Die Branchenkrise geht auch am Autobauer Volkswagen nicht vorbei. Der VW-Konzern erwartet deshalb weniger Umsatz und Gewinn für das kommende Jahr.
Der Umsatz dürfte 2020 nun nur noch mindestens 20 Prozent über demjenigen von 2016 liegen, sagte Volkswagen-Finanzchef Frank Witter am Montag in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Vorher hatte Volkswagen mit einem Wachstum von mindestens 25 Prozent in diesem Zeitraum gerechnet. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Automarkt hätten sich geändert, sagte Witter. «Das Beste der Party ist vorbei.»
2016 hatte VW gut 217 Milliarden Euro Umsatz gemacht, davon ausgehend kalkulieren die Wolfsburger nun mit mindestens knapp 261 Milliarden Euro Erlös im kommenden Jahr. Vorher waren zehn Milliarden Euro mehr geplant.
Weniger Gewinn erwartet
Die mittelfristige Planung aktualisiert VW jährlich mit den Ergebnissen der fünfjährigen Investitionsplanungsrunde, die der Konzern am Freitag beschlossen hatte. Den regulären Ausblick für das Jahr 2020 will Volkswagen mit dem Geschäftsbericht im März veröffentlichen.
Ausgehend vom geringeren Umsatzwachstum wird auch weniger Gewinn bei Volkswagen übrigbleiben. VW hatte die Renditeziele für den bereinigten operativen Gewinn das kommende Jahr mit 6,5 bis 7,5 Prozent bestätigt. Nun stehen damit rund 18,25 Milliarden Euro operatives Ergebnis in der Finanzplanung, unter dem Strich wird mit 27 bis 28 Euro Gewinn je Aktie ebenfalls weniger ankommen als zuvor mit 30 Euro gedacht.
Zweifel an Einigung bei Musterklage
Unterdessen zeichnet sich in der Musterklage gegen VW für fast eine halbe Million Dieselfahrer eine Einigung ab, zumindest nach Auffassung des Gerichts.. Er werde im weiteren Verfahrensverlauf Vergleichsgespräche anregen, kündigte der Vorsitzende Richter Michael Neef an. Mit dem zweiten Verhandlungstag wurde am Montag am Braunschweiger Oberlandesgericht (OLG) das Musterverfahren über mögliche Schadenersatzansprüche von VW-Kunden fortgesetzt.
Sowohl Volkswagen als auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) äußerten aber Zweifel. „Ein Vergleich ist kaum vorstellbar“, sagte ein VW-Sprecher. Derzeit liege nach wie vor noch kein aktueller, vollständiger Registerauszug vor. Ähnlich hatte sich zuvor der Verbraucherzentralenverband geäußert. „Es gab bisher keine Vergleichsverhandlungen mit VW“, sagte Verbandschef Klaus Müller. Diese seien nur sinnvoll, wenn der komplette Registerauszug vorliege. Tatsächlich steht die Zahl der angemeldeten Verbraucher noch nicht fest. Es habe rund 445 000 Anmeldungen gegeben, es lägen aber auch etwa 77 000 Rücknahmeerklärungen vor, teilte Richter Neef mit. (dpa)