Volkswagen leitet Zukunftsfähigkeit ein

Sachinvestitionsquote wird gesenkt

Volkswagen leitet Zukunftsfähigkeit ein
VW macht sich fit für die Zukunft © dpa

Volkswagen leitet die Rückkehr in die Profitabilität ein. Unternehmen und Betriebsrat haben den Weg der Neuorientierung beschlossen, der bis 2020 Einsparungen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro pro Jahr bringen soll.

Der Vorstand und Gesamtbetriebsrat von Volkswagen haben den Weg der angeschlagenen Kernmarke des Konzerns in die Zukunft festgelegt. Auf dem Weg in die Elektromobilität will Volkswagen bis 2020 völlig neu aufgestellt sein.

„Mit dem Zukunftspakt macht Volkswagen einen großen Schritt nach vorn. Der Zukunftspakt steht für den weitreichenden Umbau der Wertschöpfung, den Aufbau neuer Kompetenzen und für strategische Investitionen. Wir stärken Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit, und wir sorgen für die Zukunftssicherung unserer Standorte. Dem sozialverträglichen Abbau von Arbeitsplätzen steht ein Aufbau an anderer Stelle gegenüber", sagte VW-Markenchef Herbert Diess am Freitag auf einer Pressekonferenz in Wolfsburg.

Zukunftspakt ein Ergebnis der Vernunft

Dafür werden 30.000 Arbeitsplätze wegfallen, alleine an den deutschen Standorten 23.000. Betriebsbedingte Kündigungen sind dabei ausgeschlossen. Zugleich werde in Zukunftsfeldern neue Beschäftigung aufgebaut. „Die wichtigste Nachricht ist: Die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sind sicher. Wir haben vereinbart, dass betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausgeschlossen sind“, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh, „wenn ich sehe, was in anderen Unternehmen passiert, ist das ein großer Erfolg in schwierigen Zeiten.“ Allerdings sieht der Betriebsratsvorsitzende beim Zukunftspakt auch „Licht und Schatten. Er stellt nach langem Ringen einen tragbaren Kompromiss für beide Seiten dar. Wir haben jetzt ein Ergebnis der Vernunft."

Durch die Neuorientierung erhofft sich die Marke bis 2020 jährliche Einsparungen in Höhe von rund 3,7 Milliarden Euro, wovon allein drei Milliarden Euro allein an den deutschen Standorten eingespart werden soll. Durch die Einsparungen soll die Produktivität in den deutschen Werken um rund 25 Prozent steigen. Auch die operative Umsatzrendite soll sich um bis zu vier Prozent erhöhen.

9000 neue Stellen

Demgegenüber stehen Investitionen über 3,5 Milliarden Euro, mit denen auch 9000 neue Stellen entstehen, überwiegend mit bereits vorhandenen Mitarbeitern. „Mit dem Zukunftspakt schaffen wir den Einstieg in die E-Mobilität der nächsten Generation. Mit den neuen Autos auf MEB-Basis und Elektrokomponenten aus unseren Standorten werden unsere deutschen Werke Vorreiter bei der Elektrifizierung im Volkswagen Konzern sein“, so Osterloh weiter.

Dafür werden Mitarbeiter umgeschult. So wird aus dem Getriebewerk Salzgitter ein Produktionsstandort für den Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB), in dem MEB-Antriebskomponenten gefertigt und zuliefert werden. Gleichzeitig baut der Standort Kompetenzen und eine Pilotanlage für Batteriezellen und Zellmodule auf.

„Die Umsetzung des Zukunftspakts wird für viele unserer Beschäftigten große Veränderungen bringen: Sie müssen sich qualifizieren, neue Arbeitsweisen erlernen, neue Aufgaben übernehmen“, so Personalvorstand Karlheinz Blessing, „aber die Anstrengung lohnt sich: Wir machen Volkswagen schlanker, schneller, stärker – und sichern damit langfristig Beschäftigung in Deutschland."

Investitionen werden bis 2020 gesenkt

VW-Chef Matthias Müller unterstrich die Bedeutung der erzielten Übereinkunft: „Der Zukunftspakt ist das größte Modernisierungsprogramm in der Geschichte unserer Kernmarke.“ Er ermögliche vor allem einen Transformationsprozess mit Blick auf die Zukunftsthemen Elektromobilität und Digitalisierung. „Uns allen ist bewusst: die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt“, sagte er.

Dafür will der Konzern den Anteil der Sachinvestitionen am Umsatz bis 2020 auf rund sechs Prozent senken. Insbesondere Investitionen, die nicht direkt mit Produkten zusammenhängen, sollen zurückgefahren werden. Der Fokus liege von nun an auf umweltfreundlichen Technologien sowie Digitalisierung und Vernetzung, hieß es. Im Konzernbereich Automobile hatte die Sachinvestitionsquote 2015 noch 6,9 Prozent betragen. Bereits für das laufende Jahr hatten die Wolfsburger die Investitionen von zuvor 13 Milliarden auf 12 Milliarden Euro jährlich gesenkt. (AG/TF/dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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