Volkswagen geht den nächsten Schritt in die Elektromobilität. Auf der Detroit Autoshow zeigen die Wolfsburger den I.D. Buzz, einen futuristischen Elektro-Van. Dabei lässt man auch einen Buddha über der Mittelkonsole schweben
Von Frank Mertens
Im Jahr 2020 ist es soweit. Dann wird Volkswagen mit dem I.D. das erste Modell auf Basis des Modularen Elektrifizierungsbaukstens (MEB) auf den Markt bringen. Bereits fünf Jahre später will VW weltweit eine Millon Elektroautos absetzen. Wer derart hohe Ziele hat, der muss seinen Kunden eine Vielzahl von Modellen bieten – und wie die aussehen können, präsentiert VW nun auf der Autoshow Detroit mit der Studie des I.D. Buzz.
Dahinter verbirgt sich ein vollautomatisiert fahrender Elektrobus mit einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern und acht Sitzen. Das Fahrzeug sieht nicht nur von außen futuristisch aus, sondern auch im Innenraum. Dort kann der Fahrer im Modus I.D. Pilot seinen Sitz um 180 Grad drehen und sich so mit den Mitreisenden Face to Face unterhalten.
Unterwegs in die Neuzeit
Mit seinem Design will der I.D. Buzz den Wandel der Marke von seinen legendären Anfängen mit dem VW Bulli, dem T1, hin zum neuen Zeitalter der Marke in der Elektromobilität widerspiegeln. „Im Jahr 2020 startet die große Elektro-Offensive der Marke Volkswagen mit einer komplett neuen Fahrzeugarchitektur. Dann werden wir eine ganz neue Generation voll vernetzter, voll elektrischer Fahrzeuge auf den Markt bringen“, sagte VW-Markenvorstand Herbert Diess. „Wir machen die Elektromobilität zum neuen Markenzeichen von Volkswagen", fügte er hinzu.
Doch dieser Wandel geschieht nicht nur beim Antrieb, sondern auch beim Design – auch hier gehen die Wolfsburger neue Wege. „Wir wollen den Konzern verändern, eine neue Sicht auf die Marke VW bieten“, sagte Chefdesigner Klaus Bischoff am Sonntag in Detroit. Wie der Weg in die E-Mobilität ausschauen kann, das hat VW bereits mit dem I.D. und dem I.D. Budd-e gezeigt, der auf dem Pariser Autosalon gezeigt wurde uns als kleiner Bruder des Buzz gelten kann. Zwei Modelle, die für die eine neue Designsprache stehen – und die wird auch maßgeblich durch die Technologie geprägt.
Größere gestalterische Möglichkeiten
Durch den Wegfall des Verbrennungsmotors und der Notwendigkeit einer guten Aerodynamik eröffnen sich für Bischoff und seine Mitarbeiter ganz neue gestalterische Möglichkeiten. Dadurch ist nunmehr ein kürzerer Vorbau wie auch kürzere Überhänge möglich, erläutert Bischoff. Durch den neuen MEB ist nun auch ein längerer Radstand (3,30 Meter) möglich, der für mehr Platz im Innenraum sorgt.
„Der I.D. Buzz hat den Footprint eines T6, im Innenraum entspricht er aber einem T6 in Langversion.“ Für die bis zu acht Passagiere bedeutet das ein neues Raumgefühl. So konnte aufgrund der neuen Plattform auch das Cockpit um 15 Zentimeter vom Fahrer weg nach vorn rücken. „Die Insassen haben im Buzz den Platz wie in einem Passat und das bei Abmessungen eines Golfs.“ Der Buzz bringt es dabei auf eine Länge von 4,92 Metern, einer Breite von 1,97 Metern und einer Höhe von 1,96 Metern.
Systemleistung von 374 PS
Doch zurück zur Technik: Der I.D. Buzz verfügt über zwei Elektromotoren an der Vorder- und Hinterachse mit einer Systemleistung von 374 PS. Jeder E-Motor steuert dabei 150 kW Leistung bei, wobei der Antrieb über eine Kardanwelle erfolgt. Mit dieser Leistung lässt sich der I.D. Buzz recht dynamisch bewegen. Gerade einmal fünf Sekunden vergehen bis Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 160 km/h erreicht. An einer Schnellladestation lässt sich die Batterie innerhalb von 30 Minuten bis zu 80 Prozent aufladen. Natürlich lässt sich der Buzz auch an einer Haushaltssteckdose aufladen. VW weist darauf hin, dass der MEB eine Vielzahl von Konfigurationsmöglichkeiten ermöglicht. Das reicht von einem Allradantrieb bis hin zu einem bis zu 200 kW starken Heckantrieb.
„Das Gesamtkonzept des I.D. Buzz ist zukunftsweisend. Diese Studie ist der weltweit erste multivariable Elektrovan mit einem vollautomatisierten Fahrmodus. Er transferiert das Freiheitsgefühl des Microbus in eine völlig neue Epoche der Mobilität“, sagte VW-Entwicklungschef Frank Welsch.
Drehbarer Fahrersitz
Mit Blick auf den vollautonomen Fahrmodus I.D. Pilot verfügt der Buzz über ein einfahrbares Lenkrad. Dazu reicht ein leichter Druck aufs Lenkrad. Hat man dies getan, wird das Fahrzeug in den vollautonomen Fahrmodus versetzt. In diesem Zustand lässt sich auch der Fahrersitz drehen. Wie es sich für ein autonomes Fahrzeug versteht, ist der Buzz komplett vernetzt. So erfassen Laserscanner, Ultraschallsensoren, Radarsensoren, Area-View-Kameras und eine Frontkamera das Umfeld des Fahrzeuges.
Im I.D. Buzz gibt es natürlich auch kein herkömmliches Cockpit mehr. Wichtige Informationen projiziert der Van mit dem Augmented Reality-Head-Up-Display ins Sichtfeld des Fahres und in 3D virtuell auf die Straße. Funktionen wie Infotainment oder die Klimaeinstellungen werden über ein Tablet angesteuert. Bedientasten sucht man auch auf dem Lenkrad vergeblich. Es mutiert zu einer Art Touchpad mit berührungsempfindlichen Feldern. Für den Messeauftritt hat sich die Designabteilung ein nettes Gimmick überlegt. Auf der Mittelkonsole schwebt ein Buddha mit Zipfelmütze. Oder doch ein Gartenzwerg? Egal, es erinnert den Betrachter an die Flower-Power-Generation des ersten Bulli.
Und wann kann man den I.D. Buzz auf der Straße sehen? Frühestens 2022, sagte Bischoff. Nach dem I.D. im Jahr 2020 werde zunächst ein SUV folgen, verriet Bischoff. Die Entscheidung, ob der Buzz wirklich in Serie gehen kann, könnte sich bereits in einigen Wochen entscheiden. Es wäre zu wünschen, dass es dieser Studie gelingt, doch irgendwann das Licht der Welt zu erblicken. Denn der I.D. Buzz gehört zu den Highlights in Detroit. Wenn man sich nicht jetzt für ihn entscheidet, dann wohl nie. Also bitte etwas Mut in Wolfsburg.