VW-Mitarbeiter gibt Schuld im Abgas-Skandal zu

Haftstrafe von bis zu fünf Jahren droht

VW-Mitarbeiter gibt Schuld im Abgas-Skandal zu
VW profitiert von hoher SUV-Nachfrage. © dpa

Ein langjähriger VW-Mitarbeiter hat sich im Zuge des Abgas-Skandals für schuldig bekannt. Der 62-Jährige gab zu, auf seinem gehobenen Posten Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein.

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte hat sich in den USA nach einer ersten Strafanzeige ein langjähriger VW-Mitarbeiter schuldig bekannt. Das teilte das US-Justizministerium am Freitag mit und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Der Ingenieur habe zugesichert, der Regierung bei den weiteren Ermittlungen zu helfen. Damit haben die seit fast einem Jahr andauernden Ermittlungen der US-Justiz erstmals ernsthafte Konsequenzen auf strafrechtlicher Ebene.

Der 62-Jährige aus Kalifornien gab nach Angaben des Ministeriums zu, am Konzernsitz in Wolfsburg und später in den USA Teil einer fast zehn Jahre andauernden Verschwörung gewesen zu sein. Ziel sei es gewesen, durch die Entwicklung spezieller Software zur Manipulation von Emissionstests US-Behörden und Kunden hinters Licht zu führen.

Manipulations-Beginn im Jahr 2006

Der Mann sei von 1983 bis Mai 2008 bei der Volkswagen AG in Wolfsburg angestellt gewesen. Danach sei der Ingenieur in die Vereinigten Staaten gezogen, um bei der Einführung der «Clean Diesel» genannten Marktoffensive mitzuarbeiten. Im VW-Testlabor in Oxnard, Kalifornien, habe er bis zur Anklage einen gehobenen Posten («Leader of Diesel Competence») bekleidet.

Die Strafanzeige datiert bereits vom 1. Juni, wurde aber erst jetzt im Zuge der Einigung mit den Behörden öffentlich gemacht. Dem Angeklagten droht eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.

Die Entwicklung der Schummelprogramme für den US-Markt hat dem Mann zufolge etwa 2006 in der Entwicklungsabteilung für Dieselmotoren begonnen. Grund sei die Erkenntnis gewesen, dass man die strengeren US-Emissionsstandards auf legalem Wege nicht hätte einhalten können.

Persönliche Gespräche mit Umweltbehörden

Der Mitarbeiter sei im Rahmen des Zulassungsverfahrens von Dieselwagen in den USA auch persönlich bei Gesprächen zwischen VW-Vertretern und den Umweltbehörden anwesend gewesen, bei denen falsche Aussagen zum Schadstoffausstoß der Autos gemacht worden seien. Der Fall wird bei einem Bezirksgericht in Detroit, Michigan, vor dem Richter Sean F. Cox verhandelt. Eine Sprecherin von VW teilte mit, dass das Unternehmen bei der Aufarbeitung weiterhin mit dem US-Justizministerium kooperieren werde. Darüber hinaus könne man sich nicht äußern.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Emissionstests getrickst zu haben. Betroffen sind Millionen Dieselwagen, die mit einer Manipulations-Software ausgestattet wurden. Mit Hunderten US-Zivilklägern hat sich der Konzern bei den meisten Fahrzeugen bereits auf einen Vergleich über bis zu 15,3 Milliarden Dollar (aktuell 13,6 Mrd Euro) geeinigt.

Inwieweit Aussagen des Ex-Mitarbeiters Volkswagen nun zusätzlich belasten könnten, ist schwer einzuschätzen. Im August hatte das «Wall Street Journal» unter Berufung auf Insider berichtet, der Konzern befinde sich bereits in Gesprächen mit dem US-Justizministerium, um auch die strafrechtlichen Ermittlungen mit einem Vergleich beizulegen. Die Parteien befanden sich demnach bereits in vorläufigen Verhandlungen und strebten einen Kompromiss bis Ende des Jahres an. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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