Geldbuße bei Audi wegen der Manipulation von Dieselabgastests über 800 Millionen Euro teuer zu stehen. Im Vergleich mit dem Vorjahr stieg der Nettogewinn im Konzern jedoch mit 2,76 Milliarden Euro auf mehr als das Doppelte – vor einem Jahr hatte VW mit 2,6 Milliarden Euro noch deutlich mehr Kosten für die Dieselaffäre verbucht.

Auch in China läuft es nicht rund

Bei der Kernmarke VW und bei der Premiumtochter Audi lief es beim Ergebnis zuletzt schlechter, auch in China musste VW wegen des Zollstreits Federn lassen. Der Sportwagenbauer Porsche hingegen konnte bei Umsatz und Ergebnis deutlich zulegen.
Besonders bei der Kernmarke VW fiel die Umstellung auf WLTP ins Gewicht, das operative Ergebnis der Sparte schrumpfte auf rund 200 Millionen Euro zusammen. Vor einem Jahr hatte die Marke mit dem VW-Logo operativ noch 728 Millionen Euro verdient. Die entsprechende Marge sackte nun von 3,8 Prozent auf nur noch 1 Prozent ab. Bei Audi lag das operative Ergebnis im dritten Quartal bei 910 Millionen Euro, vor einem Jahr waren es knapp 1,3 Milliarden Euro gewesen.

In China machte sich die jüngsten Absatzflaute am Markt bemerkbar. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen lieferten ein anteiliges operatives Ergebnis von 1,01 Milliarden Euro ab – knapp 14 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Bei Porsche klettert Gewinn

Bei Porsche hingegen kletterten Umsatz und Ergebnis um gut ein Drittel, die Marge blieb bei 17 Prozent etwa stabil. Das könnte bei Investoren weiter Begehrlichkeiten wecken. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke hatte jüngst öffentlich über eine Börsennotierung des Sportwagenbauers nachgedacht – konkrete Pläne gibt es laut dem Konzern dafür aber nicht. VW-Chef Diess will jedoch die Börsenbewertung des VW-Konzerns deutlich steigern. Ein beliebtes Mittel dafür sind Teil-Börsengänge, weil sie die Bewertung einzelner Unternehmensteile stärker ins Licht der Anleger rückt.

Die Auslieferungen an Kunden gingen bei VW im dritten Quartal weltweit um 1,5 Prozent auf 2,6 Millionen Fahrzeuge zurück. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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