VW-Chef Herbert Diess genießt vorerst weiter das Vertrauen der Familien Porsche und Piech. Zugleich nahm der Aufsichtsrat des Autobauers die Entschuldigung des Managers an.
Diess hatte einzelnen Aufsichtsräten Straftaten und fehlende Integrität vorgeworfen. Vor mehreren Tausend Führungskräften hatte sich Diess in der vorigen Woche demnach über die Nennung kritischer Interna zu anhaltenden Problemen in der Golf-Produktion oder seinem angeblichen Wunsch nach einer frühzeitigen Vertragsverlängerung beklagt.
„Dr. Diess hat sich in aller Form bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates für die Äußerungen entschuldigt und erklärt, dass diese unangemessen und falsch waren. Die Mitglieder des Aufsichtsrates haben die Entschuldigung von Dr. Diess angenommen und werden ihn auch künftig bei seiner Arbeit unterstützen“, heißt es in einer Erklärung des Aufsichtsrates vom Dienstag.
VW hatte am Montagabend überraschend mitgeteilt, dass Diess zum 1. Juli die Leitung des Tagesgeschäfts der wichtigen Kernmarke an den bisherigen Co-Geschäftsführer Ralf Brandstätter abgibt. Es gehe um eine Neuordnung sowie «mehr Freiraum» für Diess als Konzernchef in der Steuerung der Gesamtstrategie, so die offizielle Begründung. Letztlich verliert Diess damit aber deutlich an Einfluss.
Kapitalseite steht zu Diess
Die Familien Porsche und Piëch stehen unterdessen trotz der Abgabe der VW-Markenspitze und der Vorwürfe an den Aufsichtsrat hinter Konzernchef Diess. Sie mahnen indes, die Baustellen bei dem Autohersteller müssten nun dringend beseitigt werden. «Herr Diess hat sich in aller Form entschuldigt, er hat dabei den gesamten Aufsichtsrat adressiert», hieß es bei den Mehrheitseignern von Volkswagen am Dienstag. «Die Kapitalseite steht weiter hinter ihm.» Allerdings sei es höchste Zeit, zur Sacharbeit zurückzukehren. «Klar ist auch: Das Unternehmen muss jetzt in ruhigeres Fahrwasser kommen.» Diess war zuletzt auch wegen Problemen beim Anlauf des Golf 8 und Softwareproblemen beim ID.3 in die Kritik geraten.
Diess sei ein erfolgreicher Manager, der mit Elektrifizierung und Digitalisierung wichtige Themen vorangetrieben habe, betonte der Hauptaktionär Porsche-Holding am Dienstag. «Aber Probleme müssen gelöst werden.» (dpa)