Audi vor Übernahme von Ducati

Für 860 Millionen Euro

Audi vor Übernahme von Ducati
Audi kauft Ducati für 860 Millionen Euro © dpa

Bestätigt haben weder VW noch Audi den Deal. Doch am Mittwoch soll die VW-Tochter aus Ingolstadt den Motorradhersteller Ducati kaufen.

Volkswagen steigt ins Motorradgeschäft ein. Europas größter Autobauer lässt seine bayerische Nobeltochter Audi Branchenkreisen zufolge den italienischen Luxus-Hersteller Ducati für rund 860 Millionen Euro übernehmen und erweitert seine Modellpalette damit auch auf Zweiräder. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sollen die Aufsichtsräte von Audi und der Mutter Volkswagen am späten Mittwochnachmittag - einen Tag nach dem 75. Geburtstag von VW-Patriarch Ferdinand Piëch - den Deal absegnen.

Einstieg von VW bei Ducati schon länger erwartet

Weder VW noch Audi wollten sich am Dienstag in Wolfsburg und Ingolstadt dazu äußern und betonten, die Unternehmen kommentierten keine Spekulationen. Der Einstieg des VW-Konzerns in das Motorradgeschäft wird allerdings bereits seit längerem erwartet. Vor allem Piëch wurde immer wieder Interesse an Ducati nachgesagt. VW-Chef Martin Winterkorn hatte die Kaufabsichten bisher nicht eindeutig dementiert, aber auch nicht bestätigt. Audi ist auch die Mutter des italienischen Sportwagenbauers Lamborghini.

Ducati wurde 1926 gegründet und gehört zu den bekanntesten Motorradherstellern der Welt. Der Finanzinvestor Investindustrial hatte das Traditionsunternehmen vor einigen Jahren übernommen, als es in einer Krise steckte. Vor kurzem kündigte Investindustrial an, das Unternehmen für bis zu eine Milliarde Euro verkaufen zu wollen. Der Nobelhersteller machte 2011 einen Umsatz von gut 480 Millionen Euro und schreibt schwarze Zahlen. Rund 42 000 Motorräder verkauften die Italiener im vergangenen Jahr. Die Marke gilt als «Perle» der Branche und genießt einen hervorragenden Ruf. Dennoch gibt es Probleme.

Schwierige Zeiten für Motorradmarkt

Das Zweiradgeschäft gilt als ziemlich schwierig, in Europa bekamen die Hersteller bereits die jüngste Wirtschaftskrise heftig zu spüren und konnten sich anders als die Autokollegen kaum erholen. Der Markt auf dem Kontinent hat sich zuletzt halbiert. Auch die Schuldenkrise verunsichert die Verbraucher - und Motorräder gelten wohl vielen Käufern als eher verzichtbare Anschaffungen. Viele Autobauer haben sich längst vom Zweirad verabschiedet. In Deutschland produziert derzeit BMW als einziger Autobauer Motorräder.

Doch VW schreckt das nicht, auch weil Ducati wohl Technik zu bieten hat, die auch für die Autoproduktion nützlich sein kann, etwa im Leichtbau oder bei Motoren. Offizielle Informationen über das Motorradgeschäft dürfte es erst am frühen Mittwochabend geben. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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