Erster VW-Elektromotor kommt aus Kassel

Serie ab 2013

Einst stand das VW-Werk in Kassel auf der Abschussliste, nun entsteht dort die Technologie der Zukunft: Von 2013 an wird der erste VW- Elektromotor in Serie gefertigt. Die Vorbereitungen laufen.

Von Timo Lindemann

Der erste Serien-Elektromotor von Volkswagen wird im Werk Kassel-Baunatal gebaut. Das hat VW- Komponentenvorstand Werner Neubauer am Donnerstag bei einem Führungskräftetreffen des Autobauers in Dresden bekanntgegeben. Das Werk habe mit dem Zuschlag den japanischen Spezialisten Toshiba hinter sich gelassen, sagte Werkleiter Hans-Helmut Becker der Nachrichtenagentur dpa. Von 2013 an soll der neue Kleinwagen Up mit E-Motoren und Getrieben aus Kassel ausgestattet werden.

Innovationsfonds der Beschäftigten senkt Kosten

«Im ersten Jahr sollen rund 10.000 Stück ausgeliefert werden», sagte Becker. Für das neue Getriebe sollen bestehende Produktionslinien genutzt werden, die Motorenfertigung wird komplett neu aufgebaut. Dafür nimmt VW rund zehn Millionen Euro in die Hand. Wie viele neue Arbeitsplätze entstehen, sei noch nicht klar. Derzeit arbeiten im Werk Kassel rund 13.500 Beschäftigte.

«Wir sind sehr glücklich. Das ist eine wichtige Entscheidung für den Standort Kassel und kurz vor Weihnachten ein tolles Signal für die Belegschaft», betonte Betriebsratschef Jürgen Stumpf. Die Beschäftigten hatten mit einem im Tarifvertrag vereinbarten Innovationsfonds dazu beigetragen, dass vor allem die Investitionen und Prototypenkosten deutlich geringer waren als bei Toshiba. «Das Ziel aller war, den Antrieb nach Kassel zu holen», betonte Becker.

Bis zu 300 Kilometer Reichweite

Für Kassel spreche, dass im Werk viele benötigte Kompetenzfelder vorhanden seien: Gießerei, Presswerk und der Getriebebau. Der Elektrokleinwagen Up soll in der slowakischen Hauptstadt Bratislava montiert werden. Das Werk in Kassel stellt bislang eigentlich keine Motoren, sondern Getriebe, Abgasanlagen und Karosserieteile für viele Marken des VW-Konzerns her. 2009 wurden rund 2,5 Millionen Getriebe und fast vier Millionen Abgasanlagen produziert.

Die Leistungen des Elektromotors sollen vergleichbar sein mit denen des VW-Elektrotaxis, das bereits für mehrere Städte wie Berlin, Mailand, London und Hongkong vorgestellt wurde. Dieses rund 120 Stundenkilometer schnelle Gefährt hat eine Spitzenleistung von 85 Kilowatt (Dauerleistung: 50 Kilowatt). Je nach Fahrweise soll die Reichweite bis zu 300 Kilometer betragen. Über den Preis des E-Up ist noch nichts bekannt. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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