VW legt beim Caddy eine Schippe drauf

Zweites Werk im Bau

VW legt beim Caddy eine Schippe drauf
VW-Nutzfahrzeug-Chef Eckhard Scholz mit dem neuen Caddy © dpa

In elf Jahren wurde der VW Caddy 1,5 Millionen Mal verkauft. An die neue Generation werden höhere Ansprüche gestellt.

Von Thomas Flehmer

Für Volkswagen Nutzfahrzeuge wird 2015 ein spannendes Jahr. Sehnsüchtig wird der T6 erwartet, zuvor allerdings enthüllten die Hannoveraner mit dem neuen Caddy den anderen Bestseller. Im Beisein des polnischen Vizeministerpräsidenten Janusz Piechocinski startete die vierte Generation im polnischen Poznan, wo VW den Caddy in den letzten elf Jahren über 1,5 Millionen Mal vom Band laufen ließ. Man werde mit dem Neuen noch eine Schippe drauflegen, hieß es bei der Premiere vor 450 geladenen Gästen.

Sparsamster Caddy-Diesel bleibt unter vier Litern

Die Ansprüche an den neuen Caddy wachsen. Doch die Nutzfahrzeugsparte sieht sich gerüstet für die neue Generation, die aufgrund der ab 2020 gültigen CO2-Grenzen keine elf Jahre bis zur Erneuerung andauern wird.

Dabei sind auch die neuen Motoren sparsamer ausgefallen. Der Kastenwagen Bluemotion wird keine vier Liter Diesel benötigen. Zum absoluten Sparmeister wird allerdings die Erdgas-Variante mutieren. Der 1,4-l-TGI soll sich mit 4,1 Kilogramm Erdgas begnügen und je nach der Qualität des Brennstoffes sehr viel weniger CO2 emittieren.

Privatkunden bevorzugen Caddy-Sondermodelle

VW Nutzfahrzeuge hat die Preise für den Caddy bekannt gegeben.
VW bietet den Caddy weiterhin in zwei Varianten an VW

Dass nach elf Jahren auch optisch gefeilt wurde, ist selbstverständlich. Der neue Caddy ist dynamischer ausgefallen, ohne seine Gene zu verraten. „Wir haben das Design den unterschiedlichen Kundengruppen angepasst“, sagt Eckhard Scholz, Chef von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Denn weiterhin ist der Caddy als Kastenwagen sowie Pkw-Stadtlieferwagen unterwegs. Den Begriff Hochdachkombi, wie er für einen Renault Kangoo oder Citroen Berlingo benutzt wird, mögen sie in Hannover und Poznan nicht so sehr, sodass der Pkw-Stadtlieferwagen herauskommt, der wohl zumeist Kinder vor irgendwelchen Schul- oder Sportstädten ausliefern wird.

Dabei halten sich gewerblicher und Privatkundenanteil so ziemlich die Waage. Der Kastenwagen wird zu 55 Prozent geordert, 45 Prozent entfallen auf Privatleute. Dabei wird von den gewerblichen zumeist die Basisvariante geordert, die privaten Kunden fahren beim Caddy besonders auf Sondermodelle wie „Roncalli“ ab, die also auch für die neue Generation zu erwarten sind.

VW Caddy Maxi feiert Premiere in Genf

Bis zu sieben Personen passen dann in den Caddy, dessen 47 Zentimeter längere Maxi-Variante auf dem Autosalon in Genf Weltpremiere feiern wird, aber gemeinsam mit dem kleineren Caddy Ende Juni in den Markt eingeführt wird. Dabei hat der Pkw-Stadtlieferwagen ein größeres Fassungsvermögen als die Nutzfahrzeug-Variante. Dank eines erstmals umklappbaren Beifahrersitzes können bis zu 3600 Liter auf 2,60 Meter Ladelänge verstaut werden, in den Kastenwagen passen zwar eine Euro-Palette, aber sonst „nur“ 3200 Liter hinein, da eine Rückwand hinter Fahrer und Beifahrer installiert ist.

Variabilität ist das Zauberwort für Hans-Joachim Rothenpieler. „Der Caddy lässt sich blitzschnell von einem 7-Sitzer-Kombi zu einem 2-Sitzer-Kasten verwandeln. In jeder Lebenslage bietet der neue Caddy also die beste Transportlösung. Unzählige innovative Lösungen machen dieses Fahrzeug zu einem optimalen, mobilen Begleiter für Handwerk, Dienstleistung, Handel und Familien“, so der Entwicklungsvorstand von Volkswagen Nutzfahrzeuge. „Innen ist er dazu entweder robust ausgefallen oder er besitzt Pkw-Atmosphäre.

VW baut Crafter ab 2016 auch in Polen

Denn neben zahlreichen Assistenzsystemen, die auch die Fahrzeuge der Pkw-Sparte sowie die einzelnen Konzernmarken verwenden, haben die Nutzfahrzeug-Ingenieure laut Rothenpieler auch beim Modularen Infotainment-Baukasten zugegriffen und MirrorLink und Carnet installiert und auch da eine Schippe raufgelegt. Ausstattungsbereinigt ist das kleine Nutzfahrzeug als Kastenwagen ab 17.594 Euro, als Pkw-Variante ab 18.243 Euro dabei sogar etwas günstiger geworden, auch um die Verkaufszahlen weiter hoch zu halten.

Dass der Caddy bei den Verkaufszahlen weiter hoch angesiedelt bleibt, verdeutlicht die Statistik des vergangenen Jahres. Im zehnten Verkaufsjahr wurden 149.000 Einheiten verkauft, 9000 mehr als 2013. Auf die rund 6800 Mitarbeiter im Werk von Poznan kommt also eine Menge Arbeit zu. Doch Volkswagen hat Vertrauen in die im Vergleich zu Deutschland günstigen Arbeitskräfte und wird den Standort weiter ausbauen. In Wrzesnia im Großraum von Posznan entsteht derzeit ein weiteres Werk. Ab Ende 2016 wird dann der neue Crafter vom Band laufen – erstmals in Eigenregie. Denn bis dahin läuft das Nutzfahrzeug noch bei Daimler auf der Linie des sehr viel erfolgreicheren Sprinters mit. Mit dem neuen Werk will VW dann auch beim Crafter eine Schippe drauflegen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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