Volkswagen startet Diesel-Umtauschprogramm

Volkswagen startet Diesel-Umtauschprogramm
VW-Zentrale in Wolfsburg. © dpa

Der VW-Konzern wird neben Umtauschprämien auch die die Verschrottung alter Diesel fördern. Dabei geht es um die Dieselautos der Abgasnormen 1 bis 4.

Dazu gehören auch ältere Dieselfahrzeuge der Marken VW, Seat, Skoda und Audi. Autobesitzer, die den Umtausch wollen, erhalten demnach eine Prämie – diese soll den Angaben zufolge in der Spitze und für die besonders großen Modelle bei bis zu 10.000 Euro liegen. Ziel ist, drohende Fahrverbote zu verhindern. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung über einen entsprechenden Vorstandsbeschluss berichtet.

Wie VW am Donnerstag mitteilte, werden die Wechselprämien der Konzernmarken in den 14 besonders belasteten Städten und angrenzenden Landkreisen bei Inzahlungnahme eines Euro-4- oder Euro-5-Dieselfahrzeugs zusätzlich zum Restwert des Altfahrzeugs gezahlt. Dabei richtet sich die Prämienhöhe nach dem gewählten Modell. Die Wechselprämien gelten je nach Marke sowohl für Neuwagen als auch in unterschiedlicher Höhe für junge Gebrauchtwagen des Herstellers.

Hersteller lernen Hardware-Nachrüstungen ab

„Mit diesem umfassenden Maßnahmenpaket zur Erneuerung der Fahrzeugflotte leistet der Volkswagen Konzern einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in deutschen Städten. Wir unterstützen damit die Anstrengungen der Bundesregierung zur Vermeidung möglicher Fahrverbote und bieten unseren Kunden uneingeschränkte individuelle Mobilität“, sagte der Leiter des Konzernvertriebs Christian Dahlmann. Wie VW am Donnerstag mitteilte, sei die Bestandserneuerung der am schnellsten wirksame Hebel zur Verbesserung der Luftqualität.

Auto-Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach von einem „Konjunkturprogramm“ – dies passe in die Zeit, Volkswagen versuche den Verkaufsrückgang aufzufangen. Sein Experten-Kollege Stefan Bratzel sagte: „Das hilft denen, die ohnehin einen Neuwagen kaufen wollten und es sich leisten können.“

Im kürzlich vorgestellten Diesel-Konzept der Bundesregierung sind Hardware-Nachrüstungen für Euro-5-Diesel neben Umtauschaktionen als Möglichkeit vorgesehen, um die Luft in Städten mit hoher Schadstoffbelastung zu verbessern. Bezahlen sollen dies die Autohersteller. Diese lehnen Hardware-Nachrüstungen aber ab. Zuvor war bekanntgeworden, dass Volkswagen über einer Million Diesel-Besitzer vom 1. November an Umtauschprämien anbieten will. Die geplanten Prämien sollten im Durchschnitt bei etwa 4000 Euro für Diesel der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4 liegen – und bei 5000 Euro für Euro-5-Diesel.

Die große Koalition streitet derzeit über mögliche Milliarden-Bußgelder für Autobauer. Hintergrund ist die Weigerung der Hersteller, bei möglichen technischen Nachrüstungen älterer Diesel-Autos die Kosten vollständig zu übernehmen. Dies ist neben Kaufanreizen für sauberere Autos ein zentraler Punkt eines Maßnahmen-Pakets, auf das sich Union und SPD im Kampf gegen Fahrverbote geeinigt hatten.

Scheuer gegen Bußgelder

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt Bußgelder gegen Autohersteller ab. Er setzt vor allem auf Kaufanreize. Die Hersteller würden «attraktive» Umtauschprämien anbieten, es gehe um 1,4 Millionen Autos und ein Volumen von sieben Milliarden Euro, hatte er vergangene Woche gesagt.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass mit Opel der nächste deutsche Autobauer im konkreten Verdacht steht, die Abgase von Dieselfahrzeugen mit umstrittenen Software-Funktionen manipuliert zu haben. Das Bundesverkehrsministerium hatte einen amtlichen Rückruf für europaweit rund 100,000 Autos der Typen Insignia, Cascada und Zafira angekündigt. Darüber hinaus brummte die Staatsanwaltschaft München der VW-Tochter Audi ein Bußgeld von 800 Millionen Euro auf. Grund seien «Abweichungen von den regulatorischen Vorgaben» bei bestimmten Dieselmotoren. (dpa)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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