Oliver Blume betont als neuer VW-Chef die Notwendigkeit von Teamwork. Der Aufsichtsrat hat zu seinem Amtsantritt zudem den Konzernvorstand verkleinert.
Blume hat neben der Notwendigkeit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit allen Akteuren in dem komplexen Unternehmen einen weiteren Ausbau der Elektromobilität angekündigt.
Unter Vorgänger Herbert Diess habe die Führung insgesamt „strategisch und technologisch einen guten Job“ gemacht, sagte er am Donnerstag in einer internen Manager-Konferenz. „Jetzt müssen wir liefern“, so Blume – „im Interesse unserer Kunden, unserer Investoren und der gesamten Volkswagen-Mannschaft“. Der Produktionsexperte behält zunächst auch die Leitung der Tochter Porsche. „Für mich stehen Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund“, erklärte Blume zur Übernahme der zusätzlichen Top-Funktion in Wolfsburg.
Richtige Weichen gestellt
In den vergangenen Jahren habe Europas größtes Unternehmen „die richtigen Weichen gestellt“, meinte er mit Blick auf zentrale Themen der Autobranche wie alternative Antriebe, Digitalisierung oder den Wandel der Arbeitswelt. Viele Branchenbeobachter sprachen auch Diess hierfür große Anerkennung aus. In den Beziehungen zum Betriebsrat, zur IG Metall und zum Land Niedersachsen gab es zuletzt jedoch oft große Spannungen – dem bisherigen V -Chef wurden etwa Alleingänge bei Sparvorschlägen, eine stetige Erhöhung des Drucks an den Werkslinien und ein ruppiger Kommunikationsstil vorgeworfen. Außerdem kam es zu gefährlichen Verzögerungen in der konzernweiten Software-Strategie.
Aus Sicht Blumes ist eine systematische und transparente Umsetzung von vereinbarten Zielen wichtig. Inmitten aller Umbrüche und Umbauten brauche das Unternehmen auch ein Maß an kontinuierlicher Stabilität – dafür sei es entscheidend, den richtigen Rhythmus zu finden.
E-Mobilität gehört die Zukunft
Unter Diess investierte die nach Toyota zweitgrößte Autogruppe der Welt hohe Milliardensummen in die Entwicklung von E-Fahrzeugen. Blume hält diesen Weg für grundsätzlich richtig. „Der E-Mobilität gehört die Zukunft“, sagte er. „Wir werden das bisherige Tempo beibehalten und, wo möglich, erhöhen. Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche.“
Parallel hierzu bekräftigte Blume jüngst aber auch sein Interesse an den umstrittenen E-Fuels – synthetischen Verbrenner-Kraftstoffen, deren CO2-Bilanz prinzipiell günstig ausfallen kann, für die vorher aber viel Energie eingesetzt werden muss. „Die Produktion macht Sinn, wenn ich sie an Orten auf der Welt herstelle, wo nachhaltige Energie im Überfluss vorhanden ist“, sagte er der „Braunschweiger Zeitung“. Die E-Mobilität werde sich „weltweit irgendwann nachhaltig durchsetzen, wir müssen aber Lösungen für den Weg dorthin schaffen“.
Vorstand verkleinert
Der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wird jetzt gestutzt. Wie VW bestätigte, sollen Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung in einer Art „Syngerien-Ressort“ aufgehen – dieses firmiert zusätzlich als „erweiterte Konzernleitung“. Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender „dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren“, hieß es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.
Querschnittssektoren wie Einkauf und Vertrieb oder die durch immer mehr Gleichteil-Baukästen geprägten Felder Entwicklung und Produktion sollen daher in der „erweiterten Leitung“ gebündelt werden. In diesem Zusammenhang geht es auch um Standardisierung und Kostensenkung.
Wortmann bleibt für Vertrieb zuständig
Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Hildegard Wortmann soll für das Thema Vertrieb zuständig bleiben, Murat Aksel für den Einkauf. Der Entwicklungschef von Porsche, Michael Steiner, füllt diese Aufgabe jetzt auch für den Konzern aus, Gleiches gilt für Christian Vollmer von der Kernmarke VW und das Ressort Produktion. In den zurückliegenden Wochen hatte es in einigen Berichten Spekulationen gegeben, dass manche Bereiche auch ganz gekappt werden oder manche Führungskräfte ausscheiden könnten.
Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Außerdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen – denn der Börsengang der Porsche AG gehört zu den wichtigsten Projekten in den kommenden Monaten. (dpa)