Nach über 20 Jahren: Chinesischer Automarkt schrumpft

Nach über 20 Jahren: Chinesischer Automarkt schrumpft
Mercedes legte in China im vergangenen Jahr zweistellig zu © dpa

Der chinesische Automarkt ist 2018 angesichts der Zollstreitigkeiten zwischen den USA und China erstmals seit mehr als zwanzig Jahren geschrumpft. Die deutschen Hersteller halten sich gut.

Der Absatz von Pkw sackte in dem Land im Vorjahresvergleich um sechs Prozent auf 22,7 Millionen Autos ab, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Mittwoch in Peking mitteilte. Für 2019 zeichnet sich laut Experten ein weiterer Abschwung ab – wenn sich der Handelsstreit mit den USA nicht auflöst. Allerdings könnte auch die chinesische Regierung mit stützenden Maßnahmen unter die Arme greifen.

Der von US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelsstreit zwischen den USA und China verunsicherte seit der Jahresmitte chinesische Kunden, die sich in der Folge mit dem Autokauf zurückhielten. Im Dezember setzte es zum Vorjahresmonat einen Verkaufsrückgang bei Autos, SUVs und leichten Mehrzweckfahrzeugen von 19 Prozent, der siebte Monat in Folge mit einem Minus.

VW knapp im Minus

China ist der wichtigste Einzelmarkt für die deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW. Diese halten sich mit ihren Premiummarken allerdings vergleichsweise gut im Markt: Mercedes blickt auf ein Jahresplus von gut elf Prozent im Land zurück. BMW meldete bis November einen Verkaufsanstieg von mehr als sechs Prozent. Die VW-Tochter Audi hatte bis dahin ein Plus von 13 Prozent eingefahren. Größere Probleme haben vor allem die Massenhersteller. Die Marke VW lag bei den Auslieferungen in den ersten elf Monaten mit 0,5 Prozent im Minus.

Auch für das gerade begonnene Jahr rechnen viele Experten derzeit mit einem weiteren Abschwung. Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs schätzen das Minus 2019 auf sieben Prozent, diejenigen von Bernstein Research auf vier Prozent. Der Branchenverband PCA selbst geht hingegen von einem Wachstum von 1,2 Prozent aus, wie Generalsekretär Cui Dongshu sagte.

Chinesische Regierung denkt an Förderung

Der chinesische Herstellerverband CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) rechnete zuletzt noch mit einer stabilen Entwicklung. Wie schon des öfteren in der Vergangenheit könnte die chinesische Regierung etwa mit Steuererleichterungen am Markt eingreifen, um ihn zu stützen.

Der Vizechef der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform, Ning Jizhe, kündigte im chinesischen Sender CCTV am Dienstagabend ein Bündel an Maßnahmen an, auch um das Auto jenseits der verkehrsinfarktgefährdeten Megastädte bei der Landbevölkerung weiter zu fördern. Aktien des chinesischen Herstellers Geely zogen in Hongkong daraufhin um über acht Prozent an, diejenigen von Great Wall Motor kletterten um über neun Prozent.

Eskalation im Handelsstreit droht

Auch die chinesische Gesamtkonjunktur bleibt von dem Streit um Zölle nicht unberührt. Die Stimmung in der Industrie ist mau, Einzelhandel und Industrieproduktion blieben im November deutlich hinter den Erwartungen zurück. Immerhin endeten die Handelsgespräche von Unterhändlern am Mittwoch in Peking nach einer Verlängerung mit positiven Zeichen. Trump hatte zuvor davon gesprochen, die Verhandlungen liefen „sehr gut“.

Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping hatten sich im Dezember auf einen vorübergehenden „Waffenstillstand“ geeinigt. Solange wird eine angekündigte weitere Erhöhung der US-Sonderabgaben auf chinesische Importe ausgesetzt. Gibt es keine Einigung, droht eine Eskalation. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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