Volkswagen setzt auf Wachstum in China

Audi in der Zange

Volkswagen setzt auf Wachstum in China
VW-China-Chef Jochem Heizmann © dpa

Volkswagen setzt auf eine positive Entwicklung auf dem chinesischen Markt nach der Trendwende Ende des vergangenen Jahres. Bei Audi hofft man, dass sich das Premium-Segment noch besser entwickelt als der Gesamtmarkt.

Der Volkswagen-Konzern rechnet in diesem Jahr auf seinem wichtigsten Markt in China mit einem Absatzwachstum von mehr als sechs Prozent. Nach der "Trendwende" seit Ende 2015 entwickle sich der größte Automarkt der Welt im Frühjahr weiter positiv, sagte China-Vorstand Jochem Heizmann vor der Eröffnung der internationalen Automesse in Peking. VW-Chef Matthias Müller fehlte im Reich der Mitte, da er am Rande der Eröffnung der Hannover Messe mit US-Präsident Barack Obama zusammentreffen sollte.

Die "Auto China", die am heutigen Montag in Peking eröffnet wird, gehört heute zu den wichtigsten Messen der Branche weltweit. Bis zum 4. Mai werden rund 800.000 Besucher erwartet, etwa 2000 Aussteller aus 14 Ländern präsentieren ihre Neuheiten.

VDA erwartet robusten Markt

Der chinesische Markt wird nach den Erwartungen Heizmanns in diesem Jahr ungefähr so wie die Wirtschaft insgesamt zulegen: "Unser Ziel ist, da mindestens mitzuhalten." Nach der Vorhersage der Regierung soll Chinas Wirtschaft zwischen 6,5 und 7 Prozent wachsen.

Heizmann sagte, kein anderer Automarkt der Welt steigere sich heute in einer solchen Größenordnung: "Das ist sehr wohl ein positiver Ausblick." Im Vorjahr hatte die VW-Gruppe in China ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen müssen.

Der chinesische Pkw-Markt entwickelt sich nach Einschätzung des Branchenverbands VDA "robuster als von vielen erwartet". Für 2016 erwartet Geschäftsführer Klaus Bräunig ein Plus von sechs Prozent auf 21,3 Millionen Neuwagen. Die deutschen Hersteller hielten auch 2015 noch einen "starken" Marktanteil von 20 Prozent. Im Vorjahr lag der Wert aber noch um gut einen Prozentpunkt höher. Experten zufolge holen chinesische Hersteller auf.

Harter Kampf im Premium-Segment

Überraschend stark wächst in der Volksrepublik auch wieder der Oberklassemarkt, der im ersten Quartal um zehn Prozent zulegte. Audi-China-Chef Joachim Wedler nannte die Aussichten "absolut positiv". Bis zum Sommer werde Audi in China seine Modellpalette zu 60 Prozent erneuern: "Das wird ein Selbstläufer." Wedler räumte aber auch ein, dass Audi von Wettbewerbern wie BMW und Mercedes in die Zange genommen werde. "Die Konkurrenz versucht, Marktanteile abzugreifen - in einigen Bereichen erfolgreich."

Trotz der massiven Rückstellungen von über 16 Milliarden Euro wegen des Abgas-Skandals allein für das Jahr 2015 hält VW an seinen Plänen für Investitionen von vier Milliarden Euro in diesem Jahr in China fest. Die "außerordentliche Bedeutung" Chinas für den Konzern werde in Zukunft noch wachsen, sagte Heizmann.

Diesel-Skandal in China ohne Wirkung

Erstmals verkaufte die Kernmarke VW im ersten Quartal jedes zweite Auto weltweit in der Volksrepublik, wo aber mit Joint-Venture-Partnern produziert werden muss. Während der globale Absatz von Europas größtem Autobauer im März stagnierte, legte er in China um gut sechs Prozent zu.

Die Diesel-Affäre macht Volkswagen in China vergleichsweise wenig Probleme, weil bisher nur 1950 importierte Fahrzeuge betroffen sind. Die technischen Vorbereitungen für die Umrüstung seien getroffen, sagte Heizmann. Auf Fragen nach der wachsenden Abhängigkeit von China meinte er, die Prioritäten müssten richtig gesetzt und der Markt gemeinsam mit den Joint-Venture-Partnern richtig beurteilt werden: "Was tut sich hier? Welche Autos brauchen wir hier und wie schnell?" (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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