VW Caddy: Als Gebrauchter nur bedingt empfehlenswert

VW Caddy: Als Gebrauchter nur bedingt empfehlenswert
Der VW Caddy. © VW

Der VW Caddy ist bereits seit 2003 auf unveränderter Plattform auf dem Markt. Entsprechend finden sich auch viele Gebrauchtwagen.

Doch sind die zu empfehlen? Nur bedingt, denn TÜV-Report wartet der Raumriese der Wolfsburger mit höherem Alter indes

Der VW Caddy ist vor allem ob seiner ausgeprägten Transporttalente gefragt. So bieten die Kastenvarianten bis zu 3,7 Kubikmeter Stauraum und 741 Kilogramm Nutzlast. Eine 70 Zentimeter breite Schiebetür auf der Beifahrerseite macht Platz für große Packstücke, Verzurrösen sichern die Ladung, eine Wand trennt das Fahrerhaus ab.
Alternativ gibt es den Caddy auch als durchgehend offenen Personenwagen mit bis zu sieben Sitzplätzen und großem Kofferraum, der bei Familien als günstige und geräumige Alternative zum Van beliebt ist. Riesig und sogar eine Alternative zu Großraumvans wie etwa einem T6 ist die um fast einen halben Meter gestreckte Langversion „Maxi“.

Großes Motorenangebot

In seiner über 15 Jahre währenden Karriere gab es für den Caddy neben zwei Facelifts auch eine Vielzahl von Motoren. Rund 70 Prozent der Gebrauchten haben einen Diesel im Bug. Bis zur Modellpflege 2010 waren diese weder besonders spritzig, noch besonders sparsam. Der Saugdiesel 2.0 SDI mit 69 PS schafft nur knapp über 140 km/h und braucht über 20 Sekunden für den 100-km/h-Sprint bei dennoch 6,5 Liter Verbrauch. Zwischen 2008 und 2010 war lediglich ein bäriger Zweiliter-Diesel mit 140 PS verfügbar.

Ab Modelljahr 2011 wurden bis Sommer 2015 die Schummelsoftware-Aggregate 1.6 TDI und 2.0 TDI in diversen Leistungsstufen zwischen 75 PS und 170 PS eingesetzt, teilweise in Kombination mit Allradantrieb und attraktivem DSG-Getriebe. Erst ab Modelljahr 2016 stehen vergleichsweise saubere, effiziente und zwischen 75 PS bis 150 PS starke Diesel mit ausschließlich zwei Liter Hubraum zur Wahl. Nur diese neueren Selbstzünder erfüllen Euro 6 oder 6d Temp.

1.0 TSI guter Kompromiss

Über die lange Bauzeit hinweg wurde der Caddy zudem mit 1,0 bis 2,0 Liter großen Ottomotoren mit einem Leistungsspektrum von 75 PS bis 131 PS angeboten. Den wohl besten Kompromiss aus flottem Vortrieb und niedrigem Verbrauch bietet der seit Mitte 2015 verbaute Dreizylinder 1.0 TSI mit 102 PS. Ein ebenfalls empfehlenswerter Benziner ist der ab Modelljahr 2011 angebotene 1.2 TSI mit 105 PS. Als grundsätzlich interessante Alternativen zum sparsamen Diesel empfehlen sich zudem CNG- und LPG-Gasvarianten. Seit der 2015er-Modellpflege wurde mit dem 1.4 TGI die fraglos beste Erdgasmotorisierung verwendet. Doch egal, welche Gasvariante attraktiv erscheint: Alle drei haben Seltenheitswert.

Wie schon das recht bescheidene Leistungsniveau andeutet: Allzu flott wird man mit einem Caddy nicht unterwegs sein. Das ist auch gut so, denn das Fahrwerk mit Starrachse und Blattfedern hinten wurde vor allem auf Nutzlast statt auf Dynamik optimiert. Im Vergleich zu Familienvans mit Einzelradaufhängung ist das Fahrverhalten des Caddy eher schwammig.

ESP erst ab 2010

ESP gibt es erst seit dem Facelift 2010 serienmäßig, also Vorsicht bei älteren Modellen. Beim Kastenwagen ist der Beifahrerairbag aufpreispflichtig, für den Kombi ist er inklusive. Den EuroNCAP-Crashtest absolvierte der Caddy 2007 mit vier von fünf Sternen. Da der Hochdachkombi aus der Nutzfahrzeugsparte kommt, ist so gut wie jegliche Komfortausstattung aufpreispflichtig, dementsprechend finden sich viele karge Caddys auf dem Markt. Wer mit Basiskomfort wie elektrischen Fensterhebern, Klimaanlage und CD-Radio zufrieden ist, wird aber schnell fündig.

Relativ häufig finden Exemplare mit der noch ausbaufähigen Ausstattung Trendline. Wer mehr will, sollte nach der Comfortline oder Sondermodellen wie Cup oder Family suchen. Wie bei Nutzfahrzeugen üblich, werden Caddys oft als Firmenwagen intensiv eingesetzt, bei der Pflege hingegen eher vernachlässigt. Angesichts der im Schnitt recht hohen Kilometerstände weisen die Hochdachkombis bei den Hauptuntersuchungen vergleichsweise große Mängelquoten auf. Neben dem statistisch durchwachsenen und leicht verzerrten Abschneiden lassen sich dem Caddy auch einige handfeste Problemzonen nachsagen.

Probleme mit Federn und Hinterachse

Dazu gehören bei bereits jüngeren Exemplaren gehäufter Ölverluste bei den Motoren, defekte Beleuchtungsanlagen sowie fortgeschrittener Verschleiß bei den Blattfedern und Anschlagspuffern der Hinterachse oder den Bremsscheiben. Im mittleren Alter kommen gehäufter rostige Auspuffanlagen, defekte Manschetten der Antriebswellen oder streikende Blinker hinzu. Wohl auch wegen der oft hohen Last leiden zudem Kupplungen und Getriebe stärker als bei anderen VW-Modellen mit vergleichbaren Antrieben. Rostige Heckklappen oder Verschleiß bei den Schiebetürrollen und Fensterdichtungen gelten als ebenfalls typische Caddy-Krankheiten.

Der VW Caddy bietet viel Platz. Foto: VW

Man sollte sich vom mäßigen Abschneiden des Caddy beim TÜV-Report nicht verunsichern lassen: Die erhöhten Mängelquoten sind eben auch den im Schnitt höheren Laufleistungen geschuldet. Das Angebot an Caddys in allen Preisregionen ist jedenfalls riesig. Betagte Exemplare mit reichlich Kilometer auf dem Tacho und mäßig attraktiven Motoren werden oft schon für kleine vierstellige Summen angeboten. Das vermeintliche Schnäppchen könnte allerdings seinen Neubesitzer einen erhöhten Pflegeaufwand abverlangen.

Am Ende dürften jüngere Fahrzeuge mit mäßiger Laufleistung in finanzieller Hinsicht die bessere Wahl sein. Wer einen noch frischen Caddy ab Modelljahr 2016 mit modernisierter Optik und den eindeutig besseren Motoren sucht, kann zwischen mehreren tausend Angeboten wählen. Kastenwagen-Varianten mit moderater Laufleistung werden bereits zu hohen vierstelligen Summen angeboten, bei den fünf- und siebensitzigen Van-Varianten für die Familie bewegen sich die Preise noch auf durchweg fünfstelligem Niveau. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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