VW-Chef Matthias Müller hat die öffentliche Diskussion zu den Vorstandsboni beim Wolfsburger Autobauer kritisiert. Er verstehe zwar die Diskussion, aber nicht, dass sie in die Öffentlichkeit getragen wurde, so der Manager. Für 2015 fließen an die Vorstände mehr als 60 Millionen Euro.
VW-Konzernchef Matthias Müller hat die öffentlich ausgetragene Debatte über die millionenschweren Vorstands-Boni bei Volkswagen kritisiert. "Ich verstehe die öffentliche Diskussion, ich verstehe nicht, dass die Diskussion in die Öffentlichkeit getragen wurde", sagte Müller am Donnerstag in Wolfsburg.
Der niedersächsische Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Stephan Weil (SPD) etwa hatte den Vorstand mehrfach öffentlich zu einem Verzicht bei den Bonuszahlungen aufgefordert. Müller sagte aber, es gebe keine Kluft zwischen Vorstand und Aufsichtsrat.
Einbußen für Winterkorn
Für das Jahr 2015 fließen nun mehr als 60 Millionen Euro an die amtierenden und ausgeschiedenen Mitglieder des Vorstandes. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn beispielsweise darf sich noch über 7,313 Millionen Euro freuen. 2014 hatte Winterkorn noch fast 16 Millionen Euro kassiert - und war mit Abstand bestverdienender Manager unter allen Dax-Lenkern gewesen.
Die Boni-Zahlungen an die VW-Vorstände hatte im Vorfeld für Streit gesorgt. So hatte VW-Aufseher und IG-Metall-Chef Jörg Hofmann Anfang April mehr Bescheidenheit vom Management des Autobauers gefordert- «Es wird allein durch die Folgen des Abgas-Skandals zu einer signifikanten Reduzierung der Boni kommen. Darüber hinaus werden wir mit dem Vorstand über die Frage diskutieren, was in der jetzigen Situation angemessen ist», hatte der Gewerkschafter gesagt.
VW-Chef Müller hatte noch Ende 2015 erklärt, dass der Vorstand bei den Boni im Zuge der Krise «den Gürtel enger schnallen» werde. In der Folge der Diskussion hatten die Vorstandsmitglieder einer Absenkung der ihnen vertraglich zugesicherten Boni zugestimmt. Von der variablen Vergütung behält der Konzern zwar zunächst 30 Prozent ein. Doch das Geld ist nicht futsch, es gibt keinen endgültigen Verzicht. Im Gegenteil: Das Geld wird in virtuelle Aktien umgewandelt und auf Halde geparkt. Nach Ablauf von drei Jahren wird dann der Aktienkurs überprüft. Liegt der 2019 um ein Viertel über dem jüngst wegen der Diesel-Krise niedrigen Niveau, wird das Geld voll ausbezahlt. Liegt der Kurs der Papiere darüber, gibt es sogar entsprechend mehr Geld. Eine Deckelung greift bei 200 Prozent.
Die Gesamtbezüge der einzelnen Vorstände im Überblick:
Matthias Müller (Vorstandsvorsitzender): 4,173 Millionen Euro
Herbert Diess (Vorstand VW-Pkw): 7,127 * (inklusive 5 Millionen Euro Kompensationen aufgrund des Wechsels von BMW nach VW)
Francisco Javier Garcia Sanz (Einkauf): 4,362 Millionen Euro
Jochem Heizmann (China): 3,450 Millionen Euro
Christian Klingler (Vertrieb): 5,757 Millionen Euro
Horst Neumann (Personal): 4,158 Millionen Euro
Leif Östling (Nutzfahrzeuge, Austritt 28.02.15): 0,965 Millionen Euro
Hans Dieter Pötsch (Finanzen, Austritt 7.10.15): 2,895 Millionen Euro
Andreas Renschler (Nutzfahrzeuge, seit 01.02.2015): 14,914 (Inklusive 11,5 Millionen Euro Kompensationen aufgrund des Wechsels von Daimler zu VW)
Rupert Stadler (Audi): 4,097 Millionen Euro
Martin Winterkorn (Ex-Vorstandsvorsitzender): 7,313 Millionen Euro
Frank Witter (Finanzen): 0,904 Millionen Euro
Gesamtsumme: 60,115 Millionen Euro (Inklusive einmaliger Kompensationszahlungen für Andreas Renschler und Herbert Diess in Höhe von 16,5 Millionen Euro.) (AG/dpa)